Eintracht Norderstedt gewinnt am dritten Spieltag die Hitzeschlacht gegen den VfL Pinneberg dank Dominic Ulaga schließlich mit 1:0.

Norderstedt. Geist und Körper wie betäubt, die Münder trocken, die Blicke ausgelaugt. Das war Oberliga-Fußball am heißesten Tag des Jahres. Die Gluthitze im Edmund-Plambeck-Stadion passte eher zu einer Siesta als zum Duell des dritten Spieltags zwischen Eintracht Norderstedt und dem VfL Pinneberg.

Teilweise war es deutlich erkennbar eine Schinderei für die Akteure, die auf dem Rasen ihre Pflicht taten. Ein Tag der Kategorie Sommerfußball? Mitnichten. Wer eventuell kurz vor dem Eindösen war, wurde von einer dramatischen, zehn Sekunden kurzen Sequenz in der Nachspielzeit der Partie geweckt.

Im Mittelpunkt des Geschehens stand zunächst Pablo Moreira, Pinneberger Neuzugang aus Kaltenkirchen. Nachdem die Gäste in der 92. Minute die Norderstedter Defensive überrumpelt hatten, stand der Angreifer nach einem Querpass frei vor Eintracht-Keeper Johannes Höcker. Doch der ansonsten kaum geforderte Schlussmann parierte glänzend und leitete sofort den Konter ein.

Ein letzter Versuch, bei dem sich Dominic Ulaga und Linus Meyer fast schon auf den Füßen standen, brachte die Entscheidung in der Hitzeschlacht: Ulagas Schuss vom linken Strafraumeck wurde abgefälscht und senkte sich über Torhüter Stefan Steen hinweg in die lange Ecke. "Das war mit dem letzten Willen", sagte der zu Beginn der zweiten Halbzeit eingewechselte Stürmer.

Sein Treffer bescherte den Hausherren einen kaum noch für möglich gehaltenen 1:0 (0:0)-Erfolg, ein Nachmittag mit Sport im Grenzbereich endete mit einer Fiesta.

"Wir haben in den letzten Tagen nach dem Pokal-Aus beim HEBC so massiv auf die Fresse bekommen, dass es mich sehr freut, dass die Jungs mit diesem Erfolgserlebnis nach Hause gehen können", sagte Trainer Matthias Dieterich.

Dass angesichts der tropischen Temperaturen das Tempo gedrosselt werden musste, wussten die Spieler. Dies war vielleicht nicht immer ansehnlich, aber eine absolute Notwendigkeit - nicht zuletzt unter sportmedizinischen Aspekten.

"Die erfahrenen Spieler haben entschieden, wann wir einmal fünf Minuten Dampf rausnehmen mussten", erklärte Kapitän Dennis Wehrendt. Die Tortur lässt sich aber viel leichter ertragen mit dem ersten Saisonsieg auf der Habenseite. "Wir wussten, dass es gegen den VfL Pinneberg nur ein Arbeitssieg werden konnte", so Wehrendt, "das haben alle Spieler super gemacht."

Eine schlechte Nachricht musste die Mannschaft schon vor dem Match akzeptieren. Ivan Sa Borges Dju sah gegen Pinneberg zwangsweise zu und wird dies auch noch drei weitere Partien tun müssen. Der Klub hatte zwar damit gerechnet, dass den Angreifer für seinen umstrittenen Platzverweis vom 5. August (0:1 gegen Altona 93) mehr als nur die automatische Ein-Spiel-Sperre treffen würde. Doch die Verhandlung vor dem Sportgericht des Hamburger Fußball-Verbandes (HFV) hinterließ bei den Norderstedtern einen bitteren Beigeschmack.

Während Sa Borges Dju seinerseits die Geschehnisse rund um die Rudelbildung schilderte, entlastete ihn Schiedsrichter Adrian Höhns (TuS Dassendorf) in der Hinsicht, dass der Portugiese keinesfalls alleiniger Provokateur gewesen sei, es aber eben einen Spieler hätte treffen müssen. "Der Unparteiische hat für ihn ausgesagt, und Ivan hat seine Sicht der Dinge auch gut vorgetragen", so Manager Jörg Franke, der als Vereinsvertreter anwesend war. Er gewann allerdings den Eindruck, dass das Strafmaß von vornherein festgestanden hätte und warf den Richtern vor, von einem "hohen Ross" zu urteilen. "Dann kann man sich die Zeugenaussagen auch sparen. Ich ärgere mich maßlos darüber. Wir sind sehr erbost über den Verband", so Jörg Franke, der als Kriminalbeamter schon viele Dutzend Verhandlungen erlebt hat.

Mit Blick auf dieses Thema mutet eine andere Neuigkeit fast schon skurril an, ist aber schlicht Lohn für positives Auftreten: Eintracht Norderstedt gewann in der Rückrunde der Saison 2011/2012 die Fairness-Wertung der Sparda-Bank sowie des Hamburger Fußball-Verbandes und erhält hierfür 3000 Euro. Dieser Wettbewerb basiert auf einer Tabelle, in der Verwarnungen und Platzverweise nach einem bestimmten Schlüssel aufgelistet werden.

Tor: 1:0 Ulaga (90.+2). Eintracht Norderstedt: Höcker - Eglseder (52. Petrekovic-Loncar), Savelsberg, Lindener, Kummerfeld - Meyer, Wehrendt, Koch - Jurkschat (52. Ulaga), Rose (81. Browarczyk) - Tunjic.