Norderstedt. Ab sofort gibt es Eintracht Norderstedt im Stickerformat. Und zwar dort, wo der DFB seit wenigen Tagen ausgespielt hat.

Es ist ja schon skurril: Vor wenigen Tagen hat der Handelskonzern Rewe öffentlichkeitswirksam seine Zusammenarbeit mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) beendet – und auch den Verkauf der traditionellen WM-Stickeralben in seinen Märkten sofort gestoppt. Zumindest in Norderstedt gibt es jetzt eine Alternative, ganz ohne Katar, FIFA-Ärger und Weltstars. Sondern: Eintracht Norderstedt. Vielleicht könnte das Timing nicht besser sein, um in der Stadt ein wenig Sammelleidenschaft für einen Verein aus der Nachbarschaft zu entfachen.

Und so prangt jetzt zum Beispiel auf Bannern im Eingangs- und im Kassenbereich des Supermarktes in der Europaallee nicht Jamal Musiala – sondern der Nachwuchs der Eintracht. Tom und Mika haben sich sofort mit den ersten Aufklebern eingedeckt. Sie gehören zur erfolgreichen U14, die gerade in die Oberliga aufgestiegen ist und die wie jedes Team eigene Seiten im Album hat.

Es gibt 483 Motive von Fußballern, Erfolgen und aus der Clubgeschichte

„Wir haben 483 Sticker, alle aus dem Verein sind mit drin – oder zumindest alle, die sich fotografieren lassen haben, vom Herrencoach bis zu den kleinsten Spielern. Und es gibt einige Sonderseiten von Vereinserfolgen, der Anlage – wir haben probiert, alles zu machen. Wir haben ein Fotoarchiv, aber die Einzelbilder haben wir alle neu geschossen“, sagt Geschäftsführer Finn Spitzer. Für die Umsetzung hat der Club mit der Firma Stickerstars zusammengearbeitet. Rewe ist einer der Sponsoren des Clubs, verkauft Sticker und Hefte in seinen stadtweit sechs Filialen, macht dazu sichtbar Werbung für die Aktion.

Jonas Behounek, Marc Bölter und Fabian Grau (von links), Spieler bei den Regionalliga-Herren, waren gleich selbst im Sammelfieber.
Jonas Behounek, Marc Bölter und Fabian Grau (von links), Spieler bei den Regionalliga-Herren, waren gleich selbst im Sammelfieber. © Christopher Mey

Sergej Akopian, der den Markt an der Segeberger Chaussee führt, hat zwar nach eigenem Bekunden bisher keinen Bezug zur Eintracht. Aber er sei selbst aktiver Fußballer. „Ich komme aus Ahrensburg, mein Verein ist JuS Fischbek. Letzte Jahr war es in der Kreisliga. Aber das ist Hobby. Bis letzten September war ich aktiv, dann habe ich mir die Achillessehne gerissen.“

Eintracht Norderstedt: Abwehrchef Fabian Grau hat bei der WM 2006 mit dem Sammeln angefangen

Vielleicht kommt er ja demnächst einmal ins Edmund-Plambeck-Stadion. Dort ist Fabian Grau Abwehrchef der Regionalliga-Herren. Der gebürtige Wetzlarer, früher bei Mainz 05 aktiv, ist 24 Jahre alt – doch angesprochen auf die kleinen Päckchen, leuchten seine Augen wie die eines kleinen Jungen. „Ja, klar habe ich früher die Sticker gesammelt. Bei den Panini-Bildern zur WM war ich immer ganz vorne dabei. 2006, da war ich acht, das hat es ausgelöst. Aber ich habe nur ein volles Album, 2010, irgendwelche No-Names haben immer gefehlt.“

Zusammen mit seinen Teamkollegen Marc Bölter und Jonas Behounek verteilt er Lose für ein Gewinnspiel zum Auftakt – unter anderem gab es Freikarten und Einkaufsgutscheine –, sie schrieben sogar Autogramme auf manches Heft. „Gerade für die Kleinen ist es sehr spaßig, zu sammeln. Und es ist sehr cool, wenn man sich selbst sammelt.“

Grau grinst, als er auf die Unruhe rund um die Nationalmannschaft angesprochen wird. „Regionalliga statt Weltmeisterschaft“, das sei das Motto. „Die WM gucken wir teils, teils. Zusammen eher nicht, wir haben ja auch Training und Spiele. Und die Meinungen gehen ein bisschen auseinander. Das muss jeder für sich selbst wissen. Das erste Deutschland-Spiel hatte ich mit Kindern zusammen geguckt – ich arbeite in einer Schule als Vertretungslehrer.“ Nebenbei ist Grau übrigens freiberufliches Model – und hat gerade seinen Bachelor in BWL abgeschlossen.

Auch die Autogramme der Viertligafußballer waren gefragt – hier erfüllt Jonas Behounek den Wunsch eines Mädchens.
Auch die Autogramme der Viertligafußballer waren gefragt – hier erfüllt Jonas Behounek den Wunsch eines Mädchens. © Christopher Mey

Eintracht Norderstedt: „One Love“ – Verein stattet seine 20 Mannschaften mit Kapitänsbinden aus

Die Sticker und Alben wird es bis Ende Februar zu kaufen geben bei Rewe. Ein Heft mit zwölf Aufklebern kostet 5 Euro, ein Tütchen mit fünf Stickern 1 Euro. „Wir werden auch Tauschbörsen machen. Beim Termin müssen wir mal gucken, ob wir es noch vor Weihnachten machen“, sagt Finn Spitzer.

Die Geschehnisse in Katar haben Eintracht Norderstedt übrigens noch auf eine weitere pfiffige Idee gebracht. Für die insgesamt 20 Mannschaften wurden jetzt „One Love“-Kapitänsbinden bestellt. Also genau jene, die Manuel Neuer bei der WM nicht tragen kann – oder darf, je nach Lesart. An der Ochsenzoller Straße ist das hingegen kein Problem. Der Geschäftsführer: „Wir fanden, dass wäre eine coole Geschichte, damit alle Mannschaften auszustatten. Eintracht Norderstedt war schon immer ein weltoffener Verein – Juri Marxen spielt bei den Herren ja auch immer mal mit der Regenbogenbinde.“