Die Hofmolkerei Eggers in Bullenkuhlen verzichtet beim Joghurt auf die umstrittene Gentechnik. Der Großproduzent Bauer zieht jetzt auch nach.

Bullenkuhlen. In dritter Generation betreibt Stephan Eggers Milchviehwirtschaft auf seinem Hof in Bullenkuhlen, der 1672 erstmals erwähnt wurde. Um sich von den stark schwankenden Milchpreisen unabhängiger zu machen, hat sich Eggers mit seiner Frau Corinna Hammen vor vier Jahren ein neues Standbein geschaffen. Zweimal in der Woche produzieren sie Joghurt in verschiedenen Geschmacksrichtungen.

Und nicht nur das: Ihr Naturprodukt ist absolut gentechnikfrei. Keine ihrer 70 Kühe wird mit genmanipuliertem Sojaschrott gefüttert, wie dies vor allem in den USA und Südamerika üblich ist. Und auch die Zusatzstoffe ihrer Fruchtjoghurts seien mit keinerlei Gentechnik produziert und weiterverarbeitet worden, hat sich die Hofmolkerei Eggers vom Bundesverband "Lebensmittel ohne Gentechnik" im Oktober 2010 lizenzieren lassen.

Dort sind inzwischen 140 Betriebe aus der Nahrungsmittelindustrie registriert, sagt Alexander Hissting, Leiter der Geschäftsstelle in Berlin. Darunter erst zwei Joghurt-Hersteller: die Hemme Milch GmbH & Co. KG in Wedemark in Niedersachsen und die Hofmolkerei Eggers in Bullenkuhlen.

Hissting: "Beide Betriebe haben glaubhaft bescheinigt, dass die Futtermittel für ihre Tiere nicht als gentechnisch verändert deklariert sind. Die Joghurtzutaten dürfen nicht gentechnisch verändert sein, nicht von einem gentechnisch veränderten Organismus (GVO) stammen und nicht durch einen GVO produziert worden sein." Es obliege jetzt der Lebensmittelüberwachung in den Bundesländern, die Einhaltung dieser Standards zu kontrollieren.

Bisher ist der kleine Joghurt-Hersteller aus dem kleinsten Dorf des Kreises Pinneberg mit dieser Gentechnik-Freiheit nicht hausieren gegangen. Doch als jüngst der große Hersteller Bauer bundesweit damit warb, "der erste gentechnikfreie Fruchtjoghurt Deutschlands" zu sein, wunderte sich Corinna Hammen doch sehr. "Wir haben das vor eineinhalb Jahren angemeldet und sind zertifiziert worden. Da waren wir sicher nicht die ersten. Aber dann kann Bauer jetzt erst recht nicht der erste Hersteller sein."

Bauer, der von einem unabhängigen Prüfinstitut überwacht werde, sei aber "der erste große konventionelle Joghurthersteller, der die 'ohne Gentechnik'- Kennzeichnung nutzt", sagt dazu Hissting. "Das Unternehmen geht damit eine klare Vorreiterrolle ein."

Der Vortrag eines Lebensmittelexperten hatte die Familie Eggers/Hammen auf diesen neuen Weg geführt. Die beiden erfuhren, was Verbandssprecher Hissting bestätigt, dass in Deutschland Milch, Fleisch und Eier nicht kennzeichnungspflichtig sind, wenn die Futtermittel, die die Tiere bekommen, gentechnisch bearbeitet sind. Vor allem US-amerikanische Landwirte setzen auf die Gentechnik, um die Pflanzen gegen Pestizide immun zu machen.

Welche Auswirkungen das auf die Böden, die Nahrungskette und den Organismus des Menschen hat, ist bis heute nicht erforscht. "Deshalb haben wir uns entschlossen, unseren Kunden ein wirklich gutes, gesundes und Gentechnik-freies Produkt anzubieten", erklärt Landwirtin Hammen. Sogar die beigemischte Vanille sei natürlich und kein künstlicher Aromastoff.

Bei ihren Abnehmern kommt das offenbar gut an. Etwa 40 Supermärkte und Lebensmittelhändler, vor allem von Edeka und Rewe in Hamburg und dem Kreis Pinneberg, beliefern sie mit ihrem Joghurt mit Vanille-, Erdbeer-, Kirsch-, Aprikosen- und Bananen-Geschmack. "Das sind in der Regel selbstständige Kaufleute, die selber über ihr Sortiment bestimmen können", erklärt Eggers und sagt stolz: "Wir sind die einzige Hofmolkerei im Kreis Pinneberg, die sich darauf spezialisiert hat." 700 Kilogramm Joghurt stellen sie pro Woche her. Die Produktion wäre noch ausbaufähig, da ihre Kühe jeden Tag 1000 Liter Milch bringen, die noch zu 90 Prozent an die Meierei in Barmstedt geliefert werden. Literpreis zurzeit: 32 Cent.

Die Qualität ihres Joghurts wird nicht nur durch die Kunden bewertet, die ihn in 500-Gramm-Gläsern zu 1,99 Euro in Supermärkten erwerben. Auch die Lebensmittelhändler überprüfen regelmäßig bei der Anlieferung, ob die Höchsttemperatur von sieben Grad Celsius nicht überschritten wird. Dafür hat sich Eggers eigens ein Kühlfahrzeug angeschafft, mit dem er die Märkte bis nach Rahlstedt und Poppenbüttel ansteuert. Drei Teilzeitkräfte helfen bei der Joghurt-Produktion.

Dafür wird die Milch am Vorabend pasteurisiert, also auf eine Temperatur von 65 Grad erhitzt, berichtet Eggers. Dieser Vorgang muss mindestens zwölf Stunden vor der Joghurt-Produktion geschehen. Am nächsten Morgen dann werden die Joghurt-Kulturen in einem gefriergetrockneten Pulver der Milch beigemischt, die dann aus der weißen Flüssigkeit leckeren Joghurt macht.

Anfangs hätten sie mit dem Zucker- und Fruchtanteil noch experimentiert, erzählt der Landwirt. Doch mit Hilfe von Freunden, die sie zu Geschmacksproben einluden, sei das nun bewährte Mischungsverhältnis ausgewählt worden: 17 Prozent Frucht- und zwei Prozent Zuckeranteil. Ganz ohne Zucker geht es nicht, findet Corinna Hammen. "Wenn man Erdbeeren isst, schmecken die ja auch besser mit einem Löffel Zucker drauf. Das ist bei unserem Joghurt ganz genauso. Wenn die Leute ihn erst einmal probiert haben, schmeckt er ihnen meistens." Nach dem Kauf sei der Joghurt etwa elf Tage lang haltbar.