Norderstedt. Warum sich das erste Herrenteam aus der 2. Regionalliga zurückzieht: Der Teammanager und der Trainer nehmen Stellung zur Krise.

Wenn die U-18-Nachwuchs-Basketballer von TuRa Harksheide am nächsten Wochenende bei der Endrunde der Hamburger Meisterschaften in Eimsbüttel das ungewöhnliche, doppelstöckige Hallenparkett des Gymnasiums Hoheluft in der Christian-Förster-Straße betreten, bietet sich den Jugendlichen eine ausgezeichnete Aussicht für ein Erfolgserlebnis. Die „Hawks“ gehen in Auseinandersetzungen mit den vier besten Hamburger Leistungsklassenteams als Titelverteidiger an den Start.

Für den überwiegenden Teil des Kaders gab es im bisherigen Verlauf der Saison im Jugendbereich häufig Grund zum Jubeln – im Herrenbereich der 2. Regionalliga ist für die noch recht unerfahrenen TuRa-Youngster genau das Gegenteil der Fall gewesen. Es setzte 16 Niederlagen am Stück. Nun aber sind die Jugendlichen dem extremen Wechselbad der Gefühle nicht mehr länger ausgesetzt, weil die Regionalliga-Mannschaft vor einigen Tagen vom Spielbetrieb abgemeldet worden ist.

TuRa Harksheide: Abgemeldet – Basketballer geben auf

Der Abteilungsvorstand Sven Wojtkowiak und Trainer Mohammed Atya trafen sich abschließend noch einmal mit den Routiniers Marco Windisch (41) und Andrej Telemann (27) zu einer letzten Lagebesprechung, doch die Entscheidung war eigentlich vorher schon gefallen. Das Ergebnis: Es hat keinen Sinn mehr, die abgeschlagene und punktlose Regionalliga-Männer-Crew antreten zu lassen. „Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende“, nennt Sven Wojtkowiak einen oft zitierten Slogan.

Auch Kapitän Telemann und Teamkumpel Windisch schlossen sich dieser Haltung an. Die Harksheider sparen durch Aufsetzen der Mail an Regionalliga-Spielleiter Jörg Meyer (Wolfsburg) sogar noch Geld. Als Strafe für den vorzeitigen Rückzug sechs Spiele vor Saisonende muss TuRa 400 Euro bezahlen. Bei durchaus drohendem Nichtantreten der Regionalliga-Truppe wegen Personalknappheit in den noch ausstehenden Begegnungen könnte die Summe sogar auf 600 Euro steigen.

Für den Rückzug muss TuRa eine dreistellige Geldstrafe zahlen

„Leider fehlt der finanzielle Rückhalt durch den Hauptverein, um die Kosten aufzufangen“, sagt Wojtkowiak. Drei Jahre Zugehörigkeit zur zweithöchsten Spielklasse im Norden sind Vergangenheit. In der ersten Serie (2020/21) gab es wegen der Pandemie keine Absteiger, in der Saison 2021/22 schaffte man es am grünen Tisch, weil der SC Rist II nicht mehr weitermachen wollte und jetzt, also 2022/23, reichte es nicht mal mehr ansatzweise.

Seit 22 Jahren ist Mohammed Atya als Basketball-Trainer für TuRa Harksheide tätig. Jetzt steht ein Neustart bevor.
Seit 22 Jahren ist Mohammed Atya als Basketball-Trainer für TuRa Harksheide tätig. Jetzt steht ein Neustart bevor. © Privat

Doch wie soll es zukünftig überhaupt weitergehen?„Niederlagen sind kein Grund, vorzeitig das Handtuch zu schmeißen und zu resignieren“, erklärt Headcoach Atya. „So läuft das eben im Sport. Zu Krisen muss man stehen. Die Hauptsache ist, man kann sich von ihnen wieder befreien und baut etwas Neues auf.“ Und Wojtkowiak ergänzt: „In der 2. Regionalliga waren wir nach den vielen Ausfällen eindeutig in einer zu hohen Klasse unterwegs. Das müssen wir akzeptieren.“

Körperlich war das junge TuRa-Team nicht konkurrenzfähig

Die ganze Kraft liege laut des Teammanagers künftig in einem behutsamen Aufbau des Nachwuchses, der in Hamburg seit Jahren mit zur Spitze zählt. „In der Regionalliga wären die Jungs auf Dauer einfach nur verheizt worden. Dem musste vorgebeugt werden.“ Die jungen Akteure seien vor allem dem robusten Auftreten vieler körperlich überlegener Gegner nicht gewachsen gewesen und hätten meistens klein beigeben müssen, wenn die Partien mal einen knapperen Ausgang zu nehmen schienen. Alles in allem aber regierte eindeutig die Tristesse und Enttäuschung, nicht wenigstens einmal gewonnen zu haben.

TuRa Harksheide: In der Oberliga wird es nicht leichter

Doch es steht auch fest, dass die Aufgaben in einer gutklassigen Hamburger Oberliga nicht leichter werden. Außer dem Männerteam arbeitet Trainer-Legende Mohammed Atya (seit 22 Jahren) in der heute 200 Mitglieder zählenden Basketball-Sparte mit acht Jugendteams, deren Ehrgeiz sicherlich nicht groß geweckt werden muss. Der Zulauf ist beträchtlich, Tendenz steigend. Das Stichwort heißt allerdings auch Trainingseinsatz. Sven Wojtkowiak: „Sich zum Mannschafts- und Leistungssport zu bekennen, spielt im Basketball eine wichtige Rolle.“

Bei TuRa haben Jugendliche schon ab dem Alter von sechs Jahren die Möglichkeit, in den Trainingsbetrieb reinzuschnuppern. Und in der U 8, die demnächst gegründet werden soll, hängen die Körbe nicht so hoch, als dass es den Jüngsten keinen Spaß machen könnte.