Oliver Wegmann, Manager der Leistungsfußballer im SV Henstedt-Ulzburg, spricht über die Lage der Top-Teams und ambitionierte Pläne.

Henstedt-Ulzburg. Wie tief steckt der Leistungsfußball des SV Henstedt-Ulzburg in der Krise? Sportlich überwintern die Vorzeigeteams, erste Herren (Schleswig-Holstein-Liga), U-23- (Verbandsliga Süd-West) und U-19-Mannschaft (A-Junioren Schleswig-Holstein-Liga), auf einem Abstiegsplatz. Für interne Unruhe in der Winterpause sorgten die Rücktritte von Abteilungsleiter Jürgen Schmüser, U-23-Coach Gunnar Sievers sowie U-23-Betreuer und Mäzen Thomas Schiwek.

Im Gespräch mit dem Hamburger Abendblatt bewertet Oliver Wegmann, 27, Manager Leistungsfußball, die aktuelle Situation und gibt zumindest im infrastrukturellen Bereich Entwarnung.

Hamburger Abendblatt:

Haben Sie schon konkrete Vorbereitungen getroffen, um in der kommenden Saison möglicherweise in der Verbandsliga anzutreten?

Oliver Wegmann:

Derzeit kümmern wir uns um die gegenwärtige Situation. Auf jeden Fall muss ich mich mit dem Gedanken beschäftigen, was passiert, wenn es schief geht. Das stellt sich aber relativ einfach dar, da wir in der vergangenen Spielzeit in einer ähnlichen Situation waren. Damals wurden die Pläne für dieses Szenario entworfen. Letztendlich muss ich jetzt also nur dieses Konzept aus der Schublade holen. Die Verträge mit den Leistungsträgern wurden schon in der Vorsaison für beide Spielklassen ausgelegt, um eine langfristige Zusammenarbeit gewährleisten zu können.

Was würde der Abstieg für die weiteren Planungen bedeuten?

Wegmann:

Die Ligamannschaft ist im Herren- und Jugendbereich das absolute Aushängeschild. Das Leistungskonzept ist auf diese Mannschaft ausgerichtet. Der Abstieg würde unseren Weg nicht kaputtmachen, allerdings würde uns das um zwei bis drei Jahre zurückwerfen. Finanziell sind wir aber auch für diesen Fall abgesichert. Die Sponsorenverträge sind ebenfalls langfristig ausgelegt.

In der Winterpause sind gleich mehrere Funktionäre zurückgetreten. Gunnar Sievers hat gesagt, er wollte mit seinem Rücktritt ein Zeichen setzen. Und auch Jürgen Schmüsers Abgang zwei Monate vor dem Ende seiner Amtszeit wirkte demonstrativ.

Wegmann:

Zunächst einmal bedauere ich den Rücktritt Jürgen Schmüsers sehr. Er hat in der Vergangenheit sehr viel für den Verein geleistet. Aber einen Rückzug dazu zu nutzen, um ein Zeichen zu setzen, das bitte ich kritisch zu hinterfragen. Entweder, ich ziehe die zwei Monate noch durch, dann kann ich am Ende eine Abrechnung machen. Wenn ich allerdings vorher zurücktrete, ohne die Gründe zu nennen, dann setze ich kein Zeichen. Dann hinterlasse ich eine Abteilung im Unklaren, in die dann verschiedenste Gerüchte und Interpretationen hineingetragen werden. Diese Aktion war nicht im Sinne des Vereins.

Resultieren diese Unstimmigkeiten möglicherweise auch noch aus der Fusion der drei Ursprungsvereine zum SV Henstedt-Ulzburg?

Wegmann:

Dazu kann ich nichts sagen, da ich zu dem Zeitpunkt noch 450 Kilometer entfernt in Köln gewohnt habe. Fakt ist, dass es sich um eine einzelne Gruppierung in diesem Verein handelt, die für sich beschlossen hat, an unserem Konzept nicht mehr teilzunehmen.

