Zweitliga-Handballer des SV Henstedt-Ulzburg empfangen am Mittwoch in der zweiten Runde des DHB-Pokals Empor Rostock.

Henstedt-Ulzburg. Die amerikanische Komödie "Kindsköpfe", die im Reisebus der Zweitliga-Handballer des SV Henstedt-Ulzburg während der Heimfahrt vom Zweitliga-Match bei der HSG Nordhorn-Lingen über die beiden Bildschirme flimmerte, erntete nur vereinzelte Lacher. Zu sehr ärgerten sich die Spieler des Aufsteigers über ihre 25:29 (13:17)-Niederlage in der Kreisporthalle I Euregium.

"Der Streifen ist nicht besonders gut angekommen", sagte Rückraumspieler und Videowart Maik Makowka, der den Film neben dem Baseball-Drama "Moneyball" als Unterhaltungsprogramm für die Auswärtsfahrt ausgesucht hatte.

Das beste und wohl auch einzige Mittel, um die trübe Stimmung zu vertreiben, dürfte ein Sieg im DHB-Pokalspiel gegen den Zweitliga-Konkurrenten HC Empor Rostock (Anpfiff: Mittwoch, 20 Uhr, Schulzentrum Maurepasstraße) sein. Das Hamburger Abendblatt sprach mit Trainer Tobias Skerka.

Hamburger Abendblatt: Viertes Match, vierte Niederlage, mit 0:8 Punkten Tabellenletzter der 2. Bundesliga - wie tief sitzt der Frust beim SV Henstedt-Ulzburg?

Tobias Skerka: Die Situation ist nicht ganz angenehm, aber grundsätzlich ist ja noch nichts Schlimmes passiert. Der TV Hüttenberg, die SG BBM Bietigheim, der TV Emsdetten und die HSG Nordhorn-Lingen sind Gegner, gegen die man als Aufsteiger durchaus verlieren kann.

Die Partie in Nordhorn stand nach 40 Minuten auf des Messers Schneide; der SVHU war beim 18:18 und 19:19 drauf und dran, das Match zu kippen. Dann aber hat sich Ihr Team Fehlwürfe und Fehlpässe geleistet, anstatt in Führung zu gehen...

Skerka: Unser Lernprozess ist halt immer noch nicht abgeschlossen. Wenn du in der 1. Minute das gegnerische Tor nicht triffst, ist das relativ egal. Wenn du in der 15. Minute einen schlechten Pass spielst, ist das ebenfalls noch nicht spielentscheidend. Alles hängt davon ab, was ab der 45. Minute passiert. In der 2. Bundesliga wird in dieser Phase jeder kleine Fehler gnadenlos bestraft. Das war eine Klasse tiefer anders; wir müssen unsere technischen Fehler unbedingt auf ein absolutes Minimum reduzieren und uns schleunigst an das höhere Niveau gewöhnen, mit dem die etablierten Zweitliga-Vereine längst vertraut sind. In Nordhorn haben wir dem Gegner beispielsweise vier Tore geschenkt.

Es zieht sich wie ein roter Faden durch die Saison, dass die Mannschaft immer dann hektisch wird, wenn es darauf ankommt, cool zu bleiben. Ist der SVHU mental noch nicht reif für die zweithöchste deutsche Klasse?

Skerka: Doch, das sind wir. Die Jungs können es ja. Sie beweisen immer wieder, dass sie mit den anderen Mannschaften mithalten können. In Bietigheim haben wir 50 Minuten lang ein richtig starkes Spiel gezeigt, lagen zwischenzeitlich sogar deutlich vorn. Bei der HSG Nordhorn-Lingen waren wir Mitte der zweiten Halbzeit ebenfalls auf einem guten Weg. Das beweist doch, dass wir konkurrenzfähig sind. Letztendlich scheitern wir immer wieder an Kleinigkeiten; die Mannschaft müsste einfach mal die Hürde überspringen, nach einer Aufholjagd in Führung gehen, den genialen Pass spielen, die Torchance nutzen, wenn es darauf ankommt. Nur so holt man sich das letzte Quäntchen Selbstvertrauen, das man braucht, um in der 2. Bundesliga erfolgreich zu sein.

Fehlt Ihnen auf dem Feld möglicherweise auch ein Führungsspieler, der seine Kollegen in brenzligen Situationen beruhigt oder aber mitreißen kann?

Skerka: Nein, ich denke schon, dass wir diese Leute haben.

Glauben die Spieler momentan noch an ihre eigene Stärke?

Skerka: Klar, wird sind ja in den bisherigen Begegnungen nicht abgeschossen worden.

Was können sie als Trainer tun, um die mentale Blockade in Stresssituationen zu lösen?

Skerka: Ich werde mich mit unseren drei Rückraum-Mittelmännern Nico Kibat, Stefan Pries und Rasmus Gersch sowie Kreisläufer Lars-Uwe Lang darüber unterhalten, wie die Mannschaft die aktuelle Lage sieht. Eines ist aber auch so klar: Der Knoten kann und wird nur dann aufgehen, wenn wir endlich ein Erfolgserlebnis haben.

Welchen Stellenwert hat das DHB-Pokalspiel gegen Rostock?

Skerka: Das ist ein Gegner auf Augenhöhe, da zählt für uns nur ein Sieg. Alles andere wäre eine herbe Enttäuschung. In der vergangenen Saison sind wir im Pokal unglücklich an Rostock gescheitert und anschließend in eine kleine Krise geraten; diesmal haben wird die Chance, den Hebel in die andere Richtung umzulegen und Selbstvertrauen für das Zweitliga-Heimspiel am Sonnabend gegen den Mitaufsteiger EHV Aue zu tanken.

HSG Nordhorn-Lingen - SV Henstedt-Ulzburg 29:25 (17:13). Tore für den SVHU: Tim Völzke (7), Jens Thöneböhn, Maik Makowka (4), Nico Kibat (3/3 Siebenmeter), Rasmus Gersch (3), Lars Bastian (2), Florian Bitterlich, Lasse Kohnagel (beide 1).