Der 37 Jahre alte Alexander Geist aus Esslingen gewinnt bei den Deutschen Minigolf-Meisterschaften in Trappenkamp die Königsdisziplin.

Trappenkamp. Alexander Geist ballt verstohlen die Faust. Loch 16, Aufgabe erfüllt, drei Schläge Vorsprung. Mehr Emotion gestattet sich der Minigolfer nicht. Die Sportler bei den Deutschen Meisterschaften in Trappenkamp sind stille Zeitgenossen, wenn der Wettkampf läuft. Die Bäume rauschen, die Vögel zwitschern, die Zuschauern murmeln angeregt in angemessener Entfernung. Das ist die Geräuschkulisse, wenn sich die Weltklasse trifft.

Wer hin und wieder in der Freizeit oder im Urlaub auf die Bahn geht, mag sich fragen, was so schwer sein soll, einen Ball über wenige Meter in ein Loch zu befördern. In der Tat: Selbst die Cracks sagen, dass auch Gelegenheitsspieler dazu in der Lage sind. Doch wenn gefordert ist, einen und denselben Schlag dutzendfach, hundertfach oder noch öfter in Perfektion abzuliefern, dann bleiben nur noch wenige Spezialisten übrig.

Die Königsdisziplin im Minigolf ist das zweitägige Lochwettspiel, international auch Stroke Play genannt. "Das ist sportlich so hochwertig, weil sich hier die kontinuierliche Leistung durchsetzt. Das Ergebnis ist einfach repräsentativer", sagt Alexander Geist. Insgesamt werden zwölf Runden - sechs auf Eternit, sechs auf Beton - absolviert. Nach acht beziehungsweise zehn Durchgängen bleiben nur noch sechs Herren und drei Damen übrig.

Geist, 37, Industriemechaniker aus Esslingen in Baden-Württemberg, ist schon seit über zehn Jahren eine große Nummer im Geschäft. Mit dem BGS Hardenberg Pötter aus Nordrhein-Westfalen - dem FC Bayern München des Minigolfs - hat er fünf nationale Titel hintereinander geholt, wurde 2007 mit der deutschen Nationalmannschaft Weltmeister und triumphierte zudem 2008, 2010 und 2012 dreimal bei der Team-EM.

Logisch, dass er sich für die Wettbewerbe in Trappenkamp qualifizierte. Weniger normal war allerdings, was dann folgte. Warum, das erklärt Alexander Geist selbst. "Ich bin eigentlich kein Einzelspieler. Das Team steht für mich an erster Stelle. Vielleicht hatte ich bisher auch nicht so den Biss."

Besser als jeder andere Konkurrent erkennt er allerdings, welche Tücken die jeweiligen Bahnen haben, wo taktisch vorsichtig agiert werden und wo ein Schlag genügen sollte. Schon in der dritten Runde auf Eternit brilliert er mit 18 Assen in Serie - besser geht's nicht. "Dabei habe ich in meinem Leben auf Wettkampfbahnen keine zehn 18er-Runden gespielt", so Geist.

Das ist in Trappenkamp weder nötig noch überhaupt möglich. Die Anlage an der Segeberger Straße bietet komplizierte Arrangements. So müssen die DM-Teilnehmer einen Looping bewältigen, 90-Grad-Winkel umspielen oder einen offenen Beton-Oktaeder anvisieren. Die Ausgangshaltung vor dem Abschlag ist zwar immer gleich. Entscheidend ist aber, wann der Ball an welchem Punkt und mit wie viel Effet getroffen wird. Dass für manche Löcher theoretisch ein einziger, schnurgerader Schlag ausreichen könnte, ist ein Trugschluss. Die Experten wissen um minimale Unebenheiten und nutzen gekonnt die Bande.

Die Finalrunde bei den Herren ist ein Nervenspiel. Alexander Geist misst sich mit seinem Vereinskollegen Harald Erlbruch, neunfacher Deutscher Meister, und Titelverteidiger Michael Noack (MGC Mainz). Wer sich unnötig lange an einem Loch aufhält, hat fast schon verloren. Erlbruch ahnt dies, als er einen einfachen Ball danebensetzt. "Bist du des Teufels?", schimpft er.

Der neue Titelträger beendet das Turnier mit einem Ass

Alexander Geist spult hingegen stoisch sein Programm ab. Ihm fehlen zwei Bahnen vor dem Ende nur noch zwei fehlerfreie Versuche. Und Geist zeigt keine Schwäche mehr, drischt den finalen Ball ins Ziel und ballt diesmal auch für alle sichtbar glückselig die Faust. Die zwölf Runden hat er mit 288 Schlägen absolviert, Noack wird Zweiter (291), Erlbruch Dritter (292).

Auch bei den Damen gibt es eine Premiere. Antje Kalkbrenner, 30, aus Bielefeld nutzt die Abwesenheit von vielen Kadergolferinnen und steigert sich auf ein für sie ungekanntes Level. Sie distanziert die zweitplatzierte Jasmin Ehm (MGC Göttingen) im Finale um sieben Schläge - im Minigolf beinahe schon ein Kantersieg. "Dabei wäre es mir egal gewesen, wenn ich nur auf Platz drei gelandet wäre", sagt sie. "Die Zwischenstände habe ich mir nie angeschaut. Schließlich kann man auch beim 18. Loch alles verreißen."

Beinahe holt sie sich sogar noch einen zweiten Titel. Im Lochspiel - oder Match Play - kommt Antje Kalkbrenner bis in die Runde der besten vier. Das Finale gewinnt jedoch Nicole Warnecke (MGC "Möve" Cuxhaven-Sahlenburg) gegen Jasmin Uhl (MGC Olympia Kiel); Kalkbrenner wird hinter Sabrina Lemke (MGC Olympia Kiel) Vierte.

Für den tags zuvor noch so entnervten Harald Erlbruch nimmt die DM ebenso ein gutes Ende - der erfolgsverwöhnte Hesse triumphiert im Match Play vor Lars Greiffendorf (MGC Mainz), Franz Höfler (BGC Singen) und Henning Weißmann (MGC Göttingen).