Norderstedts Regionalliga-Fußballer bezwingen den zuvor ungeschlagenen Spitzenreiter Hamburger SV II dank einer starken Vorstellung mit 4:1

Norderstedt . - Das Leuchten in den Augen verriet jeden einzelnen Spieler von Eintracht Norderstedt. Die Fußballer des Regionalligisten hatten soeben etwas Außergewöhnliches vollbracht, dessen war sich die Mannschaft bewusst – spätestens, nachdem sie sich nach ihrem 4:1 (2:0)-Heimsieg gegen den Hamburger SV II von den begeisterten und wohl auch beeindruckten Anhängern hatten feiern lassen.

Fast schon ehrfürchtig wurde in den letzten Monaten in Norddeutschland über die Stärke der U23 gesprochen, die der heutige Erstligacoach Joe Zinnbauer geformt und dann an seinen Nachfolger Daniel Petrowsky übergeben hatte. Der weit enteilte Tabellenführer schien unnahbar, erst recht für einen Underdog wie die Eintracht. Bis das Garstedter Team am 18. Spieltag zeigte, was möglich ist, wenn jeder Einzelpart das Optimum abruft, wenn die Entschlossenheit am Maximum ist und gleichzeitig der HSV Schwächen offenbart.

Norderstedt brannte. Und das von Beginn an. Trainer Thomas Seeliger hatte seine Elf eingeschworen, und diese folgte seinen kämpferischen Worten. „Die Jungs waren von Beginn an sehr griffig, sie wollten unbedingt diesen Dreier.“ Niemand zog in den Zweikämpfen zurück, die Physiotherapeuten waren im Dauereinsatz. Die harte, aber nicht unfaire Gangart schmeckte den Gästen nicht, das war sichtbar. Doch dass Ahmet Arslan zur Selbstjustiz griff, war das falsche Mittel. Ausgerechnet der Topscorer des HSV II ließ sich zu einem Schubser gegen Yayar Kunath hinreißen, weil dieser zuvor Dominik Masek umgegrätscht hatte. Kunath sah für sein Foul Gelb, Arslans Arbeitstag war hingegen nach bereits acht Minuten zu Recht beendet. Das Publikum bejubelte die Rote Karte wie einen eigenen Treffer.

Insgesamt neun Ausfälle hatte die Eintracht vor dem Derby zu beklagen gehabt, das quasi letzte Aufgebot wusste jedoch exakt, was nun zu tun war. Deran Toksöz war der Erste, der die Überzahl nutzte, Jan Lüneburg vollendete zwei Stationen später (12.) – sein erster Treffer bei einem Einsatz in der Startformation. „Das war schon fast der K.o. für den HSV“, sagte Norderstedts Keeper Johannes Höcker später. Zumindest lief beim Favoriten wenig zusammen. Zwar hatte dieser schon mehrfach Unterzahlsituationen in den letzten Wochen gut gelöst, doch im Edmund-Plambeck- Stadion sprach rasch alles für die erste Saisonniederlage. „Teilweise war das einfach zu naiv, wir haben uns nicht auf die Gegebenheiten nach dem Platzverweis eingestellt“, resümierte Daniel Petrowsky.

Andererseits war es wohl das Vertrauen in die eigene Qualität, weswegen die Hamburger sich nicht auf die Defensive verlegten. Genau aus diesem Grund ging der Plan von Thomas Seeliger vollends auf. „Wir wollten relativ einfach spielen, lange Bälle aus dem Halbfeld spielen und auf zweite Bälle spekulieren. Das ist gut aufgegangen.“

So wie beim 2:0, als Sinisa Veselinovic aus kurzer Distanz abstaubte (27.). Oder beim letztendlich entscheidenden 3:0 direkt nach der Pause – der aufgerückte Innenverteidiger Marin Mandic schnappte sich eine abgewehrte Ecke, fand mit einer präzisen Flanke erneut Jan Lüneburg (49.). Der unermüdliche Deran Toksöz belohnte sich schließlich mit einem technisch anspruchsvollen Lupfer zum 4:0 (66.). Auch wenn der HSV von seiner Spielidee selbst nach dem zweiten Platzverweis nicht abging, so manifestierte sich der Eindruck, dass Norderstedt sich diesen bemerkenswerten Triumph nicht mehr würde nehmen lassen.

„Das ist wirklich ein Supergefühl, dass wir diese Übermannschaft geschlagen haben“, sagte Jan Lüneburg. Trainer Seeliger betonte, wie sein Team trotz der verletzungs- und sperrenbedingten Umstellungen in den letzten Wochen kontinuierlich gepunktet hat. Denn seitdem haben sich einige Akteure hervorgetan, die zeitweise eher in der zweiten Reihe gestanden hatten. „Jeder Spieler ist wichtig, auf jeden Spieler muss man sich in gewissen Phasen verlassen können, auch wenn manch einer mal ein paar Wochen auf der Bank sitzt.“

Die Hälfte der Regionalliga-Saison ist damit vorbei, Eintracht Norderstedt kommt auf 26 Punkte, ist mittlerweile Tabellensiebter. Seeliger: „Im letzten Jahr hatten wir zum gleichen Zeitpunkt 17 Punkte. Jetzt haben wir schon achtmal gewonnen. Damit können wir sehr zufrieden sein.“