Mit der Theatershow “Speechless“ konnten die Sextaner des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums überzeugen. Am 15. Juni treten sie in Düsseldorf auf.

Quickborn/Kiel/Düsseldorf. Wie kreativ, modern, lustig und dabei auch noch lehrreich der Englisch-Unterricht in der Schule sein kann, stellte jetzt die Klasse 5d des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums in Quickborn eindrucksvoll unter Beweis. Die Klasse hat beim Bundeswettbewerb Fremdsprachen mitgemacht und ist auf Anhieb unter 17 Teilnehmern Landessieger geworden. Heute nehmen die 14 beteiligten Oberschüler ihren Preis dafür in Kiel in Empfang. Sie erhalten eine Urkunde und 200 Euro für die Klassenkasse. Im Juni treffen sie in Düsseldorf auf die anderen 15 Landessieger, um den Bundestitel der 620 teilnehmenden Schulen auszuspielen.

Der Beitrag der pfiffigen Sextaner ist eine kleine Theatershow im Stile einer TV-Talkrunde. Das Thema dreht sich um Kommunikation. In diesem Fall um Nicht-Kommunikation. "Was macht Menschen sprachlos?", fragten sich die Kinder im Alter zwischen zehn und zwölf Jahren und schrieben dazu ein Drehbuch mit sechs verschiedenen Szenen. Allen gemein ist, dass die Menschen einander nicht verstehen oder nicht einmal miteinander reden können oder wollen.

Da ist zum Beispiel dieser gehörlose Junge, der kein Wort von dem versteht, was die Mitschülerin zu ihm sagt. Sie redet pausenlos auf ihn ein, aber er antwortet nicht. Nur mit Hilfe einer seltsamen Zeichensprache versucht er sich verständlich zu machen. Doch die Mitschülerin enträtselt seine Handzeichen nicht, dreht sich um und geht. Die Kommunikation der beiden hat nicht funktioniert.

Das passiert auch beim zweiten Sketch, den die Schüler aufführen. Da treffen drei Schüler auf dem Schulhof aufeinander und sprechen miteinander. Doch keiner versteht den anderen.

Denn jeder spricht in seiner eigenen Sprache, die den anderen völlig fremd ist. Da wundert sich die Englisch sprechende Schülerin, was die südländisch aussehende Mitschülerin da von sich gibt und erfährt am Ende, dass es Spanisch ist, was sie da redet, weil sie sich letztlich doch auf Englisch verständigen können. Aber beide können sich immer noch nicht vorstellen, was wohl der Junge zu ihnen sagt, der so einen seltsamen nordisch klingenden Dialekt spricht. Schließlich outet der sich als Däne.

Die dritte Szene dürften viele Mütter und Väter von ihren heranwachsenden Söhnen kennen. Die sitzen dann meist mit Kopfhörern wie stumme Monster vor ihren Bildschirmen, hacken wie wild auf Tastaturen herum und setzen alle Hebel ihrer Spielkonsolen in Bewegung. Eltern, die da mit ihren Kindern ins Gespräch kommen wollen, sind meist auf verlorenem Posten. Ansprechbar sind die Sprösslinge nur für ihre Freunde, mit denen sie im Netz spielen und chatten. Mit einem lautstarken Machtwort und dem Ziehen des Computersteckers gelingt es der Mutter schließlich, ihre Jungs zum Hausaufgabenmachen zu bewegen.

Die drei letzten Beispiele von Sprachlosigkeit in unserer Gesellschaft, wie sie die begabten Englischschüler aus Quickborn darstellen, behandeln Themen, die jungen Leuten oft peinlich sind. Da gibt ein Mädchen gegenüber ihrer Mitschülerin so dermaßen mit dem Reichtum ihrer Eltern an, dass diese es nicht mehr hören kann. Wortlos und Grimassen schneidend läuft sie davon. Ein Junge erzählt von den tragischen Unfällen, bei denen er seine Eltern und Geschwister verlor, sodass seine Gesprächspartner peinlich berührt schweigen müssen. Und ein kleiner Prinz hält mit einer Rose kniend um seine Angebetete an, die vor Aufregung gleich in Ohnmacht fällt.

Für Klassen- und Englischlehrerin Annette Berg war es nicht das erste Mal, dass sie an diesem Wettbewerb mit einer Klasse teilnahm. Mit ihrer ehemaligen Schule in Hamburg schaffte sie bereits den dritten Platz auf Landesebene, berichtet sie. Für das Bonhoeffer-Gymnasium sei es aber die erste Teilnahme bei diesem Sprachenwettbewerb gewesen, der unter der Schirmherrschaft von Bildungsministerin Annette Schavan steht. Ihr Credo: "Das Erlernen und Beherrschen einer fremden Sprache ist ein wichtiger Schlüssel für eine gute Zukunft in unserer einen Welt."

Die meisten Schüler haben schon Englisch in der Grundschule gelernt. Und einige haben auch internationale Wurzeln oder im Ausland gelebt. So ist Finn drei Jahre lang in Dänemark zur Schule gegangen, Karinas Vater ist Mexikaner, Cemmes kommt aus Spanien und Adele hat zehn Monate in den USA gelebt. Und Stan musste sich mit seinen gehörlosen Eltern von klein auf an in der Gebärdensprache verständigen.

So habe sie mit ihren Schülern die Spielszenen im Begabtenförderunterricht erarbeitet und zu einer TV-Show zusammengebastelt, erzählt Annette Berg. Eine Moderatorin führt durchs Programm und stellt jeweils Experten vor, die die verschiedenen Szenen aus fachlicher Sicht erklären. Das sieht kinderleicht und spielerisch aus und könnte genau so in einer der zahlreichen Talkshowrunden laufen. Der Zuschauer wird gleichermaßen unterhalten wie aufgeklärt und kann die einzelnen Szenen schmunzelnd nachvollziehen.

Ihre "Speechless"-Show haben die Quickborner Schüler als zehnminütigen Beitrag auf DVD eingesandt. Am 15. Juni müssen sie sie in Düsseldorf live auf der Bühne vortragen. "Wir üben jetzt beinahe täglich in der Schule", berichtet Lehrerin Berg. "Es klappt immer besser." Als jüngste Vertreter der Klassenstufe fünf bis zehn Landessieger geworden zu sein, ist schon ein Achtungserfolg für die Quickborner Englisch-Schüler. Nun wollen sie auch auf Bundesebene gut abschneiden. "Nur letzter wollen wir nicht werden."