Das 17. Landesbreitensportturnier lockt 1000 Reiterinnen und Reiter sowie 6000 Zuschauer nach Bad Segeberg.

Bad Segeberg. Als Thomas Hornemann und Sohn Jan-Hendrik beim Landesbreitensportturnier in Bad Segeberg ihre Kutsche bestiegen und sich Brummer und Sternchen auf den Weg machten, lief zunächst alles wunschgemäß. Die beiden Shetland-Ponys durchquerten den Geschicklichkeitsparcours unter der Regie der beiden Fahrer ohne zu Murren. Doch dann nahm Thomas Hornemann die Zügel in die linke Hand und griff mit der rechten nach einem Besen, den ihm Margarete Albrecht, eine von 250 ehrenamtlichen Helfern, reichte.

Die Neumünsteranerin verfolgte amüsiert, wie der Kutschfahrer versuchte, mit dem Kehrgerät einen Ball zu bewegen. Die Ponys waren von dieser Aktion nicht besonders begeistert und blieben kurzerhand stehen.

Nach mehrmaliger Aufforderung setzte sich das Duo zwar wieder in Bewegung, doch beim Anfahren rissen Brummer und Sternchen einen Ball, der auf einem Kegel platziert war, mit sich.

"Bei dieser Übung lernen die Fahrer, die Kutsche mit einer Hand zu leiten, was offensichtlich nicht immer ganz einfach ist", sagte Margarete Albrecht. Dass Thomas und Jan-Hendrik Hornemann aufgrund ihres Fehlers am Ende nicht die Besten in dieser Prüfung waren, machte den beiden Klein Bennebekern nichts aus. "Wir sind aus Spaß an der Freude in Bad Segeberg dabei und das schon seit zehn Jahren", so der Inhaber eines Reitbetriebs.

Der Wettkampfgedanke war beim 17. Landesbreitensportturnier in den meisten Fällen Nebensache. 1000 Pferdesportler und Freizeitreiter präsentierten den Zuschauern stattdessen ihre ganz persönliche Lieblingsdisziplin. Neben diversen Geschicklichkeitswettbewerben für Kutschfahrer und Einzelreiter standen spielerische Wettbewerbe wie Ringreiten oder die rasanten Mounted Games auf dem Programm. Weitere Höhepunkte waren außergewöhnliche Dressurvorführungen, bei der die Reiterinnen und Reiter ihre Prüfungen in traditionellen Kostümen und teilweise sogar im Damensattel absolvierten.

Maritres Hötger, Veranstalterin und Breitensportreferentin im Pferdesportverband Schleswig-Holstein (PSH), freute sich über die bunte Vielfalt während des zweitägigen Turniers: "Wir bieten nicht nur Freizeitsportlern und Einsteigern eine Plattform, sondern präsentieren auch Disziplinen und Reitweisen, die noch nicht den Bekanntheitsgrad von Springen und Dressur erreicht haben, obwohl sie nicht weniger anspruchsvoll sind."

Erstmals im Programm war beispielsweise das Cowboy Mounted Shooting. Die Teilnehmer mussten auf dem Pferd sitzend schießen - und zwar im Westernstil. In Bad Segeberg galt es, mit zwei Revolvern und Schwarzpulverpatronen zehn Luftballons zum Platzen zu bringen.

"Wir bieten auch den Zuschauern die Chance, ganz andere, oft neue Einblicke in den Pferdesport zu gewähren. Dadurch wollen wir ganz besonders Kinder, Einsteiger und Nachwuchsreiter ansprechen, die keine Lust auf die klassischen Disziplinen haben und viel lieber Mounted Games oder Westernreiten lernen wollen. Möglicherweise fühlen sich einige Erwachsene auf dem Kutschbock viel wohler als im Sattel, sind aber bisher noch gar nicht auf diese Idee gekommen", sagte Anke Voswinkel vom PSH.

Schleswig-Holstein genießt einen ausgezeichneten Ruf, wenn es um den Pferdesport geht. Um die Natur genießen zu können, ist ein gut ausgebautes Reitwegenetz erforderlich. Um für ihre Interessen einzutreten, kamen viele Teilnehmer aus dem nördlichsten Bundesland statt mit Auto und Anhänger auf dem Pferd nach Bad Segeberg, um dort beim großen Aufmarsch für mehr Reitwege zu werben.

An diesem Sternstaffettenritt nahmen unter anderem auch Anja Tiedemann aus Groß Rönnau und ihre acht Jahre alte Tochter Maxi teil. Die Reitstallbesitzerin freute sich über das Treffen mit den anderen Aktiven, stellte aber auch fest: "Im Kreis Segeberg ist das Reitwegenetz sehr gut. Wir dürfen eigentlich nicht jammern."