Die Fußballfrauen des SV Henstedt-Ulzburg krönen die Serie 2012/2013 mit dem Aufstieg in die Regionalliga Nord.

Henstedt-Ulzburg. Würde es den legendären Hit der Rock-Gruppe Queen nicht schon längst geben, er hätte für diesen ganz besonderen Augenblick komponiert werden müssen. "We Are The Champions", dröhnte es aus den Lautsprecherboxen des Beckersbergstadions, während die Fußballspielerinnen des SV Henstedt-Ulzburg jubelnd die Arme in die Höhe rissen, sich freudestrahlend umarmten und dann von den 300 begeisterten Fans am Spielfeldrand feiern ließen.

Anschließend taten die Kickerinnen das, was auch im Frauenbereich bei außergewöhnlichen Siegen mittlerweile obligatorisch ist: Sie verpassten Coach Jan Siemers, seinem Assistenten Claus Rath sowie Torwarttrainer Jürgen Schünemann noch auf dem Platz eine kräftige Dusche. Der einzige Unterschied zu den Männer: Das Trio wurde nicht mit Bier, sondern mit Sekt und Wasser überschüttet.

Der Grund für das feucht-fröhliche Prozedere: Der SVHU hatte mit einem souverän herausgespielten 4:0 (1:0)-Erfolg gegen den ATS Buntentor den Aufstieg in die Regionalliga Nord perfekt gemacht und so eine unbeschreibliche Saison gekrönt. Unbeschreiblich deshalb, weil es für die lange Erfolgsliste des Teams im Fußballerjargon bisher keinen Begriff gibt.

"Ich habe keine Ahnung, wie man das nennen könnte", sagte Mannschaftsführerin Kathrin Patzke, nachdem sie die Triumphe des SV Henstedt-Ulzburg noch einmal aufgezählt hatte: Schleswig-Holstein-Champion, Hallen-Kreismeister, Landes- und Kreispokalsieger, Gewinner des Integrationscups, alles in einer Spielzeit. Und nun - als Sahnehäubchen - der Aufstieg, der vor Saisonbeginn nicht eingeplant gewesen war. Claus Rath: "Wir sind dem Zeitplan weit voraus, wollten uns eigentlich erst in zwei Jahren ernsthaft mit dem Thema Regionalliga beschäftigen."

Gegen die individuelle Klasse des SV Henstedt-Ulzburg war in der Schleswig-Holstein-Liga allerdings kein Kraut gewachsen. Kathrin Patzke: "Wir sind auf allen Positionen gut besetzt, können verletzungsbedingte Ausfälle kompensieren. Und wir haben richtig Bock auf Fußball."

Ein weiterer Erfolgsfaktor: das harmonische Umfeld. "Beim SVHU geht es sehr familiär zu", sagt Patzke, 31, die in der Saison 2012/2013 zusammen mit Britt Siebert die älteste Spielerin im Kader war. Das Mannschaftsküken Jennifer Michel ist gerade mal 16.

Den Beginn der Erfolgsstory datiert Coach Jan Siemers auf Anfang 2012. "Damals sind mit Kathrin Patzke und Josefine Krengel zwei bundesligaerfahrene Spielerinnen zu uns gekommen. Das war in etwa so, als wenn Manna vom Himmel fällt." Seitdem hat sich das Team kontinuierlich weiterentwickelt. Unter anderem auch deshalb, weil Siemers und seine beiden Trainerkollegen bei der Zusammenstellung ihres Aufgebot viel Menschenkenntnis und Fingerspitzengefühl bewiesen haben.

"Ehe wir eine Spielerin nach Henstedt-Ulzburg holen, checken wir in einem längeren persönlichen Gespräch erst einmal ab, ob sie überhaupt zu uns passt", so Siemers. Offensichtlich stellen er und Claus Rath dabei die richtigen Fragen: Die zwölf Neuzugänge konnten zu Saisonbeginn ohne nennenswerte Probleme integriert werden - das ist keine Selbstverständlichkeit.

In der Serie 2013/2014 wird sich das Gesicht der SVHU-Crew erneut verändern, wenn auch nicht ganz so gravierend wie vor einem Jahr. Vom FFC Oldesloe kommen die beiden Mittelfeldakteurinnen Vera Homp und Michelle von Appen, Laura Fischer (B-Juniorinnen des Hamburger SV) und Theresa Schaak (Bramfelder SV) verstärken die Abwehr. Berith Voigt, bisher die einzige Keeperin, bekommt auf der Torhüterposition künftig Konkurrenz von Alicia Bautz (HSV) und Annalena Krieg (SC Poppenbüttel).

Kathrin Patzke geht davon aus, dass sie und ihre Teamkolleginnen mit dem Abstiegskampf in der Regionalliga Nord nichts zu tun bekommen werden. "Ein Platz im gesicherten Mittelfeld müsste eigentlich drin sein."

In den kommenden Wochen ist allerdings erst einmal Fußballpause angesagt. Jan Siemers: "Jetzt genießen wir das, was wir geschafft haben." Das erste Training der neuen Saison findet am 23. Juli statt. Allerdings bekommt jede Spielerin einen individuellen Trainingsplan mit in die Ferien - und den gilt es sorgfältig abzuarbeiten, um in der neuen Klasse von Beginn an konkurrenzfähig zu sein.

Das zweite Frauenteam des SVHU kickt künftig in der Verbandsliga Süd

Jubeln durfte übrigens auch die zweite Frauenfußballmannschaft des SV Henstedt-Ulzburg: Die Crew von Trainer Christian Pusch gewann eine Woche nach dem 1:0-Hinspielsieg auch das zweite Verbandsliga-Aufstiegsmatch gegen die SG Wilstermarsch. Torschützinnen beim 3:0-Erfolg waren Anna-Mareike Jansen (2) und Christina Grotkopp.