Medizinstudent Marc Ahrens, 20, von der SG Wasserratten Norderstedt ist trotz siebenwöchiger Verletzungspause in Bestform.

Norderstedt. Einen Senior stellt man sich meist anders vor. Leicht ergrautes, vielleicht schütteres Haar. Außerdem so manche Falte im Gesicht, die von der Erfahrung und Anzahl der 50, 60 oder 70 Lebensjahre zeugt. Im Sport hingegen beginnt die Seniorenlaufbahn mit 20 Jahren. Zumindest bei den Schwimmern darf in diesem Alter bereits auf nationaler Ebene und international ab 25 Jahren auf Seniorenmeisterschaften gestartet werden.

Marc Ahrens, Leistungsschwimmer der Startgemeinschaft Wasserratten Norderstedt, steht mit seinen 20 Lenzen am Anfang seiner "Oldie"-Laufbahn. Die Erfolge, die er bereits bei den Routiniers erreicht hat, sieht er aber noch als angenehmen Nebeneffekt an.

Beim Vorkampf der Hamburger Landes-Mannschaftsmeisterschaften der Masters im Hamburger Dulsbergbad schwamm Marc Ahrens mit 55,13 Sekunden über 100 Meter Schmetterling eine nationale Altersklassen-Bestmarke und verbesserte den neun Jahre alten Rekord des ehemaligen Nationalschwimmers Stefan Herbst (Leipzig) um 39 Hundertstelsekunden.

Trotz erster Erfolge bei den Routiniers greift Ahrens in der Offenen Klasse an

"Das ist nett, aber meine Prioritäten liegen momentan noch woanders. Ich will mich in der offenen Klasse verbessern und bei den Deutschen Meisterschaften angreifen", sagte Ahrens.

Fast hätte er an diesem Wochenende sogar zusammen mit Stars wie Michael Phelps oder Paul Biedermann beim Weltcup in Berlin starten können - doch leider schwamm er seine Schmetterlings-Bestzeit vier Tage nach dem Meldeschluss. "Das ist sehr ärgerlich", sagt Marc Ahrens, der sich gern mit den Weltstars gemessen hätte.

Für die nationalen Kurzbahntitelkämpfe, die vom 24. bis 27. November in Wuppertal stattfinden, hat Marc Ahrens die Tickets über 50, 100, 200 Meter Schmetterling und über 50 Meter Rücken indes schon lange in der Tasche.

Obwohl er sich im Sommer einer Zehoperation unterzog und sieben Wochen lang eingeschränkt trainiert hat, ist der Langenhorner so schnell wie nie - sehr zur eigenen Überraschung. "So richtig verstehe ich das auch nicht. Ich habe viel für den Oberkörper getan, aber ob ich deswegen so gut bin, weiß ich nicht", sagt der Sprintspezialist.

Sein Trainer sieht für Marc Ahrens ein großes Entwicklungspotenzial

Trainer Christian Oehring fügt hinzu: "Marc kann sich noch verbessern. Er hat viel Potenzial." Dieses auszuschöpfen und dann bei den Titelkämpfen anzugreifen, ist das Ziel. Dabei muss Marc Ahrens allerdings mit einer Doppelbelastung fertig werden, denn vor drei Wochen begann sein Medizinstudium am Universitätsklinikum Eppendorf.

Nach dem Abitur (Note 1,6) am Gymnasium Heidberg leistete Marc Ahrens seinen Zivildienst auf der Intensivstation des Heidberg-Krankenhauses. "Da habe ich alles erlebt, von der Genesung bis zum Exitus." Die Erfahrung bestärkte ihn darin, das sechsjährige Studium anzugehen. Auf dem Stundenplan stehen zurzeit Biologie, Chemie, Anatomie, Terminologie, Soziologie und die Berufsfelderkundung. Auch den obligatorischen weißen Kittel und Präparationswerkzeug muss sich Ahrens besorgen, bald stehen Versuche an organischem Gewebe an. Das alles ist Ahrens bewusst, er freut sich auf die neuen Aufgaben: "Ich möchte Gutes tun und Menschen helfen, nicht irgendwo im Büro rumsitzen. Welche Fachrichtung ich einschlage, weiß ich aber noch nicht"

Seine vielen Trainingseinheiten stimmt Ahrens auf den Studienplan ab

Nun muss der angehende Mediziner erst einmal Sport und Ausbildung unter einen Hut bringen. "Wenn es mein Stundenplan erlaubt, trainiere ich zu unseren Zeiten in der Leistungsgruppe im Arriba. Manchmal gehe ich außerdem vor der Uni ins Elixia in Langenhorn." Nach der "Frühschicht" im Langenhorner Wellnessklub geht es weiter per U-Bahn nach Eppendorf.

Parallel zu den nationalen Titelkämpfen in Wuppertal finden auch die Kurzbahnmeisterschaften der Senioren statt. Während sich Marc Ahrens für die Teilname an den Wettbewerben der offenen Klasse entschieden hat, reisen die übrigen Senioren der SG Wasserratten nach Berlin.

In Hamburg wurde die Mannschaft mit Marc Ahrens, Sönke Stoffers, Nils Rix, Sabine Molkenthin, Philipp Eggert, Jette Reinke, Stefanie Schumburg, Anja Valainis, Nicole Reymann, Sebastian Jennrich, Daniel Pühl, Christine Baasch, Gisela Schwarz und Inge Wischmann Siebter von 23 Teams. 13 933 Punkte waren im Vergleich zu 2010 eine Verbesserung um 789 Zähler.