In Elmshorn ist die Debatte über den Planfeststellungsbeschluss zur Elbvertiefung entfacht. Umweltverbände und Anlieger machen Druck.

Kreis Pinneberg. Neue Flächen für den Schierlingswasserfenchel, zusätzliche Messstellen für den Salzgehalt der Elbe und ein Tempolimit für Containerriesen auf der Elbe - um die Folgen der geplanten neuerlichen Elbvertiefung zu kompensieren oder zumindest einzugrenzen, haben die Planer der mehrere hundert Millionen Euro teuren Ausbaggerung eine Menge Zugeständnisse gemacht. Nicht zuletzt auf Druck der Umweltverbände und der betroffenen Elbanlieger, die das Verfahren, mit dem die Fahrrinne für 14,5 Meter tief gehende Containerschiffe vertieft werden soll, seit Jahren kritisch begleiten. Seit Planungsbeginn gab es mehr als 7000 Einwendungen gegen das Projekt.

Auch bei der jüngsten Informationsveranstaltung der Wasser- und Schifffahrtsdirektion (WSD) Nord und der Hamburger Verkehrsbehörde im Kreishaus in Elmshorn kamen kritische Nachfragen von Politikern, Bürgermeistern und Naturschützern - immerhin die letzte Gelegenheit, sich in diesem Rahmen zu äußern, denn seit gestern ist die öffentliche Auslegung des Planfeststellungsbeschlusses beendet. Selbst wenn sich die Umweltverbände aufgrund ökologischer Bedenken zu einer Klage vor dem Bundesverwaltungsgericht entschließen, hätte dies allerdings nicht automatisch eine aufschiebende Wirkung, sagte Heiko Böschen von der WSD Nord.

Er und weitere Vertreter der Planfeststellungsbehörden fassten die wesentlichen Inhalte und Schutzauflagen für die Elbvertiefung zusammen. So werden Ausgleichsmaßnahmen für die Ausbaggerung auf insgesamt 950 Hektar an der Unterelbe vorgenommen. In Schleswig-Holstein betrifft dies Vorlandflächen an der Stör, Ottenbütteler Moor und Giegensand, in Hamburg am Zollenspieker. So werden neue geeignete Lebensräume für den Schierlingswasserfenchel etwa im Bereich Zollenspieker durch tidebeeinflusste schlickige und strömungsarme Uferbereiche geschaffen. Damit würden auch Vorgaben der EU erfüllt, die die Folgen der Elbvertiefung auf Flora-Fauna-Habitat-Gebiete überprüfte.

Ein Dollpunkt in der engagierten Diskussion war die Verschlickung der Häfen. Im Hetlinger Sportboothafen beispielsweise habe die Verschlickung nach der Elbvertiefungen erheblich zugenommen, sagte der stellvertretende Bürgermeister Michael Rahn. "Wir erwarten, dass der Verursacher für einen Ausgleich sorgt." Die Behördenvertreter hingegen sehen einen Zusammenhang nicht als erwiesen an. Die Veränderungen durch den Ausbau seien gering, "alle Tidehäfen verschlicken", sagte Dietmar Wiedenholdt von Kieler Umweltministerium. Sollte sich ein Zusammenhang bewahrheiten, stehe ein Ausgleichsfonds zur Verfügung, der unbürokratische Hilfe gewähre.

Weitere Schutzauflagen: Zwei zusätzliche Messstellen an Pinnau und Krückau sollen der Überprüfung des Salzgehaltes der Elbe dienen. Sollten die Salzwerte im Elbwasser steigen und die Wasserentnahme durch die Bauern nachteilige Folgen für den Obstanbau haben, solle dies ausgeglichen werden. Die Daten werden im Internet bereitgestellt. Eventuelle negative Auswirkungen der Vertiefung auf Fischereibetrieb sollen ebenfalls ausgeglichen werden, falls dies vom Betrieb nachgewiesen werden kann. Und sollte ausbaubedingt ein Deich an der Elbe erhöht werden müssen, trage der Bund die Kosten.

Zum Schutz von Ufern, Natur, Kleinschifffahrt und Menschen, so Böschen weiter, werde angeordnete, dass die bisherige Richtgeschwindigkeit für Schiff über 90 Meter Länge von einer Höchstgeschwindigkeit ersetzt werde. Für diese Schiffe sollen folgende Geschwindigkeiten verbindlich gelten: Von Cuxhaven bis Brunsbüttel 15 Knoten, von Brunsbüttel bis Glückstadt 14 Knoten und von Glückstadt auf 12 Knoten bis zum Ende der sogenannten Begegnungsstrecke. Diese wird für die großen tideabhängig fahrenden Schiffe zwischen der Lühekurve und Blankenese eingerichtet und auf 385 Metern verbreitert, um Platz für zwei dicke Pötte nebeneinander zu schaffen. Ab Ende der Begegnungsstrecke bis zum Seemannshöft gelten dann 10 Knoten.

Der Hetlinger Michael Rahn fragte, warum die Begegnungsstrecke ausgerechnet dort verbreitert werden solle, wo die Elbe schon schmal sei und es auf beiden Seiten Strände mit vielen Menschen gebe. Die Wasserverdrängung der Containerriesen stelle durchaus eine Gefahr für die Menschen dar.

WSD-Experte Heiko Böschen erläuterte, dass die Festlegung der Strecke ausschließlich nautische Gründe habe. Es handele sich um eine geschützte Lage, die den Schiffen höchste Manövrierfähigkeit bei geringer Geschwindigkeit biete. Der Uferbereich, ist Böschen sicher, werde nicht stark in Mitleidenschaft gezogen.