Kaum Harmonie: Nach dem Rauswurf von Assistenzcoach Marc Lau steht der 1. VC Norderstedt ohne Spielerin mit Drittliga-Erfahrung da.

Norderstedt. Der Stadtwerke-Cup des 1. VC Norderstedt, der am Sonnabend um 9.30 Uhr in der Moorbekhalle beginnt, sollte eigentlich in entspannter Atmosphäre die heiße Vorbereitungsphase der Drittliga-Mannschaften des VCN auf ihre am Sonnabend, 22. September, beginnenden Punktrunden sein. Doch von Harmonie ist der Volleyballverein weit entfernt.

Zunächst das Positive: Im Fall der Männerteams, das in seinen bisherigen Testspielen überzeugt hat und zum Kreis der Titelkandidaten gezählt wird, ist in der Tat Optimismus angebracht. Doch so heil die Welt in diesem Bereich ist, so düster sieht es derzeit bei der Frauenmannschaft aus.

Nach heftigem Zoff hinter den Kulissen besteht der Kader nur noch aus den Spielerinnen, die in der Vorsaison unter Trainer Ulli Lampe in der Landesliga Hamburg - also drei Klassen tiefer - um Punkte geschmettert und Platz vier belegt haben.

Schon in der vergangenen Woche hatten mit Mannschaftsführerin Meike Salewski, Katharina Pape und Kristin Bahlburg drei von vier früheren Drittliga-Spielerinnen den Hut genommen, Neuzugang Hanna Paff schloss sich dem Trio am. Am Dienstag erteilten mit Julia Schneidler die letzte noch verbliebene Akteurin mit Regionalliga-Erfahrung sowie die als Verstärkung vorgesehenen Juliane Kirsch und Jasmine Safieh Daneshi vom Verbandsliga-Klub HTBU dem VCN eine Absage.

Anlass für den Exodus, der den Kampf um den Klassenerhalt in der 3. Liga Nord zur "Mission Impossible" machen dürfte, war die Absetzung von Assistenzcoach Marc Lau. "Ich hatte Ulli Lampe seine ständigen Alleingänge vorgeworfen; da hat er entschieden, ohne mich weiterzumachen", sagte Lau.

Dieser Schritt setzte eine Kettenreaktion in Gang, die von der Tatsache, dass Lau mit Katharina Pape privat liiert ist, getrennt werden muss. "Meike Salewski und ich haben uns unter völlig anderen Voraussetzungen auf das Wagnis 3. Liga eingelassen und fühlten uns zum Schluss von Ulli Lampe und dem VCN-Vorstand angelogen", sagte Pape, "das Training war nicht drittligawürdig, und es gab Ausgaben, die nicht mit den Mannschaftsverantwortlichen abgesprochen waren."

Ein Vorwurf, den Lampe mit einem zusätzlichen Service in Verbindung bringt, den er eigentlich als "Bonbon" für sein Team sieht: "Ich habe in meinem Etat so gewirtschaftet, dass Mittel frei waren und habe vom Bewegungszentrum Norderstedt, mit dem wir zusammenarbeiten, eine Masseurin organisiert. Über den Einsatz dieser meines Erachtens sinnvollen Therapie gab es unterschiedliche Auffassungen."

Dies ist aber nur ein Detail der zerrütteten Zusammenarbeit, die laut Meike Salewski schon schlecht begonnen hatte: "Vielleicht war alles ja wirklich nur ein großes Missverständnis. Fakt ist: Wir 'Alten' haben uns nur für den 1. VC Norderstedt entschieden, weil Marc Lau nach Absprache der Trainer sein sollte. Erst aus dem Abendblatt erfuhren wir Gegenteiliges."

So schmettert, blockt und pritscht nun ein VCN-Frauenteam, in dessen Fundus acht Trikots und Trainingsanzüge ungenutzt liegenbleiben, in eine sehr schwere Saison. "Ob wir unser Turnier nun am Sonnabend gegen Dritt- und Regionalliga-Konkurrenz bestreiten oder doch lieber erst am Sonntag gegen Verbands- und Bezirksliga-Teams antreten, kläre ich noch mit der Mannschaft", so Ulli Lampe, "aber wir werden die Punktrunde durchziehen und dem VCN für die kommende Saison einen Regionalligaplatz sichern."