Friedhofs-Diskussion: SPD will Urnen in oberirdischen Kammern beisetzen. CDU kritisiert die Pläne und spricht von einem “Hochregallager“.

Schenefeld. Das Thema war schon tot, ist jetzt aber quicklebendig. Die Rede ist von einem möglichen Friedhof für Schenefeld. Nachdem sich am Sonntag in einer Umfrage 62,5 Prozent der befragten Schenefelder für eine Begräbnisstätte in der Stadt ausgesprochen haben, ist innerhalb der Politik eine Diskussion entbrannt, wie mit dem Votum umzugehen ist.

Die Schenefelder SPD hat sich klar positioniert: "Ein konventioneller Friedhof ist nicht mehr zeitgemäß", sagt der Fraktionsvorsitzende Nils Wieruch. Die Bestattungskultur habe sich geändert - und auch die Kostenseite nimmt die SPD als Argument. Wieruch: "Wir müssten 1,5 bis 2 Millionen Euro investieren, die jährlichen Betriebskosten für die Stadt betragen zwischen 100 000 und 200 000 Euro."

Die Sozialdemokraten favorisieren deshalb eine Billig-Version - ein sogenanntes Kolumbarium. Dahinter verbirgt sich ein Urnenwandsystem aus Edelstahl, das kostengünstig zu beschaffen ist und variabel erweigert werden kann. So bietet etwa die Firma V + P Friedhofskonzepte GmbH eine Anlage mit einem Durchmesser von 25 Metern für 70 000 Euro an. Sie besteht aus drei Stelen für 96 Urnen und würde, so findet die SPD, für den Anfang reichen.

"Wir favorisieren eine Fläche am Sandstückenweg, die sich bereits im Besitz der Stadt befindet", erläutert SPD-Vorstandsmitglied Frank Grünberg. Das Areal befindet sich in unmittelbarer Nähe zum neu gebauten Trauerzentrum Seemann, was ein weiterer Pluspunkt wäre. Grünberg ist sich sicher: Ein reiner Urnenfriedhof könnte für die Stadt nahezu kostendeckend betrieben werden. Schöndienst: "Wir müssen in diesem Fall auch keine Trauerkapelle bauen. Die Trauerfeiern finden in der Kirche oder im Trauerzentrum statt, die Urnenbeisetzung später im Kolumbarium."

Einer Idee, der FDP-Fraktionschefin Karin Förster durchaus Sympathie entgegenbringt. "Ein eigener Friedhof ist wirtschaftlich nicht tragbar", sagt sie. Aber sie sagt auch weiter: "Ich würde es begrüßen, wenn die Stadt einen Friedhof hätte." Mit dem Ergebnis der Befragung habe sie gerechnet, bekennt Förster. Sie fände es gut, wenn die Politik den Willen der Bürger umsetzt. Dennoch seien auch Probleme offenkundig. "Viele Schenefelder haben ihre Familiengräber woanders."

Eine Schwierigkeit, die auch der CDU-Fraktionsvorsitzende Hans-Jürgen Rüpcke sieht. "Das wird schon ein paar Jahre dauern", sagt er. Dennoch wolle die CDU im Gegensatz zu den Sozialdemokraten keine reine Urnenbegräbnisstätte. Rüpcke: "Wenn schon einen Friedhof, dann auch einen vernünftigen." Die SPD-Pläne bezeichnet der CDU-Mann als "Hochregallager". Rüpcke: "Nur eine Bestattungsart anzubieten entspricht nicht den Wünschen der Bevölkerung." Das Ergebnis der Bürgerbefragung sei eindeutig - und die Politik solle jetzt danach handeln. Rüpcke: "Als erstes brauchen wir ein vernünftiges Grundstück."

Die Christdemokraten favorisieren eine Fläche am Kameruner Weg, die sowohl von der Siedlung als auch aus Schenefeld-Dorf gleich gut zu erreichen ist. Das Areal sei sowohl für Erdbestattungen als auch für Urnenbeisetzungen geeignet. Rüpcke rechnet mit Kosten für Grunderwerb und Umgestaltungen von mindestens einer Million Euro.

"Wir müssen jetzt sehen, dass wir mit dem Grundstückseigentümer handelseinig werden." Rüpcke plädiert dafür, die Fläche bei der Neuaufstellung des Flaschennutzungsplans als Friedhofsgelände auszuweisen und auf diese Weise den bisher nicht verkaufsbereiten Eigentümer unter Druck zu setzen.

Jörg Evers, Fraktionschef der Offensive für Schenefeld (OfS), drängt darauf, das Ergebnis der Bürgerbefragung umzusetzen. "Ich bin froh über diese Aussage und sehe sie als klaren Auftrag für die Politik." Einen Friedhof nur für Urnenbestattungen lehne die OfS ab. Jörg Evers: "Mann muss beides machen können." Die Fläche am Sandstückenweg, die bisher als Ausgleichsfläche für das Gewerbegebiet dient, sei dafür nicht geeignet.

"Der Standort am Kameruner Weg wäre dagegen optimal", findet Evers. Er ist allerdings der Meinung, dass "der Bedarf nicht so groß ist wie gedacht". Der Friedhof werde zumindest in der Anfangszeit wohl hauptsächlich von Neubürgern genutzt, vermutet Evers. So würden die alteingessenen Schenefelder kaum ihre Familiengräber in Sülldorf, Blankenese, Ohlsdorf oder Halstenbek aufgeben.

Voraussichtlich im Juni wird sich der Hauptausschuss, der die Umfrage parallel zur Landtagswahl in Auftrag gegeben hat, mit dem Ergebnis befassen. Entscheidungen sind dann vermutlich nicht zu erwarten. "Letztlich wird das nächstes Jahr bei die Kommunalwahl entschieden", sagt SPD-Fraktionschef Nils Wieruch. Seit 30 Jahren haben die beiden großen Parteien die Forderung nach einem eigenen Friedhof für die Stadt in ihren Wahlprogrammen. Mit einer Ausnahme: "Bei der vorigen Kommunalwahl haben wir das Thema rausgelassen, das hat kaum einer gemerkt", sagt Wieruch.