Zweitliga-Handballer des SV Henstedt-Ulzburg ziehen bei der SG BBM Bietigheim mit 28:29 den Kürzeren. Fehlende Erfahrung in neuer Spielklasse.

Henstedt-Ulzburg. Es ist nicht ungewöhnlich, wenn ein Aufsteiger in der neuen Spielklasse zunächst einige Lektionen erhält. Deshalb trug Tobias Skerka, der Trainer der Zweitliga-Handballer des SV Henstedt-Ulzburg, die 28:29 (14:14)-Niederlage seines Teams bei der SG BBM Bietigheim mit Fassung, anstatt durchaus angebrachten Frust zu schieben.

Anders als noch bei der 30:38-Heimpleite gegen Bundesliga-Absteiger TV Hüttenberg zum Auftakt der Punktrunde hatten die Henstedt-Ulzburger in der Halle am Viadukt Bietigheim die große Chance, die ersten Zähler in dieser Saison einzufahren. "Zumindest ein Punkt wäre verdient gewesen", sagte Skerka, der Mühe hatte, Kritikpunkte am Auftritt seines Teams zu finden. "Die Mannschaft hat das Angriffsspiel mit Bedacht vorangetrieben, dann aber, wenn es sicher erschien, auch Tempo gemacht. Das war eine sehr disziplinierte Vorstellung."

Dennoch gerieten die Gäste vor 1000 Zuschauern bis zur 20. Minute mit 6:12 klar in Rückstand. Auch, weil der im Vorfeld als größte Gefahr ausgemachte Bietigheimer Robin Haller von der linken Rückraumposition bis zu diesem Zeitpunkt fünf seiner insgesamt sieben Treffer erzielte.

Dass der deutliche Rückstand nur eine Momentaufnahme war, hatten die Henstedt-Ulzburger der schon angesprochenen Disziplin, die sich auch auf die Abwehr erstreckte, und einem Mann zu verdanken, der im in der 2. Bundesliga obligatorischen Live-Ticker aus der Halle in Bietigheim-Bissingen noch nicht einmal erwähnt wurde.

Keeper Stephan Hampel, der nach rund zehn Minuten für Jan Peveling aufs Feld kam, zeigte eine starke Partie und parierte unter anderem vier der neun Siebenmeter, die Bietigheim vom Schiedsrichterduo Lutz Dassler/Lutz Günther (Sachsen) zugesprochen bekam. Der offiziellen Buchführung war dieser Wechsel jedoch entgangen.

"Stephan war ein starker Rückhalt und hat seine Trainingsleistungen bestätigt", sagte Tobias Skerka, der sich vor dem Match mit Assistenztrainer Steffen Reider über die Nominierung der Torhüter beraten hatte.

Ein Selbstgänger war dagegen die Aufstellung von Lasse Kohnagel im rechten Rückraum des SVHU. Der Linkshänder, der schon gegen den TV Hüttenberg überzeugt hatte, erzielte sechs Treffer. "Ein Superspiel von Lasse", sagte sein Trainer. Ein Sonderlob verdienten sich aber auch die Kreisläufer Jan Wrage und Lars-Uwe Lang sowie Tim Völzke und Florian Bitterlich im linken Rückraum.

Dass die mit dem Flugzeug angereisten Henstedt-Ulzburger nach einer Übernachtung im Hotel die Bahnfahrt in die Heimat ohne Punkte im Gepäck antreten mussten, war der fehlenden Erfahrung in der neuen Spielklasse geschuldet. "Als es hart auf hart ging, da haben uns einige wenige Prozente gefehlt - aber die haben wir uns in dieser Partie dazuverdient", sagte Skerka.

Hinzu kamen ausgerechnet in der Schlussphase zwei der nur drei Zeitstrafen gegen den SVHU. Als diese überstanden waren, lagen die Gäste mit 25:26 zurück.

Und dann war da noch der taktische Schachzug, mit dem SG-Trainer Jochen Zürn den Weg zum glücklichen Heimsieg seines Teams ebnete. Der Coach ließ in der Schlussviertelstunde SVHU-Spielmacher Stefan Pries in Manndeckung nehmen. "Darauf hatte ich mein Team in einer Auszeit zwar neu eingestellt, aber mein Kollege glaubt, dass er so die wenigen, aber letztlich entscheidenden Fehler in unserem Spiel provoziert hat", sagte Tobias Skerka.

Am kommenden Sonnabend empfängt der SV Henstedt-Ulzburg den TV Emsdetten. "Die haben gerade Bundesliga-Absteiger Bergischer HC mit 24:18 geschlagen. Das wird ein dicker Brocken, aber wir wissen jetzt, dass wir mit jedem Gegner mithalten können. Wir dürfen nur nicht noch einmal vergessen, uns für unsere Leistung zu belohnen", so Skerka.

Spielverlauf: 2:0, 3:3, 5:3 (9.), 7:5, 11:5 (19.), 13:8 (22.), 13:12 (27.), 14:14 - 15:15, 15:18, 16:20 (37.), 18:21, 20:21 (44.), 20:23, 21:24 (48.), 24:24, 24:25, 27:25 (57.), 29:27, 29:28 (59.).

Tore des SV Henstedt-Ulzburg: Lasse Kohnagel (6), Lars-Uwe Lang (4), Lars Bastian, Tim Völzke und Jens Thöneböhn (je 3), Rasmus Gersch (3 Siebenmeter), Jan Wrage (2), Nico Kibat (2/1), Florian Bitterlich und Stefan Pries (je 1).