Fußball-Oberligist Eintracht Norderstedt empfängt am Sonntag, 23. September, den mit Ex-Garstedtern gespickten Niendorfer TSV.

Norderstedt. Mittlerweile ist die Frage legitim, ob die sportliche Leitung von Fußball-Oberligist Eintracht Norderstedt bei der Kaderplanung für die Serie 2012/2013 etwas versäumt hat. Und dabei geht es beim enttäuschend in die Saison gestarteten Regionalliga-Aspiranten nicht unbedingt um die Akteure, die aktuell unter Vertrag stehen. Um deren Leistungen fair zu bewerten, ist es noch ein wenig zu früh. Vielmehr macht der Blick auf die vermutliche Startelf des Niendorfer TSV, der am Sonntag um 14 Uhr im Edmund-Plambeck-Stadion zu Gast ist, stutzig.

Es ist schließlich nur wenige Monate her, da wurde in Garstedt noch mit Tim Sellhorn, Nick Scharkowski und Ebenezer Utz geplant. Sellhorn und Utz waren Leistungsträger in der A-Jugend-Regionalligamannschaft, Scharkowski befand sich mitten in seiner ersten Herrensaison. In der Theorie war es somit im Frühjahr keineswegs vermessen, sich das Trio als funktionierendes Offensivdreieck in der Oberliga Hamburg vorzustellen. Und vielleicht gab es diese Ideen auch intern, als die Mannschaft für die laufende Punktrunde zusammengestellt werden sollte.

Doch als es konkret wurde, hatte sich Sellhorn bereits gedanklich verabschiedet, während mit Utz und Scharkowski nicht mehr geplant wurde. Heute freut sich Marcus Scholz, der Manager des NTSV, über seine Sommertransfers. "Mit Tim Sellhorn standen wir schon lange in Kontakt. Er ist ein früherer Jugendspieler aus Niendorf. Wir haben ihm immer gesagt: Wenn du interessiert bist, sag Bescheid." Ebenezer Utz sei ihm aufgefallen, als er sich die U 19 der Eintracht anschaute. "Und der Wechsel von Scharkowski hat sich dann ergeben."

Zwar ist Niendorf ebenfalls schlecht in die Saison gestartet und belegt momentan den drittletzten Tabellenplatz. Doch die Mannschaft hat Perspektive und ist mit einem Altersdurchschnitt von 20,8 eine der jüngsten der Liga. Für die Zukunft setzt Scholz explizit auf die Ex-Norderstedter: "Ebbi Utz weiß noch gar nicht, wie gut er wirklich ist. Nick ist ein athletischer Typ, der schon drei Saisontore erzielt hat."

Und da wäre dann noch Tim Sellhorn. Es mag hart klingen, doch der Verlust des offensiven Mittelfeldspielers ist ein Sündenfall. Für viele Beobachter war Sellhorn in der A-Junioren Regionalliga Nord der beste Akteur; er und Utz sorgten mit ihren Toren und Assists für den Klassenerhalt. Schon im Sommer 2011 wurde Sellhorn als kommender Oberliga-Spieler an der Ochsenzoller Straße genannt.

Doch die Gespräche gingen nicht voran. Im Nachhinein war es wohl auch ein Hindernis, dass er in der A-Jugend unabkömmlich war - der damalige Trainer Ralf Schehr wollte und konnte nicht auf ihn verzichten, sodass Einsätze bei den Herren nicht möglich waren.

Der heutige Norderstedter Manager Jörg Franke betont, dass sich derartige Fehler nicht wiederholen sollen. "Wir werden auf alle Fälle in den nächsten Monaten A-Jugendliche ins Training hochziehen , damit sie sich an die Oberliga-Luft gewöhnen. Es ist wichtig, die Jungs emotional zu binden."

Die fehlende personelle Kontinuität bei Eintracht Norderstedt auf den Trainerpositionen ist in diesem Zusammenhang ein wichtiger Faktor. In zweieinhalb Jahren leistete sich der Klub vier Oberliga- und sogar fünf A-Junioren-Übungsleiter. Derzeit wird darauf gesetzt, dass die Konstellation mit Thomas Seeliger (Oberliga) und Ekkehard Bushe (U 19) länger Bestand hat.

Seeliger soll schon zur Rückrunde die besten Nachwuchskicker punktuell in der Oberliga testen. "In diesem Sinne wäre es schön, wenn die A-Jugend schon zur Winterpause den Klassenerhalt sicher hat", so Jörg Franke. Die Oberliga-Mannschaft muss fraglos schon vorher auf Kurs sein. Neidisch schauen die Norderstedter Woche für Woche auf Konkurrenten, die mit teilweise individuell klar schwächer besetzten Teams deutliche Erfolge feiern.

Vor der Eintracht hat hingegen kaum ein Kontrahent mehr Angst oder Respekt. Franke: "Es geht nicht um Fitness, Kraft oder fußballerisches Können und auch nicht um die Einstellung. Uns fehlt der letzte Siegeswille."

Am Sonntag soll dem Gegner von Beginn an der Schneid abgekauft werden. Und vielleicht kommt Niendorf mit seiner Unerfahrenheit gerade recht. Dann könnten auch die Zweifel leiser werden, ob die Norderstedter im Sommer die falschen Spieler ziehen ließen.