Knapp einer Katastrophe entgangen: Die Pinneberger Johann-Comenius-Schule stand kurz vor einer Explosion. Ursache dafür war ein defekter Gashahn.

Pinneberg. 750 Schüler gehen tagtäglich in der Johann-Comenius-Schule in Thesdorf ein und aus. Weil Gas unbemerkt aus einem defekten Haupthahn im Chemieraum ausströmte, entgingen die Gemeinschaftsschüler nur knapp einer Katastrophe. Der Hauptgashahn war defekt. Das haben Experten des Gebäudemanagements der Stadt Pinneberg jetzt ermittelt. Zudem war der Notschalter, der Strom- und Gaszufuhr unterbricht, nach der letzten Unterrichtsstunde am Freitag von einer Lehrkraft nicht vorschriftsmäßig betätigt worden. Schulleiterin Uta Holst-Timm räumte gestern gegenüber dem Hamburger Abendblatt menschliches Versagen ein. Eine Lehrerin hatte am 1. Mai die Katastrophe verhindert. Sie wollte am Dienstagvormittag Unterricht vorbereiten und hatte im Chemieraum ein Zischen und starken Gasgeruch wahrgenommen. Die Pädagogin unterbrach die Gasversorgung mittels Notschalter, verließ das Gebäude und alarmierte die Feuerwehr.

Die Retter stellten eine starke Gaskonzentration fest. Sie lüfteten und informierten die Stadtwerke, die das Gas komplett abstellten. Wäre das Leck unentdeckt geblieben, hätte ein Funke an einem Lichtschalter oder Handy ausgereicht, um eine Explosion auszulösen. Die Lehrerin habe das verhindert, heißt es seitens der Feuerwehr.

Der Vorfall wirft nun Fragen auf. Warum schaltet sich die Anlage nicht automatisch aus, wenn Gas über längere Zeit ungehindert ausströmt? Gibt es an Schulen eine Sicherheitslücke?

Zuständig für das Schulgebäude ist die Stadt Pinneberg. Das Gebäudemanagement wechselt derzeit das Ventil am defekten Gashahn aus. "Die Anlage wird immer dann gewartet, wenn eine Fachfirma vor Ort ist, weil Mängel angezeigt wurden", sagt Bürgermeisterin Kristin Alheit. Damit werde die gesetzliche Überprüfungspflicht alle vier Jahre erfüllt. Zudem ist nicht mehr festzustellen, wie lange das Ventil am Gashahn bereits kaputt war. Kristin Alheit will prüfen, wie die Sicherheit an Schulen künftig technisch und organisatorisch verbessert werden kann: "Ich habe den Punkt auf die Tagesordnung beim Schulleitertreffen am 30. Mai gesetzt."

+++ Mit neuer Technik nachrüsten +++

Gemeinsam soll überlegt werden, was im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten verbessert werden kann. Dies könnte auch die Nachrüstung mit einem automatischen Schaltsystem bedeuten. "Ich möchte sicherstellen, dass so etwas nicht noch einmal passiert." Sie räumt Grenzen ein: "Die Stadt kann nicht an jedem Gashahn dran sein."

Am Carl-Friedrich-von-Weizäcker-Gymnasium in Barmstedt gibt es laut Schulleiter Wolf-Rüdiger Salbrecht ein automatisches Abschaltsystem. "Wir haben ein Rückschlagventil in der Leitung, das verhindert, das Gas ausströmt", sagt Salbrecht. Das System sei inzwischen zwölf Jahre alt, funktioniere jedoch dank regelmäßiger Wartung einwandfrei. Salbrecht: "Wir planen derzeit, die Anlage zu erweitern, um auch an jedem Arbeitsplatz ein solches Rückschlagventil zu installieren." 30 Schülerarbeitsplätze seien betroffen, pro Platz würden Kosten in Höhe von 1500 bis 2000 Euro entstehen.

In der Bismarckschule Elmshorn ist vor kurzem der Fachraum für Chemie renoviert und technisch aufgerüstet worden. Die Einrichtung verfügt, analog zur Comenius-Schule in Pinneberg, über einen Notknopf neben der Tür, mit dem die Gas- und Stromversorgung des Raums abgeschaltet wird. "Das muss der Lehrer machen", sagt Christel Welsch, Fachleiterin Chemie und Sicherheitsbeauftragte der Schule. Die Einrichtung hat ein einfaches, aber effektives Kontrollsystem installiert. "Um 16 Uhr läuft der Hausmeister durch die Räume. Wenn die Anlage noch eingeschaltet ist, sieht er das", sagt sie. Ortrud Bruhn vom Pinneberger Brahms-Gymnasium macht sich keine Sorgen: "Unser Chemieraum ist vor wenigen Jahren renoviert worden und auf dem technisch aktuellsten Stand."

Uta Holst-Timm ist erleichtert, dass die Situation glimpflich ausgegangen ist. "Ich habe die Kollegen angewiesen, nach jeder Stunde den Schalter auszustellen", sagt sie. Zudem habe sie bei der Stadt angeregt, die automatische Notschaltung nachzurüsten, denn "menschliches Versagen kann auch in Zukunft nicht ausgeschlossen werden."