Reporter Oliver Bassemir lernte im Elmshorner Blüten-Workshop mit der Take-5-Methode Falschgeld zu erkennen

Elmshorn. Fühlen, sehen, kippen. Mehr ist nicht nötig, um Falschgeld zu erkennen. Das sagen zumindest die Experten. "Allein mit den Sinnesorganen ist jeder in der Lage, Fälschungen von Euro-Banknoten zu unterscheiden", sagt Ulf Schmidt. Er muss es wissen. Seit 25 Jahren arbeitet Schmidt für die Bundesbank. Jetzt leitete er in Elmshorn mit Torsten Möller, Leiter des Dezernats für Falschgeld, Waffendelikte und Automatenskimming beim Landeskriminalamt (LKA) Schleswig-Holstein, und Michael Reimers, Mitarbeiter im Kundenteam der Bundesbank, einen Workshop. Die Teilnehmer wollten lernen, Falschgeld zu erkennen.

2010 haben Polizei, Banken und Handel bundesweit rund 60 000 gefälschte Euro-Banknoten aus dem Verkehr gezogen, drei Viertel waren 50 Euro-Scheine. In Hamburg und den umliegenden Landkreisen zählte das LKA besonders viele Blüten. "Wir wissen nicht genau, ob die Scheine über den Hafen kommen oder ob sie vor Ort gedruckt werden", sagt Torsten Möller. "Im vorigen Jahr haben wir bei einem inszenierten Deal 325 000 Euro Falschgeld auf einen Schlag entdeckt." Einer der Hintermänner wurde in Quickborn festgenommen.

"Bekommt man eine Banknote in die Hand", sagt Ulf Schmidt, "lässt sich die Echtheit innerhalb weniger Sekunden feststellen." Die echten Scheine bestehen nicht aus Papier, sondern aus einem speziellen Baumwollgemisch. Dadurch sind sie griffig, haben eine feste Haptik. Falsche Fünfziger "sind lappig und glatt", sagt Reimers.

Zudem seien in jeden Euro-Schein auf Vorder- und Rückseite "taktile und visuelle Sicherheitsmerkmale" eingearbeitet. Die Geldschein-Vorderseite trägt oben links immer eine kleine blaue Europaflagge. Rechts daneben die Buchstabenkombinationen BCE, ECB, EZB, EKT und EKP. Diese Abkürzungen stehen für Europäische Zentralbank in den jeweiligen Landessprachen.

Durch eine spezielle Drucktechnik stehen Lettern leicht hervor. Mit der Fingerkuppe können sie als Reliefs ertastet werden. Ein weiteres Relief findet sich jeweils rechts unterhalb der Buchstaben. Es ist ein kleines Rechteck, das sogenannte Rubbellos. Mithilfe des Fingernagels lassen sich die Rubbellos-Rillen erspüren. "Der Fingernageltest ist in dunklen Räumen wie Diskotheken besonders hilfreich", sagt Ulf Schmidt. Da 100-, 200- und 500-Euro-Scheine dieselben Maße besitzen, befinden sich zudem für Sehbehinderte ertastbare Reliefs auf den Rückseiten.

"Die Fälscher werden immer gerissener", sagt Torsten Möller. "Mit Nadelkissen versuchen sie, die Reliefs einzudrücken oder mit aufgetragenen Lacken die Rubbellose zu simulieren." Da hilft der prüfende Blick auf den Schein. Auf dem hellen Teil sind die Wasserzeichen zu sehen. Bei Gegenlicht wird das auf dem Schein bereits abgebildete Bauwerk nochmals dreidimensional sichtbar. Leuchtend weiß erscheint direkt darunter das Wertzahl-Wasserzeichen. Zudem ist in die Scheine mittig ein Sicherheitsfaden in das Baumwollpapier eingearbeitet.

Experten raten ab, sich auf UV-Geräte oder Falschgeldstifte zu verlassen

Daneben besitzt jede Banknote Elemente, die beim Kippen sichtbar werden. Hologrammstreifen auf den 5-, 10- und 20-Euro-Scheinen sowie Hologrammelemente, Folienpatches genannt, auf größeren Scheinen zieren den linken Teil der Vorderseiten. In diesen erscheinen je nach Betrachtungswinkel die Wertzahl, das Eurosymbol und - auf den etwas kleineren Folienpatches - Fenster oder Tore.

Auf der Rückseite der echten Scheine befindet sich eines der raffiniertesten Sicherheitsmerkmale. Während die kleinen Scheine bis 20 Euro einen goldenen Glanzstreifen in der Mitte tragen, der beim Kippen Wert und Eurozeichen offenbart, besitzen die großen Banknoten im rechten unteren Bereich einen Aufdruck der Wertzahl in optisch variabler Farbe. Bei Bewegung wechselt die Farbe von Purpurrot zu Olivgrün oder Braun. Torsten Möller vom LKA rät davon ab, sich bei der Scheinprüfung auf UV-Geräte oder Falschgeldstifte zu verlassen. "Die Fälscher präparieren die Scheine. Besser ist es, sich die fünf Sicherheitsmerkmale einzuprägen und schnell mit der Take-5-Methode schnell selbst zu überprüfen", sagt Möller. "Wasserzeichen, Durchsichtsregister, Rubbellos, Kippeffekt und Notennummer überprüfen." Die Nummer müsse einen Buchstaben und elf Zahlen aufweisen. "Im Zweifel legt man mehrere Scheine neben die vermeintliche Blüte. So erkennt man die Abweichungen." Keinem Fälscher sei es bislang gelungen, die fünf Elemente auf einem Schein zu vereinen.