Der 16 Jahre alte Ju-Jutsu-Kämpfer des Kodokan Norderstedt ist einer von zehn neuen Landesmeistern seines Vereins. Der Schüler trainiert viermal die Woche.

Norderstedt. Im Finale der Ju-Jutsu-Landesmeisterschaften in der Falkenberghalle machte Marvin Syberichs kurzen Prozess. Sein Vereinskamerad Lasse Fitzthum musste früh die Segel streichen, Marvin Syberichs gewann vorzeitig in der Altersklasse U 18.

Viel mehr Probleme bereitete dem 16-Jährigen in der Gewichtsklasse bis 73 Kilogramm der Vorrundenkampf gegen Nico Busch vom TSV Ratekau. Der Norderstedter musste über die gesamte Zeit gehen und gewann schließlich knapp nach Punkten. "Nico war eine harte Nuss. Das war ziemlich anstrengend", sagte der neue Landesmeister anschließend.

Zweimal pro Woche trainiert Marvin Syberichs am frühen Abend bei Kodokan Norderstedt. Aber damit nicht genug. Seit einem Jahr geht Marvin Syberichs auf das Heidberg-Gymnasium in Langenhorn. Er genießt dort - gemeinsam mit seinem Vereinskameraden Leon Wehowsky - das Privileg, seinen Sport als Wahlpflichtkursus ausüben zu können.

Marvin Syberichs integriert seine Trainingseinheiten in den Schultag

"Dienstags und donnerstags fahren wir nach der vierten Stunde mit dem Bus nach Norderstedt, trainieren dort zwei Stunden im Dojo bei TuRa Harksheide und fahren zurück in die Schule. Das muss sein, denn dienstags habe ich in der 7. und 8. Stunden ja noch Religion", sagt Marvin Syberichs. Voraussetzung für die Möglichkeit, Ju-Jutsu als Schulfach betreiben zu können, ist eine Kaderzugehörigkeit. Der Neuntklässler ist Mitglied der Landesauswahl.

Um mehr Talente optimal zu fördern, hat Kodokan Norderstedt neue Strukturen geschaffen. "Wir haben seit einiger Zeit eine Trainingsgemeinschaft mit dem TuS Holstein Quickborn", sagt der Kodokan-Vorsitzende Stefan Jacobs. Er hofft, dass andere Vereine in Schleswig-Holstein diesem Beispiel folgen. "Dadurch steigt das Niveau im Training. Viele Talente haben dann die Möglichkeit, sich mit gleichguten oder besseren Sportlern zu messen."

Jacobs, der seit einem Jahr auch Sportwart des schleswig-holsteinischen Ju-Jutsuverbandes ist, merkt an, dass diese Form leistungsfördernden Trainings in einem kleinen Verein alleine vielleicht nicht immer möglich sei.

An gelia Plitt ist eines der vielen hoffnungsvollen Talente, das von dieser Gemeinschaft profitiert. Die 14 Jahre alte Tangstedterin (Kreis Pinneberg) war beim TuS Holstein Quickborn aktiv und startet seit zwei Jahren für Kodokan. Sie trainiert seitdem bis zu viermal pro Woche abwechselnd in Quickborn und in Norderstedt.

"Ich habe mit acht Jahren angefangen. Unsere Nachbarin war Trainerin beim TuS. So kam das", sagt die selbstbewusste Achtklässlerin, die das Elsensee-Gymnasium in Quickborn besucht. Auch ihr Trainer Stefan Jacobs ist begeistert: "Angelia hat unheimlich viel Talent", sagt der erfahrene Übungsleiter. Bei den Titelkämpfen in Norderstedt landete die Gymnasiastin auf dem dritten Platz in der Altersklasse U18 bis 57 Kilogramm.

Stefan Jacobs will den Leistungssport landesweit fördern. Aber die Vereine bieten ihren Mitgliedern auch andere Möglichkeiten, sich mit Kampfsport und Selbstbehauptung zu befassen. Bei Kodokan wird beispielsweise neben Ju-Jutsu auch Selbstverteidigung und Boxen gelehrt.

Schon mit drei Jahren können Kinder zudem erste spielerische Ju-Jutsu-Erfahrungen in einer Krabbelgruppe sammeln und so einerseits an ihrer Körperkontrolle und motorischen Fähigkeiten arbeiten, aber zum Beispiel auch vermeiden, dass sich Ängste wie etwa vor dem Hinfallen aufbauen.

Bei den Landesmeisterschaften in Harksheide waren 35 der 73 Starter Kodokaner. Der Ausrichter brachte die Veranstaltung reibungslos über die Bühne. "Wir hatten einige Absagen. Auch bei den Kampfsportlern hat die Grippewelle zugeschlagen", sagte Turgay Gül, der neue Sportwart bei Kodokan. Ihm zur Seite standen Stefan Jacobs und Jugendwart Tim Oliver Quast. Unterstützt wurde das Trio vom früherer SHJJV-Vorsitzenden Karsten Kuthleick. Gemeldet waren Aktive aus sieben Vereinen.

Die Starter von Kodokan heimsten zehn der 18 Titel ein. Wer die Plätze eins bis vier belegt hat, darf am 27. April bei den norddeutschen Titelkämpfen in Rostock antreten. Trainer Stefan Ja cobs schaut aber schon weiter. "Un ser Ziel ist, am 15. und 16. Juni mit zehn bis 15 Kämpferinnen und Kämpfern an den Deutschen Meisterschaften in Gelsenkirchen teilzunehmen."

Landesmeistertitel für Kodokan holten: Axel Walter (Senioren, bis 69 Kilogramm), Björn Petersen (bis 77 kg), Malon Stahlhuth (U 10, bis 28 kg), Joni Grutke (U 10, bis 33 kg), Niklas Carolus (U 15, bis 41 kg), Fabian Mußbach (U 15, bis 60 kg), Katharina Kienitz (U 15, bis 40 kg), Lena George (U 15, bis 57 kg) und Tobias Großmann (U 18, bis 60 kg), Marvin Syberichs (U 18, bis 73 kg).