Durch die schnelle Lösung mit Erik Aden als neuem Trainer der U 23 wurden die Lücken schnell geschlossen und das System eigentlich noch gestärkt.

Wegmann:

Das ist richtig. Wir hätten gerne in der personellen Besetzung weiter gearbeitet. Aber beim SVHU hat man sich schon vor meiner Zeit für ein System mit dem Leistungsfußball entschieden und dementsprechende Kompetenzen ins Boot geholt. Und dieses System lassen wir uns jetzt von einzelnen Personen nicht kaputt machen. Wenn ein System funktioniert, dann ist es immer völlig personenunabhängig. Jeder Trainer in diesem Verein ist ersetzbar.

In der derzeitigen sportlichen wie auch finanziellen Situation liest sich die Mission Regionalliga doch eher als Utopie, denn als ein mittelfristiges Ziel.

Wegmann:

Die Mission Regionalliga ist ein ambitioniertes Ziel, das wir uns selbst gesteckt haben und das vor zwei Jahren realistisch mit einer Laufzeit von drei bis fünf Jahren abgesteckt wurde. In den letzten beiden Jahren haben wir viel am finanziellen Bereich gearbeitet. Als wir dieses Ziel gesteckt hatten, war aber noch gar nicht klar, wie schlecht es damals finanziell um den Fußball im SVHU gestanden hatte. Die Schulden, die wir damals übernommen hatten, lagen im hohen fünfstelligen Bereich. Ein Nachbarverein im Kreis Segeberg ist an einer ähnlichen Schuldenlast zerbrochen und existiert heute nicht mehr. In den letzten beiden Jahren haben wir 14 neue Sponsoren dazu gewonnen. In der vergangenen Saison haben wir die finanzielle Konsolidierung erreicht. Das hat uns zuletzt allerdings viele gute Spieler gekostet und uns in eine sportlich schwierige Situation gebracht.

Eine Situation, die zur Neuorientierung zwingt?

Wegmann:

Ich sehe die Regionalliga auch nach dieser Spielzeit als ein realistisches, im Zeitrahmen von zwei bis vier Jahren zu erreichendes Ziel an. Aus dem Spielermaterial, das wir jetzt in der Ligamannschaft wie auch im U-23- und im U-19-Team haben, wird sich die Ligamannschaft in fünf Jahren zusammensetzen. Auch wenn diese Mannschaften sich im Abstiegskampf befinden, ist es doch die erfolgreichste Saison, die wir je in Henstedt-Ulzburg hatten.

Aushängeschild des Gesamtvereins sind die Zweitliga-Handballer. Inwieweit er schwert das die Arbeit des Managers im Leistungsfußball?

Wegmann:

Das macht meine Arbeit nicht leichter. Aber vielleicht kommen wir so in den Blickpunkt von Firmen, die uns nicht auf dem Zettel haben. Ein Sponsor, der nur einen vierstelligen Betrag zahlen will, wird immer eher zu uns kommen, weil er beim Handball dafür inzwischen längst nicht mehr dasselbe für sein Geld bekommt, wie bei uns. Ansonsten muss man sagen, dass die Handballer das absolut clever gemacht haben. Dort wurde von Anfang an auf Strukturen und Kompetenzen Wert gelegt. Die haben sich den Erfolg verdient, weil sie sich das erarbeitet haben und ihnen nichts in den Schoß gefallen ist.

Dann sieht es insgesamt also gar nicht so dramatisch um den Fußball im SV Henstedt-Ulzburg aus, wie es zurzeit den Anschein haben mag?

Wegmann:

Absolut richtig. Wir haben alle drei Mannschaften in den Ligen, in denen wir sie in den nächsten Jahren etablieren wollen. Wir haben Strukturen geschaffen. Jetzt haben wir in der Ligamannschaft einen personellen Umbruch vollzogen. Das ist nicht leicht. Ich bin aber davon überzeugt, dass wir den Klassenerhalt schaffen werden. Der Kader hat das Potenzial dazu.