Amt Pinnau: Michael Hirsekorn geht für zwei Jahre in Elternzeit. Detlef Brüggemann ist als Nachfolger im Gespräch

Rellingen. Das Thema ist noch weitgehend Geheimsache. Nur einige Bürgermeister der sieben Amtsgemeinden sind eingeweiht. Dabei steht das Amt Pinnau vor gravierenden personellen Veränderungen an der Verwaltungsspitze. Michael Lantau, Leiter des Fachbereichs Bauen und zweiter Leitender Verwaltungsbeamter (LVB), wechselt zum 1. Juli ins Barmstedter Rathaus, wo er neuer LVB für das Amt Hörnerkirchen wird. Und sein Chef im Amt Pinnau, Michael Hirsekorn, geht wohl im August in Elternzeit. Für zwei Jahre, um sich von klein auf um das erste gemeinsame Kind mit seiner jetzigen Lebensgefährtin zu kümmern.

Heute Abend berät der Amtsausschuss in Rellingen in nicht öffentlicher Sitzung, wie er diese plötzliche Führungskrise lösen soll. Der Plan: Appens ehemaliger Bürgermeister Detlev Brüggemann übernimmt die Verwaltungsleitung bis zum Vollzug der Verwaltungsgemeinschaft mit der Gemeinde Rellingen 2012/13. Und die unterstützt das Amt personell mit ihren Leuten für die Fachbereiche Bauen, Sicherheit und Ordnung, die nun mit Lantaus Weggang lückenhaft besetzt sind. Im Detail wollte sich Amtsvorsteher Wilfried Hans dazu unter Verweis auf vertrauliche Personal- und Beamtenangelegenheiten nicht äußern. Er sagte aber: "Es reißt immer eine Lücke, wenn sich leitende Mitarbeiter beruflich verändern. Aber die Führungsfähigkeit des Amtes bleibt erhalten", ist sich der Prisdorfer Bürgermeister sicher.

Dabei ist die Entscheidung Hirsekorns, sich künftig um seine junge Familie und nicht mehr um Amt und Politik kümmern zu wollen, schon eine faustdicke Überraschung. Erst in der vorigen Woche hat der 46 Jahre alte Oberamtsrat sein Ehrenamt als stellvertretender Landrat des Kreises Pinneberg niedergelegt. Auch bei der nächsten Kommunalwahl in zwei Jahren wolle er nicht mehr antreten, kündigt der ehemalige CDU-Fraktionschef im Kreistag an. Und nun der vorübergehende Rückzug ins Privatleben. Er wollte nicht wie einige andere junge Väter nur für ein paar Monate in Elternzeit gehen, begründet Hirsekorn diesen Schritt. "Ich möchte das Aufwachsen unseres Kindes aktiv begleiten und habe mich für zwei Jahre entschieden." Nach dem Gesetz können Arbeitnehmer, Angestellte wie Beamte, bis zu drei Jahre Elternzeit nehmen, ob männlich oder weiblich. Allerdings sinkt je nach Dauer das Fördergeld. Hirsekorn wird wohl mit etwa 1800 Euro im Monat auskommen müssen. Aber seine Lebensgefährtin wird nach dem Mutterschutz weiterarbeiten. Sie ist stellvertretende Amtsleiterin im Amt Pinnau.

Das ist noch nicht alles: Hirsekorn will nach der Elternzeit 2013 nicht als LVB in das Amt Pinnau zurückkehren, das dann bereits an die Gemeindeverwaltung Rellingen angegliedert sein dürfte. "Wenn ich zurückkomme, möchte ich dort keine Funktion mehr wahrnehmen." Damit kommt er womöglich dem Wunsch des Amtsausschusses entgegen. Für manche Kritiker galt Hirsekorn als treibende Kraft des Abnabelungsprozesses der Amtsgemeinden Hasloh und Bönningstedt, die sich so schnell wie möglich von der Stadt Quickborn verwalten lassen wollen. Auch den Fusionsprozess mit Rellingen hat der LVB nicht so forciert, wie es einige Politiker gern gesehen hätten. Und so haben sie sich bereits nach einer Alternativlösung umgeschaut. "Für eine Ausschreibung der Stellen besteht keine Notwendigkeit", betont Tangstedts Bürgermeister Detlef Goos. In spätestens eineinhalb Jahren sei die Verwaltungsgemeinschaft mit Rellingen abgeschlossen. "Da haben wir langfristig keinen Bedarf mehr an der Verwaltungsspitze."

Und so drängt sich die Übergangslösung mit Detlef Brüggemann geradezu auf. Der 53 Jahre alte Diplomverwaltungswirt befindet sich seit Anfang Mai offiziell im Ruhestand. Zuvor hatte er sich als eine Art Feuerwehrmann auf der Insel Helgoland bewährt, wo er neun Monate lang das Amt des Büroleitenden Beamten ausübte, nachdem Gerhard-Josef Stiegler von diesem Amt 2009 abberufen worden war. Brüggemann, der zwölf Jahre lang hauptamtlicher Bürgermeister in Appen war, mag sich zu diesem möglichen neuerlichen Karrieresprung nicht äußern. "Kein Kommentar", sagte er dazu nur auf Nachfrage des Hamburger Abendblatts.

Dafür bestätigt Rellingens Bürgermeisterin Anja Radtke, dass das Amt Pinnau mit ihrer Unterstützung rechnen kann. "Die Gemeinde Rellingen steht als Partner zur Verfügung und wird Hilfestellung geben."