Bei so viel Not konnte das holmer Ehepaar nicht untätig bleiben

Wedel. Vor rund 30 Jahren begann die Partnerschaft zwischen den Kirchenkreisen Blankenese und Lupila in Tansania. So lange sind Rolf und Sibylle Wassermann dabei - Jahrzehnte prägten der Pastor und die Lehrerin das Geschehen mit und halfen, wichtige Projekte auf Weg zu bringen. "Beim ersten Besuch Anfang der 80er-Jahre entdeckten wir massive Not - da kann man nicht untätig bleiben", so Wassermann.

1990 machte das Ehepaar Wassermann den großen Schritt nach Lupila - er als erster Missionar in dem Gebiet überhaupt, sie mit diakonischen Aufgaben - beide als Entwicklungshelfer. Hilfreich war, dass Wassermann als gelernter Karosserie- und Flugzeugbauer handwerkliche Fähigkeiten mitbrachte.

Sibylle Wassermann erinnert sich: "Man kam sich dort zunächst vor wie Robinson Crusoe auf höherer Ebene." Man musste lernen, in der Einöde am Rande der Livingston-Berge den Tagesablauf zu organisieren - vom Holz suchen bis zum Brot backen.

Doch die Hauptsache waren gute Taten. Gemeinsam mit den Menschen bauten sie Getreidemühlen, die das mühselige Stampfen der Körner in Mörsern überflüssig machten. Sie gründeten Kindergärten, halfen beim Aufbau der Sekundarschulen und organisierten Tret-Nähmaschinen, damit Frauen einen Beruf erlernen konnten. Natürlich gab es Rückschläge. Bei der Einführung der Ochsenpflüge als Ersatz für die Hacken wurden die ersten Zug-Tiere zunächst einmal aufgegessen und als den Menschen Fahrräder angeboten wurden, gab es schlimme Stürze. Aber längst sind die Ochsenpflüge "Stand der Technik" und Fahrräder als Transportmittel selbst für schwerste Güter nicht mehr wegzudenken.

Die Wassermanns empfinden tiefe Freude, ja Glück, wenn sie zurück blicken. Sie sind zufrieden wegen der ganz praktischen Erfolge wie dem Bau von Quelleneinfassungen und Wasserleitungen für ein Dutzend Dörfer oder dem Waisenhaus für Kinder, deren Eltern an Aids gestorben sind, oder auch die Einführung von Patenschaften für Aids-Waisen. "Wir haben beim Aufforsten geholfen. Es ist schön, jetzt die Waldgebiete zu sehen", sagen sie.

Doch Zeit gab ihnen mehr. "Wir haben unseren Horizont wahnsinnig erweitert. Wir haben Ökumene erlebt und Menschen, die wir wirklich wie Brüder und Schwestern betrachten sollten - wir sind Weltbürger geworden", sagen die Wassermanns und er ergänzt noch eine ganz persönliche Erfahrung: "Und ich habe von den Menschen ein ganz spontanes, unverkrampftes Verhältnis zur Spiritualität gelernt, wie man es in Deutschland selten findet. Man betet dort viel mehr, beispielsweise mal eben schnell vor jeder Autofahrt - eine schöne Angewohnheit, auch wenn die Straßen hier viel sicherer sind."