Nach 21:33-Klatsche: Marcus Schwarzer erklärt seinen Rücktritt vom Amt als Trainer der Hamburg-Liga-Handballer des Norderstedter SV.

Norderstedt. Die demütigende 21:33-Klatsche beim TuS Esingen war der Auslöser für Marcus Schwarzer. Der Trainer der Hamburg-Liga-Handballer des Norderstedter SV hat seinen Posten zur Verfügung gestellt und wird sich heute beim Trainingstermin von seiner Mannschaft verabschieden.

"Eine Kiste Bier zum Ausstand werde ich wohl auch dabei haben", sagte Schwarzer, der seinem Abschied einen harmonischen Rahmen verleihen und den Spielern des Tabellensiebten (6:8 Punkte) einige wohlmeinende Worte mit auf den Weg geben möchte.

Doch besagte Harmonie hatte in den vergangenen Monaten offenbar zusehends Seltenheitswert im Kader des Oberliga-Absteigers. Es ist für Marcus Schwarzer ein Abschied auf Raten, der sich langsam aber sicher angekündigt hat. Seine Mannschaft, die mit großen Hoffnungen und dem Ziel des sofortigen Wiederaufstiegs in die Saison gestartet war, zeichnete sich in den bisherigen und zumeist enttäuschend verlaufenen Partien vorrangig durch fehlenden Biss und Emotion aus.

Schwarzer, der den NSV vor sechs Jahren übernahm und das Team aus der 2. Hamburger Liga bis in die Oberliga Hamburg-Schleswig-Holstein geführt hatte, wirkte zunehmend machtlos und fand kein Mittel mehr, um die Lebensgeister seiner Spieler dauerhaft zu wecken. Dabei waren die NSV-Spieler in den Vorjahren als verschworenes Kollektiv aufgetreten und hatten sich mit beherztem Handball in der Szene und bei den Fans Respekt verschafft.

"Aber in letzter Zeit hat sich abgezeichnet, dass ich mit meinem Stil doch nicht mehr die gesamte Mannschaft erreiche", sagte Schwarzer, "das ist ja auch nichts Ungewöhnliches im Teamsport. Sechs Jahre sind eine lange Zeit." So habe es auch im Spielerkreis Beratschlagungen gegeben, als der erhoffte Erfolg auf dem Feld ausblieb, ob man mit Marcus Schwarzer weitermachen wolle.

Und das Gros entschied sich fürs Weitermachen. "Aber halt nicht alle", sagte Schwarzer, "und es ist für keine Seite schön, wenn man zum Training geht und weiß, da sind welche, die nicht mehr mit dir arbeiten möchten."

Angesichts des verletzungsgeplagten, kleinen Kaders sei es unabdingbar, betont Schwarzer, für die verbliebenen Spieler eine Situation zu schaffen, die aus allen bestmögliche Leistung hole. "Ich will das, was ich für den Verein aufgebaut habe, nicht riskieren, weil ich an meinem Platz als Trainer klebe."

Für Abteilungsleiter Steffen Liepold hat die Trainersuche begonnen

Mannschaftsrats-Mitglied Thomas Stegmann, ein langjähriger sportlicher Weggefährte von Schwarzer, war überrascht. "Es gab im Team zwar unterschiedliche Stimmen, ob wir es mit unserem Coach weiter versuchen sollen", so Kreisläufer Stegmann, "aber gegen Esingen war von Trainerseite her alles in Ordnung. Das Spiel haben wir selber nicht auf die Reihe bekommen."

Doch die Würfel sind gefallen. Für Handball-Abteilungsleiter Steffen Liepold, mit dem sich Schwarzer intensiv ausgetauscht hat und der am Dienstagabend als Erster des Trainers Entscheidung erfuhr, beginnt nun die Suche nach dem Nachfolger. Der soll spätestens beim nächsten Punktspiel am 19. November gegen den TV Fischbek an der Seitenlinie das Sagen haben.

"Ich selber möchte die Rolle nicht übernehmen, ich will mich auf das A- Jugendteam konzentrieren, das ich trainiere", so Liepold. Als erste Lösung hätte Liepold ein Duo aus Ex-Cotrainer Jan Augustin und Thiago Santos favorisiert. Doch "Auge" hat schon abgesagt. "Vielleicht gebe ich taktische Unterstützung und Thiago macht es dann alleine", überlegt Liepold weiter.

"Das ist aber eine Entscheidung, die ich nicht übers Knie brechen werde", sagt Thiago Santos, der sich erst vor zwei Wochen gegen den Niendorfer TSV eine erneute Meniskusverletzung zugezogen hatte. "Bevor ich etwas sage, werde ich in Ruhe mit Steffen und dem ganzen Team reden. Dieser Schritt will gut überlegt sein."