Norderstedt. An diesem Wochenende starten Louis und Kilian Schlapper bei der EM in Besançon. Wie ihre Erfolgsaussichten sind.

Der 14 Jahre alte Schüler Louis Schlapper steigt bei der Deutschen Meisterschaft in seiner Altersklasse Boys 13/14 aufs Podest, strahlt über Bronze in der rasanten und olympischen Radsportart BMX Race. Gold und Silber gehen an zwei Stuttgarter Lokalmatadoren, die auf ihrer Heimbahn klare Vorteile genießen. Sein Bruder Kilian Schlapper (11) schafft es im Finale der Klasse Boys 11/12 auf Rang vier.

Willkommener Rückenwind also für das Radsport-Duo, das für die Radsportgemeinschaft Hamburg fährt und an diesem Wochenende bei der BMX-EM im französischen Besançon startet.

Radsport: Familie Schlapper aus Norderstedt ist BMX-verrückt

„Wenn es gut läuft, wird es für Louis das Podium“, hatte Vater Marcus Schlapper kurz vor DM-Beginn orakelt. „Für Kilian ist Platz vier bis sechs möglich.“ Er behielt recht. Ein Erfolg, der im Frühling noch nicht absehbar war.

Das BMX-Jahr 2023 war noch jung, da musste die radverrückte und erfolgsverwöhnte Familie Schlapper aus dem Norderstedter Ortsteil Garstedt schon die ersten Verletzungen wegstecken. Die Euro-Läufe im italienischen Verona (18./19. März) sollten eine vielversprechende Saison einläuten. Doch im ersten Vorlauf berührte Louis nach der ersten Kurve einen Gegner und stürzte. Diagnose: Gehirnerschütterung plus Abschürfung und Muskelfaserriss. Kilian ließ der Sturz seines älteren Bruders nicht kalt, im Halbfinale war für ihn Endstation.

Im Frühjahr klebt das Verletzungspech am Hinterrad

Nach einer Woche Pause durfte er wieder leicht trainieren, doch das Pech klebte ihm am Hinterrad. Er stürzte im Training 14 Tage nach dem Unfall von Verona direkt wieder auf den Kopf – die nächste Gehirnerschütterung. Dazu schmerzte seine Leber, Louis musste drei Tage ins Krankenhaus.

Der Sportarzt zog ihn für vier Wochen aus dem Verkehr, Kontakte auf der Bahn waren verboten. Marcus Schlapper: „Man ist jetzt schon nervöser, wenn es in einem Rennen eng wird, aber es muss in die Normalität zurückgehen. Louis hat das gut weggesteckt, er wollte direkt wieder aufs Rad, hat nichts von den Verletzungen zurückbehalten und ist mit einem blauen Auge davongekommen.“

Louis und Kilian Schlapper sind in ihren Altersklassen sehr erfolgreich

Beim Euro-Lauf im belgischen Zolder über Ostern schaute Louis noch zu. Und sah, wie Bruder Kilian mit seinem ultraleichten Carbon-BMX-Rad zweimal ins Halbfinale vorpreschte.

Pro Renn-Wochenende stehen auf europäischer Ebene für jeden Fahrer zwei Starts an, einer sonnabends, einer sonntags. „Kilian hat es in dieser Saison schwerer, weil er zu den Jüngeren bei den Doppel-Jahrgängen Boys 11/12 gehört“, so Vater Schlapper.

Der Sprung in die europäische Spitze ist geglückt

Sein Comeback auf der Bahn feierte Louis Anfang Mai bei einem International Race im tschechischen Benátky, wo er mit Platz eins und zwei glänzte. Vier Wochen später herrschte an selber Stelle beim European Cup vorerst Frust, weil er im Halbfinale übermotiviert den Abgang machte und über das steile Start-Gate purzelte. Zuviel gewollt. Doch tags darauf konnte er seine Motivation kanalisieren und stieß erstmals bei einem Euro-Lauf die Tür ins Finale auf, wurde Siebter.

Für Marcus Schlapper war das der Durchbruch: „Louis hat sich in der europäischen Spitze etabliert und gezeigt, dass er vorne reingehört. Das Training nach seinen Stürzen lief gut, er hat sich herangekämpft und ist stärker zurückgekommen.“ Kilian schaffte es sogar zweimal ins Finale, wurde Sechster und Achter.

Auch in der BMX-Bundesliga gibt’s hervorragende Ergebnisse

Die Erfolgsserie hielt auch in der BMX-Bundesliga an. Im hessischen Weiterstadt gewann Louis souverän zwei Finalläufe und schwang sich zum Bundesliga-Führenden in seiner Altersklasse auf. Kilian buchte in Hessen ein Halbfinal- und ein Finalticket, blieb aber ohne Sieg.

Beim Drei-Nationen-Cup in Weimar-Ahnatal, ein Stelldichein deutscher, belgischer und niederländischer Fahrer, sammelten Louis und Kilian weitere Punkte für die EM-Qualifikation.

Trainer Lars Ludewig genießt uneingeschränktes Vertrauen

Diese Entwicklung überrascht Marcus Schlapper nicht. „Wir haben mit Lars Ludewig einen sehr guten Coach, der die Chance nutzt, auf internationalen Bahnen zu trainieren. Sein Engagement zahlt sich aus. Er entwickelt mit den Jungs einen Langzeitplan. Louis und Kilian haben fahrerisch und mental riesige Fortschritte gemacht.“

Der Sport BMX Race funktioniert nur über das Zusammenspiel von Technik und Mentalität. Ihrem Trainer schenken die beiden Schlapper-Boys uneingeschränktes Vertrauen, das ist wichtig für beide Seiten. Nach der Deutschen Meisterschaft in Stuttgart mit Bronze und Platz vier folgt nun direkt die EM in Besançon. Als Qualifikation für die EM und WM dienten die Bundesliga-Rennen und der Drei-Nationen-Cup. Ein Fahrer muss unter die ersten zwölf seines Jahrgangs kommen.

Radsport: Die Franzosen sind bei EM in Besançon das Nonplusultra

Louis und Kilian Schlapper führen ihre Jahrgangslisten jeweils an. Die Konstanz ist mehr denn je da. Und die Europameisterschaft ist auch ein Fingerzeig in Richtung Olympia. „Man sieht schon jetzt, dass die Franzosen ein Jahr vor Paris 2024 richtig abgehen“, sagt Marcus Schlapper. „Von den 2420 gemeldeten EM-Fahrern kommen über 900 aus Frankreich. Die französischen BMX Racer sind momentan das Nonplusultra in Europa und der Welt.“ Das selbstgesteckte Ziel von Louis und Kilian bei dieser Mega-EM lautet Endlaufteilnahme.

Die Jahrgänge werden in Besançon strikt getrennt – Louis fährt Boys 14, Kilian Boys 11. Jede Altersklasse umfasst etwa 100 Fahrer. Papa Marcus Schlapper orakelt erneut: „Das Finale könnte klappen, wenn alles optimal läuft. Ansonsten ist das Halbfinale realistisch. Du brauchst Glück, musst eine gute Auslosung und einen guten Start erwischen.“