Pinneberg muss Luftreinhalteplan erarbeiten. Grenzwert für Stickstoffdioxid wird am Damm dauerhaft überschritten

Kreis Pinneberg. In Pinneberg wird auf der Hauptverkehrsstraße am Damm der Grenzwert für Stickstoffdioxid dauerhaft überschritten. Deshalb muss die Stadt einen Luftreinhalteplan erarbeiten, um die Belastung zu senken.

Stickstoffdioxid gilt als sehr giftig. Hauptquelle sind die Verbrennungsmotoren unserer Fahrzeuge. Um dem Problem Herr zu werden, hat der Gesetzgeber jährlich die Grenzwerte gesenkt. Jetzt rutscht Pinneberg über die im Jahr 2010 bei 40 Mikrogramm pro Kubikmeter festgesetzte Marke. Als bislang einzige Kommune im Kreis muss Pinneberg ein Entlastungskonzept vorlegen. Das ist aber auch kein Wunder, denn nur in der Kreisstadt steht eine Anlage, die stündlich Daten über die Luftbelastung liefert.

Eine schnelle Lösung des Problems wird es nach Ansicht von Manfred Stache, Sprecher der Fraktion "GAL und Unabhängige" und Vorsitzender des Umweltausschusses, "leider" nicht geben. Dreieinhalb Jahre Zeit lässt der Gesetzgeber, um den Luftreinhalteplan aufzustellen. "Von einer wirklichen Sorge um die an diesem Messpunkt lebenden Menschen war nichts zu spüren", kommentierte der Ratsherr den Bericht, den Dirk Jürgens, Mitarbeiter des Kieler Umweltministeriums, jüngst den Mitgliedern des Umwelt- und des Stadtentwicklungsausschusses vorstellte.

Stache fordert seine Mitstreiter in der Ratsversammlung auf, das Problem nicht nur intern zwischen den Behörden abarbeiten zu lassen. Der Grüne sagt: "Offensichtlich ist nur über eine Reduzierung des Autoverkehrs an das Problem heranzukommen. Das geht nur, wenn wir die Bevölkerung der Stadt wirklich mit ins Boot holen. Passiert das nicht, behält der Experte des Landes wahrscheinlich recht. Dann muss man eine Ausnahmeregelung für Pinneberg beantragen und weiterhin Teile der Bevölkerung gesundheitlichen Risiken aussetzen."

In Hamburg können die Stadtplaner von solchen Werten nur träumen

Gerhard Thomssen (SPD), Vorsitzender des Stadtentwicklungsausschusses, bewertet die Situation nicht so dramatisch: "Wir liegen nur knapp über den Grenzwerten. In Hamburg können die Stadtplaner davon nur träumen." Aber auch der Sozialdemokrat betont: "Wir müssen was machen."

Thomssen geht davon aus, dass zum einen die Autoindustrie gefordert ist, um durch bessere Filter und effektivere Motoren die Abgasbelastung noch stärker zu senken. Gleichzeitig müsse der Gesetzgeber aber auch die Euronormen verschärfen. Thomssen kann sich aber auch vorstellen, dass durch die geplante Westumgehung der Schwerlastverkehr in der Stadt verringert wird und so die Schadstoffwerte sinken.

Doch so einfach scheint die Lösung nicht zu sein, zumal auch die Westumgehung als Verlängerung vom Baugebiet Rosenfeld zur Autobahnanschlussstelle Pinneberg-Nord noch längst nicht in trockenen Tüchern ist. Ratsherr Stache ist nicht davon überzeugt, dass allein die Westumgehung die Lösung bringt. Er rechnet damit, dass weitere den Verkehr lenkende Maßnahmen ergriffen werden müssen. "Die Frage ist, ob das heute schon sinnvoll ist."

Das sollen Umweltministerium und Stadtverwaltung bereits jetzt untersuchen. Ihre Vorschläge werden sie der Politik unterbreiten. Temporeduzierung bringt nach Ansicht des Luftqualitätsexperten aus dem Ministerium nur dann auf der Hauptverkehrsader am Damm etwas, wenn gleichzeitig der Verkehrsfluss optimiert wird.

Wedel hat so eine rechnergesteuerte Verkehrsführung auf der Bundesstraße 431, die quer durch die Stadt führt. Doch aufgrund der zahlreichen Querverbindungen ist die grüne Welle in der Rolandstadt nur schwer zu verwirklichen. Immerhin blieben sämtliche kurzzeitigen Messungen des Stickstoffdioxids an dieser Hauptverkehrstraße bis heute unterhalb der Grenzwerte.

Feinstaub- und Benzol-Belastung an den Straßen unterhalb der Grenzen

Gleiches gilt an der Kieler Straße in Quickborn . In Halstenbek wurde zuletzt 2007 an der Dockenhudener Chaussee gemessen. An der Laubenstraße in Rellingen und der Altonaer Chaussee in Schenefeld wurden vor zehn Jahren Schadstoffe gemessen, an der Esinger Straße in Tornesch vor fünf Jahren. In Uetersen wurde 2009 gemessen - nirgends waren die Werte auffällig. Das gilt glücklicherweise auch für die Feinstaub- und die Benzol-Belastung.