Geplante Kürzungen der Landeszuschüsse machen Erhöhung der Studiengebühren wohl unvermeidlich

Wedel/Kiel. Der Kieler Spar-Hammer trifft eine Institution im Kreis Pinneberg bis ins Mark: die Fachhochschule Wedel. Sollte das Szenario Wirklichkeit werden, wird der Landeszuschuss von jetzt 2,2 Millionen Euro auf 1,8 Millionen Euro im kommenden Jahr und 1,6 Millionen Euro im Jahr 2012 gesenkt. Ein Minus von 600 000 Euro innerhalb von nur zwei Jahren - das ist ein Schock, der an den Grundfesten der international renommierten Hochschule rüttelt. "Es sind ausgesprochen harte Kürzungsvorschläge. Wir werden in der nächsten Zeit nochmals versuchen, die Politiker mit guten Argumenten zu überzeugen", sagte Professor Dr. Eike Harms. Sein Ziel: "Wir wollen die Erhöhung von Studiengebühren so gering wie möglich halten."

Angaben, wie die Gebührenentwicklung für die rund 850 Studenten der Betriebswirtschaftslehre, Medieninformatik, technischer Informatik, Wirtschaftsinformatik und verwandter Zweige aussehen könnte, machte Harms nicht. Derzeit tragen Studiengebühren in Höhe von jährlich rund 1,6 Millionen Euro zur Finanzierung der Lehre und Labore bei. Sollte sich das Verhältnis von öffentlicher zu privater Finanzierung auf 40 zu 60 Prozent umkehren, steht zu befürchten, dass nur wohlhabende Studierende sich die Ausbildung leisten können. "Bislang haben wir einen Anteil von 21 Prozent, die aufgrund ihrer eingeschränkten finanziellen Situation berechtigt sind, BAföG zu beziehen. Wir wollen nicht zu einer Institution nur für Kinder reicher Eltern werden", sagte Harms. Seine Befürchtung: Müssten wegen der Kürzungen die Studiengebühren, die jetzt schon bis zu 250 Euro im Monat betragen, zu kräftig angehoben werden, könnten Interessenten abgeschreckt werden. Dann drohten statt Mehreinnahmen tatsächlich weniger Einkünfte.

Vorhaltungen, dass andere Fachhochschulen höhere Gebühren verlangen oder mit weniger Zuschüssen zurecht kommen, entkräftete Harms dadurch, dass die Fachhochschule Wedel als rein mittelständischer Familienbetrieb organisiert sei und keine großen Geldgeber wie IHK, Unternehmensverband oder ein Milliarden schwerer Mäzen habe.

Für Harms ist wegen der Leistungen und der Qualität der Schule nicht nachvollziehbar, warum gerade an der günstigen Ausbildung in Wedel gespart werden soll. "Mit dem gleichen Geld bilden wir dreimal so viele Absolventen aus, wie es eine staatliche Hochschule macht. Renten und Pensionen sind da noch nicht mitgerechnet", sagte Harms.

Er anerkennt die Notwendigkeit des Sparens im Land, schlägt aber vor, Kürzungen nicht so massiv und vor allen Dingen nicht so abrupt vorzunehmen. In bisherigen Planungen hatte er nach rund 15-jährigem Einfrieren der Zuschüsse mit einer Aufstockung von 100 000 Euro gerechnet - jetzt werden de facto 200 000 Euro gekürzt, sodass in einem Jahr eine Lücke in Höhe von 300 000 Euro gerissen wird.

"Das ist eine völlig falsche Entscheidung", kritisierte Wedels Bürgermeister Niels Schmidt. Er will Politikern und Wirtschaftsministerium den Ernst der Lage klar machen. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Ole Schröder kündigte Gespräche an, um die "FH zu sichern und möglicherweise andere Finanzierungswege zu erkunden".

Die CDU-Landtagsabgeordnete Barbara Ostmeier aus Hetlingen hält den aktuellen Entwurf für "dramatisch". Sie könne die Befürchtungen des Rektors "völlig nachvollziehen." Ostmeier: "Vor dem Hintergrund, dass staatliche Hochschulen überhaupt keine Studiengebühren erheben, verschärft sich die Lage für die Fachhochschule Wedel noch einmal. Da kann eine private Institution nicht mehr gegen ankämpfen." Deshalb spricht sie Klartext und machte eine Äußerung, für die sie in ihrer Fraktion und vor allem beim Koalitionspartner FDP nicht unbedingt auf Gegenliebe stoßen wird: "Ich habe kein Verständnis dafür, dass über Studiengebühren an anderen Hochschulen nicht einmal nachgedacht werden darf." Ein klarer Seitenhieb auf die Liberalen, die einstmals zwar Studiengebühren gefordert hatten, jedoch später davon abrückten.