Pastoren und Bürger sind schockiert über die Vorwürfe. Arbeitsvertrag ist aufgelöst. Staatsanwaltschaft klagt an

Kreis Pinneberg. Entsetzt reagieren Pastoren und Bürger auf die Vorwürfe gegen den Uetersener Jugenddiakon Markus E. Der 26 Jahre alte Hamburger wird von der Staatsanwaltschaft angeklagt, kinderpornografische Bilder gespeichert und verbreitet zu haben.

Wahrscheinlich gegen den Rat seiner Anwältin soll sich Markus E., der bei den Jugendlichen und Kollegen sehr beliebt war, seinem Arbeitgeber anvertraut haben. "Er habe berichtet, die Dateien nur gespeichert und nicht verschickt zu haben", sagt Propst Thomas Drope, der am Donnerstag gemeinsam mit den beiden Vorstandsvorsitzenden der Erlöser- und der Klosterkirchengemeinde die Öffentlichkeit informierte.

Die Ermittler der Anklagebehörde sehen das anders. E. habe als Student sieben Mal an einer Internet-Tauschbörse für kinderpornografische Bilder teilgenommen.

Für die Pastoren, die den Jugenddiakon einstellten, ist das nur schwer vorstellbar. Seine Arbeit mit den Jugendlichen beurteilen sie als "sehr gut". "Er hat sich uns gegenüber offen gezeigt und nicht getrickst", sagt Pastorin Kirsten Ruwoldt. Auch Pastor Johannes Bornholdt hat keine ungewöhnlichen Schwächen bei dem Diakon entdeckt. In seinen 18 Dienstjahren hat er keinen ähnlichen Fall erlebt.

Propst Drope hofft, dass die Jugendlichen, die mit dem Diakon zusammen gearbeitet haben, ihr Vertrauen an die Kirche nicht verlieren. "Menschen, die in der Kirche arbeiten, sind keine anderen als außerhalb." Thomas Drope: "Wir haben viel mit Kindern und Jugendlichen und müssen ihnen gegenüber besonders aufmerksam sein."

Jetzt sind die Pastoren gefordert, diejenigen aufzuklären, die dem Diakon vertrauten. Am Mittwoch verschickten Johannes Bornholdt, Vorstandsvorsitzender der Erlöser-Kirchengemeinde, und Kirsten Ruwoldt, Klosterkirchengemeinde, etwa 400 Briefe an die Familien, die der Diakon auf Konfirmandenfreizeiten betreut hatte.

Gestern informierten die beiden Pastoren zudem die 15-köpfige Gruppe der ehrenamtlichen Teamer. Sie haben zum Teil eng mit dem beschuldigten Diakon zusammengearbeitet. "Wir müssen sehen, wie die Menschen reagieren", sagt Pastorin Ruwoldt. Tatsächlich hatten E. und seine beiden Vorgänger die gemeinsame Jugendarbeit der Kirche in Uetersen auf starke Beine gestellt. Es wurden tolle Freizeiten und Feste veranstaltet.

In Uetersen verbreitete sich die Nachricht gestern nur langsam. Karen d'Avis-Grahl, 38, aus Tornesch, äußerte sich bei einer Umfrage in der City: "In der Vergangenheit sind Missbrauchsfälle oft tot geschwiegen worden. Es ist gut, dass die Kirchengemeinde rigoros gegen den Diakon vorgeht, auch wenn zunächst nur ein Verdacht vorliegt. Unsere Kinder müssen geschützt werden. Ich würde keinen Unterschied machen, ob er nun kinderpornografisches Material gespeichert oder verbreitet hat. Beides ist eine Straftat." Die zweifache Mutter arbeitet als Kindererzieherin. Männer in pädagogischen Berufen steht sie generell nicht skeptisch gegenüber und kann dies auch nicht bei anderen Eltern feststellen. "Aber ich weiß, dass bei Männern in diesen Berufszweigen Ängste vorherrschen, sie könnten unter Generalverdacht gestellt werden."

Für Heiner Ziehnert hat der Schutz der Kinder oberste Priorität: "Es ist richtig, dass sich die Gemeinde zunächst von dem Verdächtigen trennt, bis sicher ist, ob er eine Straftat begangen hat", sagt der Rentner. Dennoch gelte laut dem 63-Jährigen aus Uetersen auch in diesem Fall die Unschuldsvermutung, bis ein Urteil gefällt ist. Von dem Vorgehen der Erlöserkirchengemeinde im aktuellen Fall zeigt er sich positiv überrascht: "Es scheint ein Umdenken in der Kirche stattzufinden."

Monika Henning ist Mutter von einer Tochter und hat eine fünfjährige Enkeltochter. Mit Menschen, die kinderpornografisches Material auf ihrem Computer gespeichert haben, kennt sie kein Pardon. "Solchen Leuten sollte man ein T-Shirt mit dem Aufdruck Kinderschänderanziehen und ihn so durch die Innenstadt schicken", sagt die 50-Jährige. Sie ist in der Sozialhilfe tätig, hatte mit solchen Fällen jedoch selbst noch nie zu tun. Sie macht keinen Unterschied, ob jemand das Material nur auf seinem Computer speichert oder sich an den Kindern direkt vergeht.

Sonja Zill, 43, Uetersen: "Mein 15 Jahre alter Sohn wurde im vergangenen Jahr konfirmiert, allerdings nicht unter Diakon E.. Darüber bin ich nun natürlich erleichtert. Auch meine Tochter, 18, hat am Konfirmandenunterricht teilgenommen. Beide Kinder hatten viel Spaß. Sie haben zwei Ausflugsfahrten unternommen, die von drei Teamern begleitet wurden. Und einmal im Monat wurde zusammen gekocht und gegessen. Unseren Pastoren kennen wir schon sehr lange. Da herrscht ein Vertrauensverhältnis, das durch diesen Vorfall nicht erschüttert werden kann."