Heute ist der Internationale Anti-Diät-Tag. Die Pinneberger Zeitung traf Leute, die auf Fasten pfeifen

Kreis Pinneberg. Der Geist ist willig, das Fleisch ist schwach. Kaum eine Angelegenheit, auf die die biblische Weisheit besser zutrifft als auf Diäten. Am heutigen Internationalen Anti-Diät-Tag bekennen deshalb Menschen im Kreis Pinneberg: "Diät? Um Gottes Willen!" Und auch Ernährungsfachleute sehen die Sache kritisch.

Carolin Stihler hat in ihrem Leben noch nie eine Diät gemacht - und hat es auch nicht vor. "Ich lasse mich auch von Kalorien nicht abschrecken. Ich esse, was ich möchte", sagt sie. Ob süßer Kuchen, Schokolade oder Pralinen - sie liebt Süßigkeiten. "Aber ich muss mich zusammenreißen, um mein Gewicht zu halten. Wenn ich eine Tafel Schokolade zuviel vernascht habe, muss ich auch schon mal eine Runde länger laufen", sagt sie mit einem Lächeln. Sport ist für sie allerdings kein Mord, sondern macht der 28-Jährigen Spaß. Laufen, Yoga und Skifahren liebt sie. Selbst von guter Hausmannskost kann sie nicht die Finger lassen. "Ich liebe meine Spätzle mit guter Soße und Schnitzel", so die gebürtige Schwäbin. Heute stehen aber die süßen Träume auf ihrer Einkaufsliste. In den Armen hat sie eine der Köstlichkeiten schlechthin, eine Parade-Torte mit Genussgarantie: Frische Sahne, Kirschwasser, Schokolade und Mürbeteig - eine Schwarzwälderkirschtorte. Auch ihre Freunde hätten nie eine Diät gemacht. Nicht nur sie schlemmt, bis die Schwarte kracht.

Mittagszeit im Wedeler "Trucker-Treff". Inhaber Armin Zeier jongliert mit Buletten und Kartoffelsalat, Currywurst und Pommes. Torben Schubert und Carsten Rohloff leuchten schon die Augen: "Diäten? - Was für'n Quatsch! Wer abnehmen will, kann doch Sport machen." Da stimmt Ernährungswissenschaftlerin Hanna-Kathrin Kraaibeek aus Pinneberg schon einmal zu: "Das Wort "Diät" sollte besser für eine Lebensstiländerung stehen: Für eine gesunde Ernährung garniert mit einigen Extras wie ein Eis, ein Obstkuchen oder mal was Süßes. Für ein besseres Wohlbefinden mit Abnehmerfolg kann eine Umstellung immer in Verbindung mit sportlicher Betätigung sorgen."

Dieter Polatschek, 1,73 Meter groß, 101 Kilo, Jägerschnitzel mit Pommes und Mayo, geht deswegen auch zweimal die Woche ins Fitnesstudio, macht Wintersport und fährt Rad. Der Fassadenbauer lässt sich einmal pro Woche von Imbiss-Kost verlocken und "verbrennt" auch im Job sehr viel: "Wir verlegen mit vier Mann 1000 Quadratmeter Blechdach pro Tag. Da braucht man was Kräftiges."

Feysullah Altun, Restaurantleiter von Burger King in Tornesch, hat festgestellt, dass sich bei vielen Kunden langsam das Bewusstsein wandelt: "Salate und Wraps gehen immer besser." Mareike Carstens aus Uetersen nimmt trotzdem einen Cheeseburger: "Ja, eigentlich müsste ich auch mal eine Diät machen, aber ich verschiebe es immer wieder." Motivationsprobleme sind für Fachfrau Kraaibeek keine Seltenheit: "Sinnvoll ist es, gleich zu starten, wenn die Motivation da ist und den Startpunkt nicht auf die lange Bank zu schieben. Langanhaltende Diäten, oder immer wieder neue Diätversuche führen dazu, dass sich unser Stoffwechsel verlangsamt und wir Muskulatur abbauen. Die Folge sind ein sinkender Energiebedarf und ein steigendes Risiko für einen Jojo-Effekt nach Beendigung der Diät."

Auch Anastasia Kappes und ihr Freund Dima Hubert schütteln nur die Köpfe, wenn es um Diäten geht und bestellen Hamburger mit Pommes und Cola. "Von Diäten halte ich gar nichts. Frauenzeitschriften sind zwar voll davon und jede Woche wird etwas neues empfohlen - aber mich interessiert das überhaupt nicht." Ernährungsberaterin Kraaibeek steht den Yellow-Press-Vorschlägen skeptisch gegenüber "Diese Diäten sind stark typabhängig. Nicht jeder ist geeignet, die vorgeschlagenen Speisepläne so konsequent umzusetzen und beispielsweise in sieben Tagen sieben Pfund abzunehmen. Es ist auch nicht ratsam, radikal ans Werk zu gehen. Die Pfunde sind in der Regel auch nicht in einer Woche auf der Waage erschienen."

Sie sieht sogar eine Gefahr: "Es gibt auch einseitige Diäten, bei denen bestimmte Lebensmittel oder Lebensmittelgruppen völlig verboten sind oder bei denen ein bestimmtes Lebensmittel in sehr großen Mengen verzehrt werden soll. Diese Diäten können zu einer Unterversorgung unseres Körpers mit wichtigen Nährstoffen, Mineralstoffen oder Vitamine führen." Grundsätzlich könnten die Rezepte einer Diät aber hilfreich und Abnehmwilligen eine Anregung sein, wie ein gesunder Speiseplan aussehen kann.

Beruhigend ist, dass die Ernährungsfachfrau Currywurst, Burger und Sahnetorte nicht komplett verteufelt: "Sie sollen unsere Essgewohnheiten nicht tagtäglich bestimmen, können gelegentlich aber auch mit auf dem Speiseplan stehen." Na dann, guten Appetit.