Wasserratte Telse Günther, 13, wird in Berlin Deutsche Vizemeisterin über 50 Meter Freistil und hofft auf eine Berufung in den Bundeskader

Norderstedt. Mit dem Seepferdchen begann die Schwimmkarriere von Telse Günther, 13. Die damals Fünfjährige war so begeistert vom Bad im kühlen Nass, dass sie sofort mit dem regelmäßigen Training beginnen wollte. Ihre Mutter Svea hatte nichts dagegen und ließ das Kind gewähren.

Seitdem fährt die Ulzburgerin ihre Tochter und den drei Jahre älteren Sohn Henri regelmäßig zum Training nach Norderstedt. „Wir haben mit anderen Eltern Fahrgemeinschaften gebildet, sodass ich nicht jeden Tag fahren muss“, sagt Svea Günther, die mächtig stolz auf ihren Nachwuchs ist. Beide nahmen in diesem Jahr als Mitglieder des schleswig-holsteinischen Landeskaders am internationalen Swim-Meeting in Berlin teil und hatten sich auch auf mehreren Strecken für die ebenfalls in der Hauptstadt ausgetragenen Deutschen Jahrgangsmeisterschaften qualifiziert.

Während Henri im Vorfeld der Titelkämpfe krank war und deshalb in Berlin nicht sein ganzes Leistungsvermögen abrufen konnte, startete Telse richtig durch. Über 50 Meter Freistil holte die Siebtklässlerin mit einer Zeit von 27,66 Sekunden Silber im Jahrgang 2001, über 100 Meter Freistil erschwamm sich die 1,84 Meter große Athletin im Jahrgangsfinale in 59,97 Sekunden Bronze. Im Vorlauf war die Uhr sogar bei 59,91 Sekunden stehen geblieben.

In beiden Disziplinen hat die junge Sportlerin auch die Qualifikationszeiten für den deutschen D/C-Kader unterboten. Ob sie berücksichtigt wird, entscheidet der Berufungsausschuss des Deutschen Schwimmverbandes, der allerdings im September tagt. „Das wäre natürlich toll, wenn ich in den Bundeskader kommen sollte“, sagt die Schülerin des Ulzburger Alstergymnasiums.

Im Falle einer positiven Entscheidung darf sich Telse auf zusätzliche Fördermaßnahmen, wie beispielsweise Einladungen zu Bundeskaderlehrgängen nach Heidelberg freuen. „Ich habe solche Lehrgänge als Trainer für den DSV in früheren Jahren mit meinen damaligen Bundeskader-Athleten mitgemacht und weiß, wie super das ist“, sagt Christian Oehring, Telse Günthers Trainer bei der SG Wasserratten in Norderstedt.

In der heißen Phase des Trainings, als Vorbereitung auf die Deutschen Meisterschaften, war Telse mindestens einmal pro Tag im Wasser. Beim Pfingsttrainingslager in Bad Malente war die junge Wasserratte insgesamt 16 Stunden im Becken und absolvierte zudem fünf Einheiten „auf dem Trockenen“ (siehe Infokasten). Langweilig findet die Kraulspezialistin das „Kachelzählen“ indes überhaupt nicht. Im Gegenteil, sie verbindet oft das Angenehme mit dem Nützlichen.

„Bei den längeren Strecken frage ich mich manchmal selbst französische Vokabeln ab“, sagt sie. Ihr Bruder Henri ist sogar schon einmal ein ganzes Referat durchgegangen. Das Wasserlernen funktioniert, beide Geschwister sind gute Schüler. Zum Schulunterricht ins Ulzburger Alstergymnasium fährt die Sportlerin mit dem Fahrrad.

Bei einer Entscheidung hat ihre Mutter Svea dann aber doch mal ein Veto eingelegt. Als es um die Wahl des Musikinstrumentes für das Schulorchester ging, musste sich Telse zwischen Querflöte und Fagott entscheiden. Letzteres wurde aussortiert. „Ich habe sie gefragt, wie sie das Ding auf dem Rad transportieren will“, so Svea Günther lachend.