Hamburg/Todesfelde. Regionalliga-Aufstiegsspiele: Der langjährige Torhüter von Eintracht Norderstedt trifft mit Concordia am Sonntag auf den SV Todesfelde.

Über Anrufe aus Norderstedt freut sich Johannes Höcker immer. Klar gehe es ihm gut, sagt der Torhüter des Hamburger Fußballclubs Concordia, wenige Tage vor dem Start der Aufstiegsrunde zur Regionalliga Nord mit dem Heimspiel gegen den SV Todesfelde aus dem Kreis Segeberg (Sonntag, 29. Mai, 15 Uhr, Stadion Hoheluft). Von 2012 bis 2019 stand der heute 37 Jahre alte gebürtige Bayer bei der Eintracht zwischen den Pfosten, erst in der Oberliga, dann in der vierthöchsten deutschen Spielklasse. „Die Regionalliga sollte für jeden Hamburger Club das Ziel sein“, meint Höcker, und blickt zurück: „Fast zehn Jahre ist das mit Norderstedt jetzt her.“

Ein Pokal ist dem SV Todesfelde noch lange nicht genug

Denn es sind nicht die ersten Playoffs für ihn. 2013 qualifizierte sich der Keeper mit den Garstedtern schon einmal für diese Partien gegen Konkurrenz der Landesverbände aus Schleswig-Holstein, Bremen und Niedersachsen. Norderstedt gewann die ersten beiden Spiele, stieg damit auf, hat sich seitdem fest etabliert.

Der gebürtige Bayer war in Norderstedt ein Fanliebling

Höcker, der mit seiner Familie in Glashütte lebt, avancierte mit seiner lockeren bayrischen Art zum Fanliebling an der Ochsenzoller Straße. Als er 2019 zum HSV Barmbek-Uhlenhorst wechselte, war viel Wehmut zu spüren. Doch davon, seine Karriere austrudeln zu lassen, kann nicht die Rede sein, seitdem er im letzten Jahr zu Concordia ging. „Ich habe hier für zwei Jahre unterschrieben, weil ich den Weg, das Ziel, das Cordi ausgegeben hat, mitgehen möchte.“

Und das bedeutet: In die Regionalliga aufzusteigen. Auch, wenn man von der Oberligameisterschaft weit entfernt war – Titelträger TuS Dassendorf hatte 13 Punkte Vorsprung, Concordia wurde nur Fünfter, war aber eben der einzige Verein mit höheren Ambitionen. Doch das war ja 2013 in Norderstedt nicht anders, damals genügte der vierte Platz, nachdem der Meister FC Elmshorn nicht die nötigen Voraussetzungen für die Regionalliga erfüllen konnte.

2001: Der heutige Todesfelde-Teamchef Sven Tramm (rechts) im Trikot des SC Concordia beim Oberliga-Auswärtsspiel gegen den 1. SC Norderstedt. Links SCN-Angreifer Oliver Hirschlein, daneben Mike Göbel, Andreas Hülsing und Fabian Boll.
2001: Der heutige Todesfelde-Teamchef Sven Tramm (rechts) im Trikot des SC Concordia beim Oberliga-Auswärtsspiel gegen den 1. SC Norderstedt. Links SCN-Angreifer Oliver Hirschlein, daneben Mike Göbel, Andreas Hülsing und Fabian Boll. © Thomas Maibom

„Wir haben in dieser Saison nicht alles abrufen können, waren von der Konstanz her nicht gut genug“, sagt Johannes Höcker. „Der Tabellenplatz spiegelt den Verlauf wider. Aber wir haben die Qualität, haben gute Jungs im Team.“ Und mit Angreifer Sinisa Veselinovic sowie Verteidiger Steven Lindener weitere langjährige Norderstedter – auch Jan Novotny, Narek Abrahamyan und Hischem Metidji standen einmal bei der Eintracht unter Vertrag, waren aber eher Missverständnisse.

Höcker verrät, dass man sich schon länger mit dem SV Todesfelde befasse. Der schleswig-holsteinische Oberligameister gilt einigen Experten sogar als Aufstiegsfavorit. „Man kennt Todesfelde als Mentalitätsmannschaft, als eingeschweißten Haufen, aber auch die haben Qualitätsspieler.“ Gerade die Offensive des SVT mit Torschützenkönig Morten Liebert und den hängenden Spitzen Marco Pajonk und Rafael Krause ist gefürchtet. Johannes Höcker geht davon aus, einiges zu tun zu bekommen. Doch auch Concordia hat im Spiel nach vorne individuelle Klasse, unter anderem mit Onur Saglam, Vincent Boock oder Veli Sulejmani. „Wir haben viele Zocker, viele Futsal-Spieler, die spielen lieber auf Kunstrasen.“

Offensiv kann der SV Todesfelde eine große Wucht entfalten

Das könnte ein Vorteil sein. In Todesfelde hat man durchaus registriert, warum Concordia die Partie nicht auf Naturrasen im eigentlichen Heimstadion, dem Sportpark Hinschenfelde, austrägt. Teamchef Sven Tramm stellt klar: „Wir wollen wie immer in der Oberliga unser Spiel durchdrücken. Wir gehen auch davon aus, dass Cordi über das Spielerische kommt.“ Andererseits müssen die Hamburger eben auch in der Abwehr stabil bleiben gegen die Wucht, die Todesfelde entfalten kann. „Es wird spannend. Diese K.o.-Spiele haben einen besonderen Reiz. Die Tagesform wird entscheidend sein, auch der Kopf.“ Kein Thema ist für den 43-Jährigen übrigens, dass er selbst einst das Concordia-Trikot trug, sogar auf den 1. SC Norderstedt traf. „Da ist nicht wirklich etwas hängengeblieben. Ich hatte mich bei Concordia zum vierten oder fünften Mal schwer verletzt mit einem Schien- und Wadenbeinbruch."

2007 beendete Tramm seine aktive Karriere, mittlerweile ist er seit zehn Jahren in Todesfelde, wo er mit dem Trainerteam um Bastian Holdorf eine Mannschaft geformt hat, die sportlich durchaus schon Regionalliga-Niveau darstellt. Und genau das will man nun gegen Concordia sowie anschließend den Bremer SV (1. Juni, 19.30 Uhr, Adolf-Jäger-Kampfbahn in Altona) und Kickers Emden (5. Juni, 15 Uhr, Joda-Sportpark in Todesfelde) unter Beweis stellen. Zwei Siege sollten für einen der zwei Aufstiegsplätze reichen.

Das Schlusswort liefert Johannes Höcker: „Da wird jedes Spiel 50/50 sein, ein ganz anderer Druck. Du hast nur drei Chancen.“ Eines, und da spricht er aus eigener Erfahrung, sei klar: „Das erste Spiel zu gewinnen, gibt dir fünf Prozent mehr Power und eine dickere Brust.“