Wenn Pinnebergs Rat grünes Licht gibt, muss der Verkehr 14 Monate lang umgeleitet werden

Pinneberg. Die Hauptverkehrsader Mühlenstraße in Pinneberg muss dringend saniert werden. Darüber sind sich alle einig. Das Problem: Die Bauarbeiten dauern wahrscheinlich 14 Monate. Während der kompletten Zeit muss der Durchgangsverkehr umgeleitet werden, nur der Anliegerverkehr bleibt möglich.

Etwa 19 000 Fahrzeuge passieren täglich dieses Nadelöhr, das den Verkehr von Wedel-Appen-Uetersen zur Hochbrücke und umgekehrt aufnimmt. Sowohl Fahrbahn als auch Radweg sind erheblich beschädigt. Deshalb gab es vor gut einem Jahr großen Jubel in der Kreisstadt, als bekannt wurde, dass die Sanierung mit Mitteln aus dem Konjunkturprogramm des Bundes gefördert wird. Der damalige Umweltminister Christian von Boetticher (CDU), der selbst jahrelang über die schon damals renovierungsbedürftige Trasse gefahren und geradelt ist, hatte sein politisches Gewicht für diese Entscheidung mit in die Waagschale geworfen.

Immerhin 600 000 Euro aus dem Gesamtpaket von 3,2 Millionen Euro für Schleswig-Holstein können mit eingeplant werden. Dafür erhalten die Anwohner etwas Gutes: nämlich Flüsterasphalt, der die Lärmbelästigung erheblich verringern soll.

Ursprünglich gingen die Planer davon aus, dass die Sanierung etwa ein halbes Jahr dauert. Doch auch im Untergrund der Straße müssen Leitungen und Kanäle dringend erneuert werden. Damit erhöht sich nach Auskunft der Planer die Dauer der Bauarbeiten.

Ob Pinneberg sich an die Komplettsanierung traut, muss die Ratsversammlung am 3. Juni entscheiden. Der Hauptausschuss beschäftigt sich während seiner Sitzung am Mittwoch, 26. Mai, 18.30 Uhr, mit dem Thema.

Es gibt Alternativen: Die Trasse wird während der Bauzeit nur halbseitig gesperrt. Die Verwaltung rät davon ab, weil damit über Ende 2011 hinaus gebaut werden muss. Damit würde Pinneberg die Frist für die Zuschüsse überschreiten und somit auf den Gesamtkosten in Höhe von 1,3 Millionen Euro sitzen bleiben.

Oder die Stadtwerke beziehungsweise die Abwassergesellschaft verschieben die Arbeiten am Kanalnetz und den Hausanschlussleitungen auf später. "Dann müssen wir wahrscheinlich in wenigen Jahren die neue Trasse aufreißen, um diese Arbeiten zu erledigen", sagt Bürgermeisterin Kristin Alheit. Deshalb hält sie diesen Vorschlag nicht für sinnvoll.

Oder die Ratsversammlung verschiebt den kompletten Umbau so lange, bis die die Westumgehung fertig gestellt ist. Doch auch diese Entscheidung wäre der Verwaltungsvorlage gemäß unwirtschaftlich, da damit die Zuschüsse aus Kiel wegfallen. Und auch der Bau der Westumgehung ist noch nicht in trockenen Tüchern.

Da Verkehrsbehinderungen in keinem Fall zu vermeiden sind, empfiehlt die Verwaltung, die Straße so schnell wie möglich voll auszubauen. Der Durchgangsverkehr müsste dann von Appen und Wedel aus über den Thesdorfer Weg und die Richard-Köhn-Straße/Saarlandstraße wieder an die Hochbrücke herangeführt werden. Gleiches gilt für die Gegenrichtung.

Bleibt noch der Anliegerverkehr. Da wahrscheinlich in zwei Teilabschnitten gebaut wird, geht Roland Schultz, Fachdienstleiter für die Verkehrsplanung, davon aus, dass die Anwohner von einer Seite immer ihre Grundstücke erreichen können. Ein Rettungsweg müsse ohnehin ständig freigehalten werden. "Und auch für die Gewerbebetriebe muss es immer möglich sein, angefahren zu werden", sagt der Verkehrsexperte im Rathaus.

Wenn sich die Ratsversammlung dazu entschließt, mehrheitlich der Verwaltungsvorlage zu folgen, wird sich Bürgermeisterin Kristin Alheit mit ihren Fachleuten auf zwei Informationsveranstaltungen Mitte Juni den Fragen der Anlieger stellen. Ein Gespräch wird dabei ausschließlich mit den Gewerbetreibenden geführt. "Ich hätte das gern schon früher erledigt, doch ohne Entscheidung der Ratsversammlung war das schwierig", bittet die Bürgermeisterin die Betroffenen um Verständnis.

So werden wohl alle Beteiligten in den sauren Apfel beißen müssen und die Bauzeit durchstehen. Neben den Autofahrern sollen davon auch die Radfahrer profitieren. Seit Jahrzehnten müssen sie, wenn sie sich über diesen Weg trauen, über eine Buckelpiste radeln. Vor allem Baumwurzeln haben den Weg erheblich beeinträchtigt.

Künftig sollen die Radfahrer in beiden Richtungen den Weg befahren können. Dafür erhalten sie eine Trasse von etwa zweieinhalb Metern mit einem Sicherheitsabstand zur Straße von einem halben Meter. "Wir binden damit die Teilstücke an der Kreuzung und den neuen Radweg von Appen an", sagt Fachdienstleiter Schultz. Er freut sich drauf, bald das Dauerproblem Mühlenstraße langfristig zu lösen.