Norderstedt. Dank der Aktion „Gemeinsam Gutes“ kann der Verein „Paulinchen“ aus Norderstedt Projekte und Aktionen im Brandschutz finanzieren.

Sie sind gerade erst angekommen, da zückt Oliver Kook den Stift und füllt den symbolischen Scheck sorgfältig aus. Er besucht zusammen mit Nicolas Fahl und Jakovos Libanios den Verein Paulinchen in dessen Büro an der Segeberger Chaussee in Norderstedt. Die drei Volleyballer vom SV Henstedt-Ulzburg sind die Initiatoren von „Gemeinsam Gutes“, dem Spendenevent, das bei seiner dritten Auflage kurz vor Weihnachten 23.730 Euro erbrachte. Ein bemerkenswerter Erfolg. Und umso schöner für drei Vereine, die eine große Unterstützung erhalten.

Vor Weihnachten hatte das erfolgreiche Spendenevent stattgefunden

Zur Erinnerung: „GG3“ war ein Bowlingturnier bei Nordic Bowling im Gewerbepark Nord. Für ein Startgeld von 500 Euro konnten sich Teams anmelden, diese Chance nutzten insbesondere Firmen aus der Region, manche legten freiwillig einiges drauf. Parallel wurde die Veranstaltung online live gestreamt – in der Spitze schauten bis zu 100 Personen zu, insgesamt waren es an die 1000. Und auch hier wurde immer wieder gespendet, sodass sich hier auch kleinere Euro-Beträge letztlich summierten.

„Es ist auch egal, ob 5 Euro gespendet wird oder 1000 Euro von einer Firma“, sagt Nicolas Fahl. Alles hilft. „Und auf der Bowling-Bahn hatten wir 100 Leute, die alle am Erfolg beteiligt waren. Alle Partner sind in Vorleistung gegangen. Es war vor Ort schön zu sehen, wie es eine Eigendynamik bekommen hat.“

Oliver Kook füllt den symbolischen Spendenscheck aus.
Oliver Kook füllt den symbolischen Spendenscheck aus. © Christopher Mey

7910 Euro – das bekommt Paulinchen. Viel Geld für einen e. V. – die bundesweit vernetzte Initiative für brandverletzte Kinder hilft auf vielen Ebenen Betroffenen, leistet Aufklärung und Prävention, damit es eben möglichst wenige Unfälle gibt.

„Wir haben nach Vereinen aus Henstedt-Ulzburg, Norderstedt und Umgebung gesucht, die etwas für Kinder und Jugendliche tun, weil das bei Gemeinsam Gutes im Mittelpunkt steht. Wir sind alle Familienväter, uns geht es gut – aber es gibt Menschen auf der Welt, denen es nicht gut geht. Wir wollen etwas für die Region tun“, so Nicolas Fahl. Zweckgebunden müsse es aber sein, man wollte nicht bloß Geld sammeln und einer großen Organisation überweisen.

Paulinchen hat zwei Säulen: Versorgung und Prävention

Lisa Fischer von Paulinchen beschreibt, was dem Verein nun ermöglicht wird. „Grundsätzlich haben wir zwei große Säulen. Das eine ist die bestmögliche Versorgung brandverletzter Kinder. 30.000 Kinder verbrennen oder verbrühen sich in Deutschland jedes Jahr. Circa 7500 müssen stationär behandelt werden.“ Die Folgen sind oft langwierig. Paulinchen bringt Betroffene zusammen, zum Beispiel auf Seminaren – dort wird auch Kontakt zu plastischen Chirurgen hergestellt. Oder es geht gemeinsam ins Schwimmbad. „Das andere ist die Prävention. Damit wollen wir so viele Menschen wie möglich erreichen, um Eltern, Kinder, Jugendliche aufzuklären darüber, welche Gefahren es im Haushalt.“

Ein großes Projekt steht 2023 an. Denn das Angebot soll erweitert werden – geplant sind U2-Flyer, also Infos für Eltern von Kleinkindern. „Am häufigsten verbrennen und verbrühen sich Kinder im Alter von 2 bis 5 Jahre. Aber wir haben noch nichts für die ganz Kleinen“, sagt Projektkoordinatorin Sonja Eicke. Und, das werden alle Mütter und Väter bestätigen können, wird die Welt erst einmal mit Händen und Füßen erkundet, kann es immer mal passieren, dass ein Kleinkind etwas Heißes umstößt.

In Vorbereitung sind Infoflyer für Kleinkinder unter zwei Jahren

Diese Idee sei von Ärzten und aus Krankenhäusern an den Verein herangetragen worden. „Aber wir wussten nicht, wie wir es finanzieren sollten. Jetzt sind wir superglücklich und in konkreter Planung.“ Die Auflage soll hoch sein, wichtig sind aussagekräftige Grafiken. „Und wir wollen Familien mit Migrationshintergrund mitnehmen.“

Deswegen werden die Flyer vielsprachig sein – zuletzt wurden Infos erstmals in Ukrainisch und Griechisch übersetzt. „Wir werden alle Geburtskliniken in Deutschland bedienen. Und wir wollen die Kinder- und Jugendärzte mit ins Boot holen.“ Auch Fachverbände, Krankenkassen und Hebammen helfen, um Zielgruppen zu erreichen. Was ebenso fortgeführt werden kann, sind die Podcasts „Paulinchen zum Hören“, die auf allen gängigen Plattformen verfügbar sind. Diese gibt es seit dem letzten Sommer, bislang wurden sechs Teile aufgenommen. Jetzt gebe es die Möglichkeit, drei weitere Folgen zu finanzieren, sagt Monja Langemeyer, die sich um digitale Projekte kümmert. „Ich arbeite mit einem Produzenten zusammen. Die letzte Folge ist sehr persönlich geworden, sehr wertvoll für Eltern.“

Paulinchen bietet auch eine Podcast-Reihe an

Denn sie hat mit zwei brandverletzten Jugendlichen gesprochen, die über ihre Erfahrungen berichten. In diesem Jahr feiert Paulinchen 30. Geburtstag. Eine Feier wird gerade vorbereitet. Am 5. August soll es einen – virtuellen – Spendenlauf geben, ein wichtiges Datum in jedem Jahr ist der Tag des brandverletzten Kindes am 7. Dezember. Sonja Eickes Tipp? „Einfach mal weitererzählen, unser Material kann kostenfrei bestellt und in Kitas oder Schulen verteilt werden.“

Und wie geht es bei „Gemeinsam Gutes“ weiter? Zunächst einmal gibt es noch zwei Vereine, die große Spenden erhalten: die Tafel Norderstedt sowie die Arche in Hamburg, die benachteiligten jungen Menschen Freizeitmöglichkeiten bietet. Ob es in diesem Jahr eine vierte Auflage des Spendenevents geben wird, lässt sich jetzt im Februar noch nicht sagen – nicht zuletzt ist der Aufwand für alle Beteiligten immens, das muss mit den Jobs und den Familien koordiniert werden. Doch sie wissen: Die Bereitschaft wäre in der Region mit Sicherheit vorhanden. Oliver Kook bringt es auf den Punkt: „Und es ist immer noch Potenzial nach oben.“

Infos zum Verein gibt es auf paulinchen.de