Immobilie des obersten Repräsentanten Halstenbeks wurde gestern für 390 000 Euro zwangsversteigert

Halstenbek. Mehr als 30 Zuschauer quetschten sich am Mittwochvormittag in den Saal 3 des Amtsgerichts Pinneberg. Darunter waren viele bekannte Halstenbeker wie etwa Alt-Bürgermeister Gerhard Flomm. Sie alle wollten miterleben, wie die Immobilie des Bürgervorstehers Otto Sajitz (CDU) und seines Bruders Harald unter den Hammer kommt.

45 Minuten nach Eröffnung der Zwangsversteigerung war es dann soweit: Das Wohngebäude am Olenmoorweg 34 und die angrenzenden Flächen der ehemaligen Gärtnerei wechselten den Besitzer. Neuer Eigentümer ist der Hamburger Geschäftsmann Zhongping Li, der 390 000 Euro für die Liegenschaft zahlt. Insgesamt waren fünf Gebote abgegeben worden.

Auch Otto Sajitz war persönlich anwesend. In der letzten Reihe des Gerichtssaals sitzend verfolgte er, wie ihm sein langjähriger Familienbesitz entglitt. Bereits seit längerem war in der Gemeinde hinter vorgehaltener Hand darüber geredet worden, dass ausgerechnet das Grundstück des obersten Repräsentanten zwangsversteigert wird.

Und das Gerede über den Kommunalpolitiker dürfte auch nach Beendigung des Verfahrens nicht verstummen. So wurde in der öffentlichen Sitzung deutlich, dass sich der Bürgervorsteher offenbar finanziell etwas übernommen hat. Denn die Schulden, die auf dem Anwesen an der Olenmoorweg lasten, sind fast dreimal so hoch wie der Verkehrswert: Sajitz und seinen Bruder, die zu jeweils 50 Prozent in einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) miteinander verbunden sind, drücken Verbindlichkeiten in Höhe von mehr als einer Million Euro.

So enthält das Grundbuch gleich mehrere Eintragungen. Eine Grundschuld in Höhe von 102 258,38 Euro, die vorrangig abgesichert ist, steht der Sparkasse Südholstein zu. Die Kredite datieren aus den Jahren 1978 beziehungsweise 1979. Selbst die Gemeinde Halstenbek hat finanzielle Forderungen an ihren Bürgervorsteher. Es geht um nicht gezahlte Grundschulden - allerdings in marginaler Höhe von 235,46 Euro. Erheblich schwerer wiegt eine im Jahr 2004 erfolgte Eintragung zu Gunsten der HSH Nordbank. Bei dem Kreditinstitut mit Sitz in Kiel stehen Otto und Harald Sajitz mit 918 000 Euro in der Kreide. Ein vielstimmiges Raunen ging durch den Gerichtssaal, als diese Position verlesen wurde.

Die eingetragene hohe Summe verwundert. Schließlich beträgt der Verkehrswert für die Immobilie mit 12 706 Quadratmeter Grundstück und zwei Gewächshäusern lediglich 391 500 Euro. In diese Summe ist bereits 5500 Euro für Inventar eingerechnet. Das Wohn- und Geschäftshaus verfügt über eine Nutzfläche von 1180,57 Quadratmetern, aufgeteilt in drei Wohneinheiten. Dort leben der Bürgervorsteher Otto Sajitz, seine Ehefrau Kirsten - sie ist Partei- und Fraktionsvorsitzende der Halstenbeker CDU - und ihre vier Kinder. Auch Harald Sajitz hat in dem Objekt eine Wohnung - genauso wie die Eltern der Sajitz-Brüder.

Auf der Fläche am Olenmoorweg hatten Otto Sajitz sowie sein Bruder Harald gemeinsam einen Gartenbaubetrieb geführt. Wie Otto Sajitz Anfang Mai unserer Zeitung erklärte, habe sein Bruder ihm nach familieninternen Streitereien den Gesellschaftsvertrag aufgekündigt, was im Herbst 2009 eine Stilllegung des Betriebes zur Folge gehabt habe. Daraus, so erläuterte Sajitz damals, resultiere auch die Zwangsversteigerung.

Am Mittwoch wollte Sajitz der Presse gegenüber keine Stellung mehr nehmen. Wortlos verließ er nach dem Ende der Zwangsversteigerung den Gerichtssaal. Bald werden er und seine Familienmitglieder auch ihren einstigen Besitz am Olenmoorweg verlassen müssen. Neueigentümer Zhongping Li, der 288 000 Euro für die Immobilie zahlt und die Grundschuld von 102 258,38 Euro ablösen wird, will künftig mit seiner Familie in der Immobilie wohnen. Möglicherweise werde er in den Räumlichkeiten auch eine Praxis eröffnen. Der 53-Jährige ist Heilpraktiker und Arzt für traditionelle chinesische Medizin, hat in seinem Heimatland studiert und führt bereits seit 1999 eine gut gehende Praxis für traditionelle chinesische Medizin in Hamburg-Rissen.

Otto Sajitz will in Halstenbek wohnen bleiben und seine politischen Ämter weiterhin ausüben. Was seine finanzielle Situation angeht, ist die Sache noch nicht ausgestanden. Trotz des Erlöses aus der Zwangsversteigerung können die finanziellen Forderungen der HSH Nordbank nur zu einem Teil befriedigt werden. Daher wird inzwischen in Halstenbek munter darüber spekuliert, dass in Kürze auch eine weitere Immobilie des Bürgervorstehers unter den Hammer kommen könnte. Er besitzt noch mehrere Wohnungen in einem Mehrfamilienhaus an der Heidkampstwiete.