Der 20-jährige Boxer Robert Raebel wird in Hamburg internationaler Norddeutscher Meister im Halbweltergewicht. Er ist für viele ein Vorbild.

Kaltenkirchen. Dass Boxer manchmal eine Menge einstecken müssen, hat Robert Raebel in seiner Laufbahn schnell begriffen. Nicht immer schützt die eigene Deckung vor den Schlägen des Gegners und den daraus resultierenden Blessuren.

Der 20-Jährige, der seit drei Jahren für die Kaltenkirchener Turnerschaft die Fäuste im Ring fliegen lässt, hat aber schnell dazu gelernt. In seinen bisher 15 Kämpfen verbesserte er kontinuierlich seine Technik, arbeitete hart an sich und feierte nun mit dem Gewinn des internationalen Norddeutschen Meistertitels in Hamburg seinen bisher größten Erfolg. Gegen Jakob Scheer (BSV 19) setzte sich Raebel in der Gewichtsklasse bis 64 Kilogramm in drei Runden klar mit 24:13 Treffern durch.

Der Titel entschädigt für die Niederlage bei den Landesmeisterschaften

Dieser Triumph entschädigte den Kaltenkirchener auch für die Niederlage, die er bei den Landesmeisterschaften im Oktober gegen Arton Krasniqi kassierte. Dort bekam Raebel zwar den Pokal für den knappsten Verlierer überreicht, doch haben wollte er diese Trophäe eigentlich nicht, denn nur haarscharf war er am Landestitel vorbeigeschrammt. Gegen den Meisterschaftsfavoriten hatte der Halbweltergewichtler beim Schlussgong ein Remis erkämpft - erst die Hinzuziehung der Hilfspunkte brachte dem Titelverteidiger den Sieg.

Dass es für den jungen KT-Boxer nicht zur Teilnahme an den nationalen Nordmeisterschaften und damit eventuell sogar zur Deutschen Meisterschaft reichte, ist für Raebel und auch für seinen Trainer Cemal Barmaksiz im Nachhinein aber kein Beinbruch. "Robert hat ja erst 15 Kämpfe absolviert. Das wäre wohl etwas früh", sagt Barmaksiz, der als ehemaliger Bundesligaboxer des Marner TV weiß, wovon er spricht. Zusammen mit Landestrainer Erhard Garbrecht und Lars Jahnke will der KT-Coach seinen Schützling behutsam für die kommenden Aufgaben aufbauen.

Dazu gehört vor allem Kampferfahrung. Barmaksiz: "In diesem Jahr wollen wir noch zum Adventsboxen nach Neumünster und im März 2012 dann zur Marner Boxgala, der größten Amateurveranstaltung im Norden." Auch sein Schützling ist äußerst bescheiden. "Ich möchte im kommenden Jahr gerne meine Erfolge bestätigen", sagt der KT-Faustkämpfer.

Dass sich Robert Raebel durchboxen kann, hat er nicht nur im Ring bewiesen. Der 20-Jährige, der im vergangenen Jahr seinen ersten Marathonlauf absolvierte, wollte eigentlich an der Deutschen Sporthochschule in Köln Sportmanagement studieren. Während viele schon an der äußerst schweren Aufnahmeprüfung scheitern, kämpfte sich Robert Raebel wacker durch 20 Prüfungen in Disziplinen wie Schwimmen, Ausdauersport, Badminton, Leichtathletik, Turnen und auch Mannschaftssport.

"Aber angenommen wurde ich trotzdem nicht, es waren zu viele Bewerber", so Raebel, der trotzdem Sport und Beruf verbindet. Seit August studiert der Kaltenkirchener an der Hamburger Fresenius-Hochschule Physiotherapie. "Das ist für mich als Boxer auch sehr hilfreich. Ich kann mir auch gut vorstellen, später Sportler zu betreuen." Das Boxtraining stimmt der Student mit seinem wöchentlich wechselnden Stundenplan ab. Trainer Cemal Barmaksiz unterstützt ihn dabei und bietet rund um die Uhr Training in Kaltenkirchen an. So oft es die Zeit erlaubt, wird in der Boxhalle geschuftet und geschwitzt. Dazu gehören ein umfangreiches Aufwärmprogramm mit zehn Minuten Seilspringen, Schattenboxen mit Gewichten und Sandsacktraining. Anschließend geht's in den Kampf Mann gegen Mann. Trainiert wird auch Taktik, so zum Beispiel das geschickte Ausweichen oder die Fähigkeit, den Gegner in eine Ecke zu drängen oder ihm den Weg abzuschneiden.

"Das Schöne am Boxen ist, dass man vor und nach dem Kampf locker miteinander redet. Das verstehen viele nicht, sie denken, wir hauen uns im Ring die Köpfe ein und das war's", sagt der 1,70 Meter große Linksausleger.

Die Kaltenkirchener Boxsporthalle bietet optimale Bedingungen

Dass Robert Raebel in Kaltenkirchen geblieben ist, hat er keine Sekunde bereut. Seine Ausbildung passt optimal zu seiner Leidenschaft, dem Boxsport. "Hier habe ich Topbedingungen, eine tolle Halle und werde intensiv betreut und unterstützt." Ein großes Dankeschön hat Robert Raebel auch für seine Eltern Annette und Ulrich übrig, deren Initialen er sich auf die Schultern tätowiert hat.

Und auch Spartenleiter Martin Jahnke freut sich, dass seine bester Athlet nach wie vor in Kaltenkirchen lebt und trainiert. "Er hat eine absolute Vorbildfunktion in unserer Sparte", sagt Jahnke. (abendblatt.de)