SPD, FDP und Grüne beschließen, den Pachtvertrag zum Jahresende 2013 kündigen. Das Heim fordert jährlich Zuschüsse von 35.000 Euro.

Kreis Pinneberg/Hadersleben. Die Tage der Ferienfreizeiten im Pinneberg-Heim im dänischen Hadersleben sind gezählt. Der Schulausschuss des Kreistages hat am Donnerstagabend nach fast zweistündiger hitziger Debatte mit den Stimmen von SPD, FDP und Grünen beschlossen, den seit 1984 laufenden Pachtvertrag fristgerecht zum Jahresende 2013 zu kündigen. Das Heim, das jährliche Zuschüsse von mindestens 35 000 Euro vom Kreis erfordert, sei nicht wirtschaftlich zu führen, lautete die Begründung.

Doch dies muss noch nicht das endgültige Aus für die 38-Betten-Unterkunft bedeuten. Im Kreistag, der darüber am 6. Juni zu entscheiden hat, verfügen diese drei Fraktionen nicht über die Mehrheit. Die KWGP und Die Linke, die mit der CDU das Heim erhalten wollen, sind im Fachausschuss nicht stimmberechtigt. Zusammen haben diese drei Fraktionen ebenso viele Sitze im Kreistag wie die Gegner des Heimes.

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Die Befürworter des Pinneberg-Heimes warfen alles in die Waagschale, was für die Aufrechterhaltung dieses Pachtvertrages sprechen würde: der tolle Ostseestrand, die einmalige Lage, die heimelige Atmosphäre, die Tradition, die gute Nachbarschaft zu Dänemark, die Förderung benachteiligter Jugendlicher, die sich sonst keinen Urlaub leisten könnten. Vor allem der Kreisjugendring (KJR), der das Heim seit 2005 für den Kreis Pinneberg betreibt, und Gösta Toft vom Vorstand der Stiftung des Pinneberg-Heims, der das Haus gehört, versuchten immer wieder, die Gegner umzustimmen.

Toft, eigens aus Hadersleben angereist, kämpfte wie ein Löwe für die Einrichtung. Als Nachbar beobachte er immer wieder, wie sehr sich die Kinder und Jugendlichen freuten, wenn sie dort ihre Ferien und Klassenreisen verbrachten. "Es ist einer der besten Ostseestrände überhaupt." Der Zuschuss des Kreises betrage rund zehn Euro pro Übernachtung. "Das muss uns doch die Sache wert sein", sagte der an diesem Abend nicht stimmberechtigte KWGP-Fraktionschef Burghard Schalhorn. "Wenn es geschlossen wird, werden auf dem Gelände Ferienhäuser gebaut", warnte Toft. "Dann ist Schluss. Dann gibt es kein Heim für Kinder mehr."

Birgit Hammermann und Andreas Dirbach vom KJR betonten, wie sehr sie es bedauern würden, wenn diese Einrichtung nicht mehr die Sportvereine und Schulklassen des Kreises Pinneberg genutzt werden könnte. "Das Haus ist grandios für kleinere Gruppen, um Urlaub zu machen", sagte Dirbach. "Wir möchten es gerne weiter betreiben." Es sei allerdings nicht kostendeckend zu betreiben. Auch der Erlass der jährlichen Grundsteuer von rund 8000 Euro, der dieses Jahr erstmals greife, könnte nicht zur Reduzierung des Kreis-Zuschusses führen. Die Kosten für Heizöl und Abfallentsorgung stiegen ständig an, Sanierungsarbeiten müssten dringend erledigt werden, sagte Toft und wurde dabei von Kreispräsident Burkhard E. Tiemann unterstützt. "Dieser Steuererlass darf keine Begehrlichkeiten wecken, den Kreiszuschuss zu senken."

Die SPD habe nichts gegen das Heim und wolle auch nicht die Arbeit des KJR kritisieren, sagte Nicolai Overbeck. Aber Tatsache sei nun einmal, dass das Heim stetig an Anziehungskraft verliere. Seit 2000 seien die Belegungszahlen um rund 40 Prozent gesunken, rechnete Overbeck vor. Im Jahr 2011 waren es 3234 Übernachtungen im Vergleich zu 5100 zu Beginn dieses Jahrtausends.

Dafür seien zum Teil auch die negativen Schlagzeilen verantwortlich, dass das Heim vor dem Aus stünde, argumentierte Birgit Hammermann. Gerade erst habe ein Sportverein seine bereits gebuchte Reise wieder abgesagt, weil die öffentliche Diskussion für zu viel Verwirrung gesorgt hätte.

Auf die Frage des Grünen-Abgeordneten Burkhard Stratmann, wie denn der KJR den sinkenden Zahlen der Jugendlichen angesichts des demografischen Wandels bei gleichzeitig steigenden Kosten begegnen wolle, wusste die KJR-Vizechefin keine Antwort. Stratmann: "Es wird teurer und es gibt weniger Jugendliche, aber Sie haben kein Konzept." Und Gunnar Werner, der den Kündigungs-Antrag der FDP begründete, argumentierte: "Wenn wir es schließen, brauchen wir dort auch nicht mehr zu investieren."

Die KWGP will am 6. Juni im Kreistag beantragen, dass der KJR pro Übernachtung 10,50 Euro erhält, der jährliche Zuschuss aber auf 40 000 Euro begrenzt wird. Je größer die Auslastung des Heimes, desto mehr Geld erhielte der KJR und umgekehrt. Overbeck: "Dann trägt der KJR das Risiko."