Heute beginnt die neue Fußball-Punktrunde. Alle Hamburger Klubs sowie die Vereine aus Schleswig-Holstein müssen am Wochenende ran.

Norderstedt. Der Countdown ist abgelaufen. Es wurde genug trainiert, getestet. In den vergangenen Tagen bestritten die Fußballer in Hamburg und Schleswig-Holstein schon einige Pokalspiele, von heute an geht es auch um Punkte: In der Hansestadt startet der komplette Ligabetrieb, dazu beginnen die nördlichen Nachbarn mit der Schleswig-Holstein-Liga sowie der Verbandsliga Süd-Ost. Alle weiteren Teams steigen erst in der kommenden Woche ein.

Tunnelblick. Vor den Augen die Mitspieler von Eintracht Norderstedt. Eine Kabine weiter heizt sich der Gegner ein. Jürgen Tunjic wird in diesem Moment gefragt sein - mehr als manch ein Kollege. Am ersten Spieltag der Oberliga Hamburg kommt es mit dem Match gegen Altona 93 (Sonntag, 14 Uhr) gleich zum Duell zweier Hochkaräter.

Genau für diese Ausnahmesituationen haben die Garstedter den 37 Jahre alten kroatischen Angreifer von Germania Schnelsen verpflichtet. Ähnliches gilt auch für Torwart Johannes Höcker und den neuen Abwehrchef und Mannschaftskapitän Dennis Wehrendt. Diese drei sind Akteure, die - überspitzt formuliert - schon beim Warmlaufen gewinnen wollen und jede Niederlage sehr persönlich nehmen.

Dass Tunjic ohne Umschweife eine eindeutige Prognose für Sonntag abgibt, passt ins Bild. "Was man von uns erwarten kann? Ganz einfach: Sieg für Norderstedt. Mehr will ich nicht haben. Egal, welche Mannschaft kommt." Dass Altona immerhin einer seiner Ex-Klubs ist und sich gleichermaßen hervorragend verstärkt hat, steigert nur die Vorfreude. "Die werden wahrscheinlich zwischen Platz eins und Platz sechs landen", so Tunjic.

Während der im Sommer von Norderstedt an die Griegstraße gewechselte Matthias Ribeau verletzt passen muss, könnten mit Marcel Kindler, Boris Lastro, Tobias Leuthold, Benjamin Lipke, Mustafa Hadid und Magnus Hartwig gleich sechs weitere frühere Eintracht-Kicker im Kader stehen. Die Gastgeber haben mit Tunjic, Mario Jurkschat sowie Jan Savelsberg immerhin ein Trio mit Altona-Erfahrung zu bieten. Zudem standen auch Manager Jörg Franke und Assistenz-Coach Stefan Siedschlag einst beim Hamburger Traditionsklub unter Vertrag.

Wahrscheinlich sind Transfers wie der von Tunjic der Grund, warum immer mehr Beobachter des Hamburger Fußballs in Zeitschriften und Internet-Foren die Eintracht zum Favoriten auf den Titelgewinn erkoren haben. Trainer Matthias Dieterich wehrt sich zwar nicht mit aller Vehemenz gegen diese Vorschusslorbeeren, doch gleichwohl bereiten ihm die Prognosen ein wenig Unbehagen.

"Das ist eine hohe Wertschätzung, wenn das die Experten und die Umfragen so sehen. Aber woran macht man das fest? Das wird kein Selbstgänger - wir haben noch viel Arbeit vor uns. Wir wollen unter die Top fünf."

Konkreter möchte er sich nicht festlegen. Warum auch? Dieterich weiß schließlich genau, dass allzu vollmundige Kampfansagen sehr schnell zum Bumerang werden können.

Gegen Altona 93 will die Eintracht gleich ein sportliches Zeichen setzen

Also spricht er lieber über sein Team. "Alle haben Bock auf Altona und trainieren sehr eifrig. Trotzdem ist eine gewisse Lockerheit zu spüren. Auch das ist wichtig." Dass die ordentlichen bis guten Testspiel-Leistungen (unter anderem gegen die Profis des HSV und Regionalligist Holstein Kiel) mit einem Rückschlag wertlos werden können, ist ihm bewusst. "Es geht jetzt um etwas anderes. Jetzt muss der nächste Schritt gemacht werden. Wir wollen unbedingt gewinnen."

Schlüssel hierfür wird sein, dass die Führungsachse funktioniert. "Tunjic, Wehrendt, Höcker, aber auch Marius Browarczyk sind unwahrscheinlich fokussiert, konzentrieren sich auf die Aufgabe, gehen raus und ziehen die Elf mit", so Matthias Dieterich.

Bei Jürgen Tunjic muss er sich definitiv keine Sorgen machen, dass sich der Druck negativ auswirken könnte. "Meine Aufgabe hier ist es, immer wieder Zeichen zu setzen. Wenn es einmal nicht läuft, dann sind wir da - der Kapitän, einige andere Spieler und ich", sagt der Routinier.

Während die Wortführer gesetzt sind, hält sich Trainer Dieterich bei mehreren Positionen noch seine Optionen offen. "Wir haben einen kleinen, aber feinen Kader und somit viele Möglichkeiten, um zu variieren." Einziger Ausfall ist Ole Hengelbrock. Der Rechtsverteidiger wurde in der Park-Klinik Manhagen (Großhansdorf) am Meniskus operiert.