Matthias Karbowski und Amen Gafsi sind das einzige Trainerduo im deutschen Profi-Männerhandball

Henstedt-Ulzburg. Die Handballmänner des SV Henstedt-Ulzburg haben nach dem Wiederaufstieg in die 2. Handball-Bundesliga schon mit einigen Besonderheiten aufgewartet. So hatten die „Frogs“, die mit 8:12 Punkten den 13. Tabellenplatz belegen, bis zum zehnten Spieltag, als in der Halle an der Maurepasstraße der 32:27-Erfolg gegen Eintracht Hildesheim bejubelt wurde, neben Schlusslicht GSV Eintracht Baunatal als letztes Team der Staffel auf den ersten Heimsieg gewartet. Im Gegenzug machte der SVHU durch eine bemerkenswerte Auswärtsstärke (6:4 Punkte) auf sich aufmerksam.

Doch etwas ganz Besonderes im deutschen Profi-Männerhandball haben die Henstedt-Ulzburger im Bereich der sportlichen Leitung zu bieten. Seit der Vorbereitung auf die Serie 2014/2015 hat ein gleichberechtigtes Trainerduo am Spielfeldrand das Sagen, das ist in den höchsten beiden deutschen Klassen einmalig – und der bisherige Saisonverlauf scheint den Aufsteiger in dieser ungewöhnlichen Lösung zu bestätigen.

Matthias Karbowski, 31, und sein vier Jahre älterer Kompagnon Amen Gafsi ergänzen sich ausgezeichnet. Der ehemalige Rückraumspieler Karbowski, der nach seiner Zeit beim Bundesligisten HSV-Handball (2002 bis 2005) noch bis 2009 für Zweitligaclub TSV Altenholz auf Torejagd ging, ehe er zum SV Henstedt-Ulzburg wechselte, wird immer dann aktiv, wenn die „Frogs“ in Ballbesitz sind.

Gafsi, der als Rechtsaußen 32 Länderspiele für Tunesien bestritten und in seiner Heimat fünf Landes- sowie vier arabische Meistertitel gewonnen hat, ruft ins Spiel hinein und dirigiert bisweilen auch gestenreich, wenn der SVHU in der Abwehr steht. „Das hat sich durch unsere handballerische Vergangenheit ergeben und als sehr sinnvoll erwiesen“, sagt Gafsi, der neben den Zweitligamännern auch die männliche A- und E-Jugend des Vereins coacht.

Die beiden Familienväter verstehen sich auch im privaten Bereich gut

Doch dieses spezielle Jobsharing gilt nur während der Punktspiele. „Bei der Vorbereitung auf die Matches teilen wir uns alle Aufgaben.“ Dann sprechen sich die befreundeten Familienväter sorgfältig ab, tauschen ihre Standpunkte aus, erarbeiten Trainingsschwerpunkte und bereiten sich und ihr Team auf den nächsten Gegner vor.

„In einer normalen Woche beginnen Amen und ich am Mittwochvormittag mit dem Feintuning, da die Mannschaft zu diesem Zeitpunkt Kraftübungen absolviert“, sagt Karbowski, der vor einigen Jahren mit zwei Partnern die physiotherapeutische Praxis PhysioSports in Eidelstedt aufgebaut hat. „Ich habe bis dann das uns zur Verfügung stehende Videomaterial über den nächsten Gegner zusammengeschnitten, das analysieren wir. Und am Mittwochabend beginnt das gezielte Vorbereitungstraining.“

Amen Gafsi ist als B-Lizenz-Inhaber rein formal höher qualifiziert als Matthias Karbowski, tritt während des Wettkampfs in einer ganz speziellen Situation aber freiwillig hinter seinen Kollegen zurück. „In den Auszeiten übernimmt immer zuerst ,Matze‘ das Wort. Schließlich spricht er viel besser und präziser Deutsch als ich, und wir haben schließlich nur 60 Sekunden Zeit, um uns taktisch neu einzustellen. Da redet er zuerst 30 bis 40 Sekunden lang. Ich äußere mich immer dann, wenn mir etwas aufgefallen ist. Danach sagt auch Nico Kibat als Mannschaftskapitän und Abwehrchef manchmal noch den einen oder anderen Satz.“

Kibat weiß sehr wohl zu schätzen, was er an seinen beiden Coaches hat. „Es ist zwar eine außergewöhnliche Konstellation mit zwei Trainern, aber Amen Gafis und Matthias Karbowski harmonieren so gut miteinander und ergänzen sich so hervorragend, dass wir als Spieler davon profitieren. Es gibt ja das Sprichwort von den vielen Köchen, die den Brei verderben. Davon kann hier beim SV Henstedt-Ulzburg allerdings überhaupt nicht die Rede sein; das klappt bestens.“