Die Aktion Tafelgärten liefert frisches Gemüse für Bedürftige. Langzeitarbeitslose nutzen Chance für festen Arbeitsplatz

Prisdorf. "Na, da muss aber noch ein bisschen Erde drauf gehäuft werden, wenn das was mit den Kartoffeln werden soll", schmunzelte Prisdorfs Bürgermeister Wilfried Hans, als er das Werk der "Feldarbeiter" Michael Behrens von der Perspektive Zukunft und Gerold Mellem, Geschäftsführer der Arge Pinneberg, in Augenschein nahm. Das Trio war auf dem Abel-Hof in Prisdorf zusammengekommen, um symbolisch mit einer Kartoffelpflanz-Aktion das Projekt der "Tafelgärten" im Kreis Pinneberg vorzustellen und dafür zu werben.

Kaum freie Parzellen und Flächen in Kleingärten gefunden

Anliegen des Tafelgarten-Projektes ist es ursprünglich, durch die Umgestaltung von brachliegenden und ungenutzten Flächen und Parzellen in Kleingartenvereinen zusätzlich Obst- und Gemüsespenden an die örtlichen Tafeln zur kostenfreien Abgabe zur Verfügung zu stellen.

Im dicht besiedelten Kreis Pinneberg ist es allerdings gar nicht so einfach, geeignete Parzellen zu finden. "Hier gibt es so gut wie keine brachliegenden Kleingärten", so Michael Behrens, der Geschäftsführer der Perspektive Zukunft. In Elmshorn wurden zwei Parzellen in der Kleingartenkolonie Heinrich-Gadow-Anlage gefunden. Dazu kam der Hof von Familie Abel, der mit 1,5 Hektar Land gepachtet wurde. Ein großes Gewächshaus auf dem Bauernhof ist ideal für die Zucht von Tomaten und Auberginen. Und auf dem angrenzenden Acker werden 650 Kilogramm Kartoffeln eingepflanzt, die bei der Ernte den sechs- bis siebenfachen Ertrag bringen sollen -zugunsten bedürftiger Menschen, die von den Tafeln im Kreis Pinneberg mit Lebensmitteln versorgt werden. Die Saatkartoffeln wurden vom Agrar-Unternehmen SaKa gespendet. "Das Projekt hat einen tollen Nutzen fürs uns", freute sich Adolf Bergmann, der Erste Vorsitzende der Uetersener Tafel. "Wir freuen uns, die Kartoffeln und weiteres Gemüse über unsere Tafeln weitergeben zu können."

Die eigentliche Arbeit auf dem Feld und in den Gewächshäusern erledigen Langzeitarbeitslose im Rahmen eines Ein-Euro-Jobs - mit einer Perspektive. Denn die Teilnahme am Projekt bietet den Arbeiterinnen und Arbeitern nicht nur eine sinnvolle Tätigkeit, sondern die Möglichkeit auf dem sogenannten ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, erläuterte Mellem. Dies habe in der kurzen Zeit seit Beginn des Projektes im Dezember 2009 bereits fünfmal geklappt.

Manchmal sind die Potenziale der Menschen nur etwas verschüttet

So stellte die in direkter Nachbarschaft zu dem Abel Hof liegende Baumschule Huckfeld allein drei der Mitarbeiter nach absolviertem Praktikum ein. "Für mich war die Perspektive Zukunft das Sprungbrett zur neuen Arbeit", sagte Axel Groß. Gholam-Reza Ghavidel freute sich über seine "geregelte Zukunft durch die neue Tätigkeit". Zwei weitere Mitarbeiter der Perspektive wurden von der Sielbau- und Pflasterfirma Stettin und vom Gartenservice Rosin in Appen in Arbeit genommen. "Wir haben Menschen mit guten Potenzialen", sagte Arge-Geschäftsführer Gerold Mellem. "Manchmal sind diese nur ein wenig verschüttet."

Ob die Erdanhäufungen über den von Hans, Mellem und Behrens eingepflanzten Kartoffeln fürs Gedeihen ausreichen, bleibt abzuwarten. Zur Not werden die richtigen Feldarbeiter noch etwas nachgebessert haben.