Zu teuer oder nicht? Die Verwaltung befragt die Schenefelder Bürger am 6. Mai, ob sie eine eigene Begräbnisstätte haben wollen.

Schenefeld. Am Sonntag, 6. Mai, haben Schenefelds Bürger gleich zwei Mal eine Wahl. Denn neben der Frage, welchen Kandidaten und welche Partei sie in den nächsten Kieler Landtag schicken möchten, sollen einige der 14.526 Wahlberechtigten auch angeben, ob sie einen eigenen Friedhof haben und mit dem Betrieb das Stadtsäckel pro Jahr mit 50.000 bis 100.000 Euro belasten möchten. So hoch wäre nach Berechnungen der Stadtverwaltung das jährliche Defizit.

Um die Ansicht der Bürger zu ermitteln, pendeln Mitarbeiter der Stadtverwaltung zwischen 8 und 18 Uhr zwischen den unterschiedlichen Wahllokalen hin und her. Dass einfach alle Schenefelder Wahlbürger direkt an den Urnen ein Extra-Kreuzchen setzen, wäre zwar wünschenswert gewesen, sei aber gesetzlich verboten, sagt Melf Kayser, Büroleitender Beamter im Rathaus. Deshalb befragen Mitarbeiter der Stadtverwaltung im Rahmen einer repräsentativen Stichprobenumfrage vor den jeweiligen Wahlorten zu unterschiedlichen Zeiten ausgewählte Einwohner. "Nach diesem Prinzip arbeiten auch renommierte Forschungsinstitute, um beispielsweise erste Hochrechnungen für politische Wahlergebnisse vorzulegen", sagt Kayser.

Die Befürworter argumentieren vor allem mit dem emotionalen und sozialen Bindungseffekt eines eigenen Friedhofs für die Bürger. Den Gegnern ist der Gottesacker im Verhältnis zu den nicht einmal 200 Verstorbenen pro Jahr zu teuer. Denn bedingt durch einen meist hohen Grundwasserstand, Staunässe und seine lehmige Konsistenz ist der städtische Boden nicht ideal für einen Friedhof. Bevor er angelegt werden könne, müsste wie beispielsweise in Halstenbek geschehen, Boden ausgetauscht oder eine Drainage gelegt werden, sagt Schenefelds Bauamtsleiter Günter Leimert. Und das kostet. Ein möglicher Standort wäre nach Leimerts Angaben eine städtische Fläche am Holtkamp.

Bislang tragen die Schenefelder ihre Angehörigen in Hamburg-Altona, -Nienstedten, -Sülldorf oder Nachbargemeinden wie Halstenbek zu Grabe. Denn die Kleinstadt an der Hamburger Peripherie hat zwar gleich zwei evangelische Kirchen, aber keinen Friedhof. Gerade älteren Einwohnern ist das ein Dorn im Auge. Und der Streit, ob - und wenn ja wo - es auf dem Stadtgebiet eine letzte Ruhestätte geben könnte, ist älter als die Stadt selbst. Die gibt es seit 1972. Der Streit um den Friedhof aber tobt seit den 30er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts.

Damals gehörte Schenefeld zum Kirchspiel Nienstedten. "Früher waren Friedhöfe ja eine kirchliche Angelegenheit, keine städtische", sagt Schenefelds Bauamtsleiter Günter Leimert. Es habe folglich eine klare Zuordnung gegeben, dass die Schenefelder in Nienstedten und später auch in Sülldorf-Blankenese ihre Verstorbenen beisetzten.

Anders als andere ehemals dörfliche Elbvororte wie Rissen wurde Schenefeld in den 1930er-Jahren aber nicht Hamburg zugeschlagen, sondern blieb politisch eigenständig. Nach dem Zweiten Weltkrieg bekam die Gemeinde auch zwei eigene, evangelische Kirchen. Aber keinen Gottesacker.

Die Ergebnisse der Bürgerbefragung sollen zunächst am 5. Juni bei der Sitzung des Hauptausschusses politisch diskutiert werden. Denn auch wenn die Bürger jetzt im Rahmen der Landtagswahlen gefragt werden - die Entscheidung werden letztlich die Volksvertreter treffen.