Die Mitglieder des WSV Tangstedt haben mit dem 46 Jahre alten Oliver Blaha einen Vorsitzenden gewählt, der beim Dorfclub eine Menge bewegen will.

Tangstedt. Oliver Blaha, 46, ist der Hoffnungsträger des 760 Mitglieder starken WSV Tangstedt. Der neue Vereinschef lebt seit seinem zweiten Lebensjahr in Wilstedt und war zuletzt als Jugendfußballobmann tätig. Der Niederlassungsleiter der Crown Gabelstapler GmbH & Co. KG wird unterstützt vom 2. Vorsitzenden Kai Suckstorff, 49, und von Kassenwart Martin Liborius, 46. Das Trio will das Angebot des Clubs erneuern, Mitglieder gewinnen und dabei Tradition und neue Ideen miteinander verknüpfen.

Das Hamburger Abendblatt sprach mit dem gebürtigen Schweinfurter über die aktuelle Situation im Verein sowie über seine Vorstellungen und Wünsche für die Zukunft.

Hamburger Abendblatt:

Herr Blahe, Ihr Vorgänger Heiner Wagner hat nach nur einem Jahr Amtszeit das Handtuch geworfen. Wie lange werden Sie an der Spitze des Vereins stehen?

Oliver Blahe:

Diese Frage stellt sich mir gar nicht. Wenn ich ein Amt übernehme, plane ich, es auch länger auszuüben. Wir denken nicht nur kurz- oder mittelfristig, denn wir haben viel vor. So, wie wir uns jetzt aufgestellt haben, bin ich da sehr optimistisch für uns und für den WSV Tangstedt. Wir haben ein kompetentes Führungsteam. Mit dem früheren Vorsitzenden Volkmar Jank und dem ehemaligen Kassenwart Volker Rohling haben wir außerdem tolle Berater an unserer Seite.

Warum haben Sie das Amt des Vorsitzenden übernommen?

Blahe:

Nachdem Heiner Wagner überraschend zurückgetreten war, habe ich mich aus Verbundenheit zu meinem Verein und zu dem Ort, in dem ich lebe, zur Wahl gestellt. Es gehört sicher auch eine ordentliche Portion Idealismus dazu. Es ist ja schließlich ein Ehrenamt, man verdient kein Geld damit. Voraussetzung war, dass meine Familie die Entscheidung mitträgt. Ich habe mich erst mit meiner Frau Tatjana und den Kindern Luis und Selina besprochen, bevor ich mich zu diesem Schritt entschieden habe.

Die Mitgliederzahl ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesunken. 2012 waren es noch 870 Mitglieder, jetzt sind es 760. Woran liegt das?

Blaha:

Wir haben in allen Sparten Mitglieder verloren. Den größten Schwund verzeichnen wir bei den Fußballern. Das liegt unter anderem daran, dass wir leider nicht genügend Jugendmannschaften haben. Viele Jahre lang wurde zu wenig in die Nachwuchsarbeit investiert, es gab keinen Unterbau. Glücklicherweise haben wir heute wieder Teams in den Altersklassen G- bis D-Jugend. Für ältere Nachwuchstalente können wir momentan leider noch nichts anbieten, sodass sie den Verein verlassen müssen, um überhaupt in einer Mannschaft spielen zu können. Grundsätzlich gilt: Wir müssen die Kinder irgendwie im Verein halten, und zwar nicht nur in der Fußballsparte.

Wie wollen Sie frühere Mitglieder zurückgewinnen oder neue in den Verein holen?

Blaha:

Einerseits wollen wir unser Angebot grundsätzlich überdenken und uns im Breitensportbereich neu aufstellen. Wir sind ein Dorfverein und wollen die Bürger einbeziehen. Wir werden noch vor den Sommerferien eine Umfrage unter den Tangstedtern machen, um zu erfahren, welche Sportarten sie gerne im Verein ausüben möchten. Wir sind da ganz offen für neue Ideen. Vielleicht bieten wir in Zukunft ja Bogenschießen oder Squash an. Wir lassen uns überraschen, was dabei herauskommt. Außerdem hätten wir gern mehr passive Mitglieder, die unseren Verein unterstützen. Momentan gibt es nur vier oder fünf.

Was sind die Ziele des WSV Tangstedt?

Blaha:

Wir wollen Leistungssport dort fördern, wo es Sinn macht, zum Beispiel im Fußball. Die Herrenmannschaft soll in der kommenden Saison in der Verbandsliga ganz oben mitmischen. Auch in der Leichtathletik und im Judo verzeichnen wir gute Ergebnisse. Im Bereich der Übungsleiter wollen wir ebenfalls investieren. Gleichzeitig wollen wir aber auch ein attraktiver Breitensportverein bleiben. Im direkten Einzugsbereich des WSV Tangstedt leben mehr als 6000 Menschen. Nur etwas mehr als zehn Prozent sind Mitglied, das müssen mehr werden!

Sind die aktuellen Angebote noch zeitgemäß?

Blaha:

Das wird die Zukunft zeigen. Ganz wichtig ist, dass wir wieder ein Verein mit acht Sparten werden und es nicht acht Vereine in einem Ort gibt. Das Problem ist, dass die Fußballer und Leichtathleten im Kleinen Alsterstadion in Wilstedt ihren Sport ausüben, die Gymnastikdamen ihren Standort in Rade haben und andere Sportarten in diversen Turnhallen im Ort stattfinden. Wir haben leider keine zentrale Trainingsstätte oder Mehrzweckhalle, die allen Anforderungen eines modernen Sportvereins gerecht wird. Viele Aktive sehen sich nie. Das wollen wir ändern. Zu diesem Zweck werden wir am 10. August ein Sommerfest mit allen Sparten unter dem Motto "Wir sind der WSV Tangstedt" veranstalten.

Neue Angebote, Modernisierung und Förderung kosten Geld. Auf der Jahreshauptversammlung wurde eine Beitragserhöhung abgelehnt. Muss der WSV jetzt kleinere Brötchen backen?

Blaha:

Der Verein gerät dadurch nicht in finanzielle Schieflage. Die Erhöhung sollte 1 bis 2 Euro pro Monat betragen, im Jahr wären das rund 7000 Euro mehr für den WSV gewesen. Wir müssen uns überlegen, wo wir in Zukunft sparen können. Das betrifft zum Beispiel die Energiekosten und andere Ausgaben, die verringert werden können. Aber wie jedes Unternehmen oder jeder Privathaushalt ist auch ein Sportclub nicht von den allgemeinen Kostensteigerungen befreit. Wir streben natürlich auch eine Erhöhung der Mitgliederzahl an, wollen die Sponsorensuche intensivieren und müssen mittelfristig denken. Ein Verein ist heutzutage auch ein Wirtschaftsunternehmen und muss - was die Finanzen angeht - auch so geführt werden.