Henstedt-Ulzburg. 5:5 nach 4:1 – bei den Fußballerinnen des SV Henstedt-Ulzburg ist die Enttäuschung groß. Der große Rivale zieht nun davon.

Die wilde Fahrt war kaum vorbei, da sprach Christian Jürss Klartext. „Das Thema Meisterschaft ist durch“, so der Trainer der Fußballerinnen des SV Henstedt-Ulzburg nach dem 5:5 (3:1) gegen den Osnabrücker SC in der Regionalliga Nord – und nahm eine Generalabrechnung vor.

„Wir haben in den letzten Wochen gezeigt, dass uns dafür die mentale Reife fehlt. Wir verteidigen viel zu schwach und machen offensiv deutlich zu wenig aus unseren Möglichkeiten. Wir sind viel zu inkonstant, und jetzt noch vom Titel zu sprechen, wäre bei fünf Punkten Rückstand auf den HSV, der viel souveräner auftritt, einfach vermessen.“

Leichtfertig wurde ein fast schon sicherer Heimsieg aus der Hand gegeben

Jürss’ spürbarer Ärger ging sogar so weit, dass er über die Fehler bei den Gegentoren recht ausführlich sprechen, die guten Spielzüge bei den eigenen Treffern dagegen eher nur nebenbei erwähnen wollte. Seine prägnante Kritik war dabei mehr als verständlich. Die SVHU-Fußballerinnen warfen ein Spiel leichtfertig weg, welches sie hätten gewinnen müssen.

Bis zur 47. Minute sah auch alles danach aus. Das schnelle Osnabrücker 0:1 durch Lea Althof (8.) konterte SVHU-Offensivspielerin Dana Marquardt bis zur Pause mit einem lupenreinen Hattrick (11., 41., 45.+1). Immer wieder brach der SVHU über die Flügel durch und Marquardt bedankte sich für starke Hereingaben mit Toren. Liv Fuss legte kurz nach dem Wechsel das 4:1 nach (47.).

Doch aus dem sicheren Pflichtsieg gegen den Drittletzten und Abstiegskandidaten aus Osnabrück wurde nichts. Ein Distanzschuss von Johanna Härle (48.) und ein weiterer erfolgreicher Abschluss von Isabel Finkemeyer (50.) nach schöner Lupfer-Vorlage einer Mitspielerin sorgten für das 4:3. Zwar legte die überragende Marquardt das 5:3 nach (53.) – aber selbst das reichte nicht.

Anna Hegemann traf für die Gäste nach einem Eckball, bei dem sich die SVHU-Abwehrspielerinnen gegenseitig behinderten, zum 5:4 (58.) und Denise Franjkovic nahm die Einladung zum 5:5 an, als ihr der Ball aus Versehen von einer SVHU-Spielerin einfach in den Fuß gespielt wurde (72.).

Die Sensation war perfekt und Jürss bedient. „Wir müssen jetzt schauen, dass wir wieder Spiele gewinnen. Nur darum geht es“, befand er.

Der Hamburger SV gewinnt auch das achte Ligaspiel

Der vom SVHU-Trainer vorzeitig zum Meister gekürte Hamburger SV wird vermutlich clever genug sein, sich noch nicht als sicherer Titelverteidiger zu fühlen. Bleiben seine Spielerinnen so konzentriert wie beim 2:1 (2:0) beim TSV Barmke, dürfte ihnen der Titel dennoch kaum zu nehmen sein.

Victoria Schulz auf Vorlage von Larissa Mühlhaus (3.) und ein Eigentor von Barmkes Luise Gummert (20.) sorgten früh für eine beruhigende 2:0-Führung des HSV. Danach überließen die sonst so dominanten Hamburgerinnen Barmke die Spielkontrolle. „Das machen wir eigentlich nicht, aber heute war das okay. Schließlich ist unser Programm auch sehr anstrengend und wir müssen einige verletzte Spielerinnen verkraften“, sagte HSV-Trainer Lewe Timm.

In zwei Wochen treffen die Nachbarn direkt aufeinander

Barmke kam durch einen Nachschuss in Folge eines Freistoßes zwar noch zum späten 1:2 durch Irem Ekiz (85.). Zu mehr aber eben nicht, obwohl die Gastgeberinnen in der Schlussphase auf den Ausgleich drückten und alles nach vorne warfen. Inklusive ihrer Torhüterin Jana Burmeister, die sich in den letzten Sekunden als Stürmerin versuchte. Den achten Sieg des HSV im achten Spiel konnte jedoch auch sie nicht verhindern.

„Das war ein dreckiger Auswärtssieg. Verdient war er dennoch“, sagte Timm. Jürss’ Meisterglückwünsche nahm er noch nicht an. Sollten die Hamburgerinnen allerdings in zwei Wochen beim SV Henstedt-Ulzburg ebenfalls siegen und ihren Vorsprung auf acht Punkte vergrößern, dürfte sie tatsächlich nur noch ein Wunder von der Titelverteidigung abhalten können.