Umweltexperten stießen auf sechs weitere Alt-Deponien allein in der Stadt Elmshorn

Kreis Pinneberg. Bei der Erkundung der Bodenbelastung in der Elmshorner Innenstadt sind weitere Altablagerungen mit teils erheblichen Giftkonzentrationen entdeckt worden. Vor allem ist das Areal um den Elmshorner Buttermarkt betroffen, bei dem die Experten auf sechs Alt-Deponien stießen, auf denen Gewerbebetriebe in früheren Zeiten ihre Industrieabfälle entsorgten. Große Teile der ehemaligen Krückauniederung wurden damals "massiv" mit Gewerbemüll aufgefüllt. Das geht aus dem Boden- und Altlastenbericht des Kreises für das Jahr 2009 hervor. Mit den neuen Funden in Elmshorn sowie einer Neubewertung bereits bekannter Areale erhöht sich die Zahl der sogenannten Altablagerungen im Kreis um 20 auf insgesamt 259.

Dass die stillgelegten Deponien in Elmshorn jetzt zum Vorschein kommen, liegt an den intensiven historischen Recherchen im Rahmen der geplanten Sanierung und Neunutzung der Elmshorner City. Dabei handelt es sich um die seit Mitte des 19. Jahrhunderts industriell genutzte Kernzone Elmshorn, in der sich neben der bekannten Altablagerung "Buttermarkt" etwa 100 potenzielle Standorte im Altlasten befinden. Dazu zählen eine ehemalige Lederfabrik, das alte Gaswerk, der Hafen samt Hafenbahn und altem Güterbahnhof. Teile dieser Flächen wie der mit Abfällen aus der Lederherstellung, Gerberei und Gasfabrikation aufgefüllte "Buttermarkt" sind derzeit mit einer Pflasterung versiegelt und gesichert.

Die weitere historische Erkundung wurde jedoch vorgenommen, da mit der geplanten sensiblere Nutzung des Elmshorner Kerns mit Bewohnung und Begrünung "gesundheitliche Risiken für die Bevölkerung nicht ausgeschlossen werden können", so Einar Landschoof vom Kreisumweltamt. Die Gutachterkosten für diese Untersuchungen liegen bei etwa 81 000 Euro, für Feld-, Bohr- und Laborkosten fallen etwa 136 000 Euro an. Kreis und Kommune tragen jeweils 12,5 Prozent der Kosten, 75 Prozent das Land. Die Untersuchungen sollen mit Blick auf den Zeitplan zum Stadtumbau West der Stadt Elmshorn im Dezember dieses Jahres abgeschlossen sein.

Die Sanierung und Beobachtung weiterer Alt-Deponien im Kreis wird mit zum Teil erheblichem Aufwand fortgeführt. In der ehemaligen Deponie S 3 in Schenefeld an der Blankeneser Chaussee wurden im Zeitraum April 2009 bis März 2010 etwa 58 Kilogramm Benzol und 36 Kilogramm Chlorbenzol aus dem Grundwasser zurückgewonnen. Damit wurde seit Beginn der hydraulischen Sanierung der S 3 genau 2564 Kilogramm Benzol und 1001 Kilogramm Chlorbenzol aus dem Grundwasser entfernt. 2009 betrugen die Kosten für Sanierung und Überwachung dieser Altlast knapp 118 600 Euro.

Neben Altablagerungen oder Deponien stehen die sogenannten Altstandorte im Visier der Umweltschützer. Dazu zählen unter anderem ehemalige chemische Reinigungen, Tankstellen, alte Gerbereien sowie andere Unternehmen, die Chemikalien zur industriellen Fertigung nutzten. Die Zahl der Verdachtsfälle ist mit 5682 wesentlich höher, allerdings ist die Überprüfung noch lange nicht abgeschlossen. Bei knapp 45 Prozent der gemeldeten Fälle wurde der Verdacht bereits vollständig entkräftet. Doch es gibt jede Menge "Sorgenkinder": Dazu zählen wiederum zahlreiche Objekte in Elmshorn wie eine ehemalige chemische Reinigung in der Königstraße und Berliner Straße.

In Uetersen muss die Sanierung des Grundwasser auf dem Areal einer ehemaligen Lederfabrik im Bereich Katzhagen/Deichstraße weiterbetrieben werden, und zwar wegen der Lage im Wasserschutzgebiet und im Anstrom zum Wasserwerk. Teilweise Abschaltzeiten der Sanierung hatten einen Wiederanstieg der Chlorkohlenwasserstoff-Gehalte zur Folge. In Uetersen sollen zudem in diesem Jahr zwei weitere verdächtige Altstandorte untersucht werden.

Ein weiterer Schwerpunkt des Umweltamtes ist die Überwachung von Untersuchungen, Sanierungen und Bauvorhaben. So wird beispielsweise die Grundwassersanierung der ehemaligen Dosenfabrik in Barmstedt fortgesetzt. Bei der Sanierung der Kanalisation in Uetersen wurden Grundwasserverunreinigungen im Ohrtbrookgraben festgestellt. Außerdem findet eine Bodensanierung und -sicherung bei der ehemaligen Pinneberger Bauernmühle im Rahmen des Neubaus mit einem Alten- und Pflegeheim statt. Für den Marktplatz Pinneberg wird zudem ein Sanierungskonzept erstellt.