Auf dem Reiterhof Klewerhaaf in Langeln bekommen Führungskräfte Nachhilfe für den Umgang mit ihren Mitarbeitern

Langeln. Das Glück der Erde liegt bekanntlich auf dem Rücken der Pferde. Aber dass auch der berufliche Erfolg in der Reithalle liegt, vermuten die wenigsten Menschen. Auf dem Pferdehof Klewerhaaf in Langeln im Kreis Pinneberg lernen Manager, die Zügel fest in die Hand zu nehmen. Zwischen Pferd und Flipchart bekommt auch der "härteste Hund" in der Reithalle seine Schwächen vor Augen geführt.

"Pferde lassen sich einfach nicht von Äußerlichkeiten beeindrucken. Für sie zählt einzig die innere Einstellung", sagt Stefanie Gehrts. Sie ist heute Eigentümerin des Reithofes und Mitbegründerin der Akademie Klewerhaaf. Die Einrichtung arbeitet mit einem ungewöhnlichen Konzept: Der Umgang mit Pferden ist der Schlüssel zu beruflichem und privatem Erfolg.

Mit dem Kauf der Hofanlage erfüllte sich die ausgebildete Verwaltungsfachangestellte einen lang gehegten Traum. Jahrelang hatte die 47-Jährige bei ihrem geschiedenen Ehemann in dessen Klempnerei gearbeitet. Nach der Scheidung sei es auch Zeit für einen beruflichen Neuanfang gewesen, berichtet die passionierte Reiterin.

Als der Hof dann vor vier Jahren vom ehemaligen Besitzer versteigert wurde, ergriff sie zusammen mit einer Freundin die Gelegenheit beim Schopf und kaufte Klewerhaaf. "Wir investierten erst einmal in eine neue Reithalle und einen Stall", sagt Stefanie Gehrts. Das alte Bauernhaus bauten sie zu einer Pension um. Inzwischen stehen mehr als 40 Pferde auf dem weitläufigen 25 Hektar großen Gelände.

Auf der Suche nach neuen Ideen für den Reiterhof lernte Stefanie Gehrts schließlich Katja Fuchs kennen. Die Inhaberin einer Personalentwicklungsfirma sah auf dem Hof Klewerhaaf perfekte Bedingungen für ihre Idee des Pferdecoachings. Da die Juristin Katja Fuchs jahrelang im Personalmanagement tätig war, brachte sie die nötige Erfahrung als Business-Coach mit. Stefanie Gehrts ließ sich in einem einwöchigen Seminar zum sogenannten Lifecoach ausbilden. So entstand vor einem Jahr das Konzept der Akademie Klewerhaaf.

Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Arbeit in gut funktionierenden Gruppen nicht nur mehr Freude bringt, sondern auch deutlich produktiver ist. Führungskräften solle es daher immer um das dynamische Funktionieren ihrer Arbeitsgruppe gehen. "Aber", so die Personalführungstrainerin Katja Fuchs, "in manchen Teams will es einfach nicht so richtig laufen."

Genau an dieser Stelle setzt das Pferdecoaching ein. "Die Tiere wirken dabei wie ein Verhaltensspiegel. Sie sind das Werkzeug, das den Führungskräften hilft, selbst zu erkennen, wo ihre Stärken und Schwächen liegen", erklärt Stefanie Gehrts.

In kleinen Gruppen von sechs bis zehn Teilnehmern lernen Manager, junge Berufseinsteiger, aber auch Privatleute sich selbst besser kennen. Vor allem bei Veränderungen in Betrieben oder im privaten Umfeld stehen die Coaches den Teilnehmern zur Seite. Das Trainingskonzept ist simpel - aber laut Stefanie Gehrts und Katja Fuchs schnell und effizient.

Nacheinander suchen sich die Teilnehmer ein Pferd aus und bauen - unter der Beobachtung von Gruppe und Trainern - ihren eigenen Parcours auf. Der Umgang mit dem Pferd, der Aufbau des Parcours und die Bewältigung der an ihn gestellten Aufgabe lassen Rückschlüsse auf sein Führungsverhalten zu. Wie ist die erste Kontaktaufnahme mit dem Pferd? Hält der Teilnehmer das Tier an der kurzen oder langen Leine? Wie überwindet er Hindernisse? Und wie meistert er Richtungswechsel? "Oft fallen der Person selbst die eigenen Verhaltensweisen auf", sagt Katja Fuchs. Im Gespräch mit der Gruppe und in folgenden Einzelcoachings mit den Trainern werden diese Eindrücke durch äußere Beobachtungen ergänzt und auf dem Flipchart direkt festgehalten. "Der gute Coach gibt keine Antworten, sondern stellt die richtigen Fragen", erklärt Gehrts das Konzept.

Die Voraussetzungen, aber auch die Atmosphäre auf dem Hof sind für die Seminare wie geschaffen. "Pferde haben eine hohe soziale Kompetenz und eine klare Rangordnung in ihrer Herde", sagt Gehrts. "Sie agieren ohne Strategie - einfach in dem Moment." Daher sei es auch wichtig, dass die Tiere auf dem Gelände in Herden leben.

Neben den Erkenntnissen über ihr Selbst sollen die Teilnehmer und Teilnehmerinnen auch die entspannende, ländliche Atmosphäre mit in den Büroalltag nehmen. Stefanie Gehrts sagt: "Hier auf dem Hof kann man die Seele baumeln lassen und einfach mal wieder richtig durchatmen."