Nach sieben Jahren in verschiedenen Fußballteams spielen Raphael und Mario Krause nun beide beim Landesligist Hamburger SV III.

Norderstedt. Allerorts in deutschen Landen wird dieser Tage die Wiedervereinigung der Nation gefeiert. 45 Jahre lang war Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg geteilt. Vor 21 Jahren wurde dann wieder zusammengefügt, was zusammen gehört.

Ein ähnliches Ereignis, wenn auch nicht ganz so staatstragend, zelebrierten die Brüder Raphael und Mario Krause. Die eineiigen Zwillinge hatten ihre komplette Jugendzeit immer gemeinsam im selben Fußballteam verbracht. Vor sieben Jahren trennten sich die sportlichen Wege der beiden hochgewachsenen Abwehrspieler. Seit dieser Spielzeit kicken sie nun wieder gemeinsam für das Landesliga-Team des Hamburger SV. Und nicht nur das; als Innenverteidiger bekleiden die beiden 1,94 Meter großen Kicker auch die gleiche Position und agieren unmittelbar nebeneinander auf dem Platz.

Mannschaftskapitän Raphael trug das Trikot mit der Raute auf der Brust bis auf ein kurzes Intermezzo in der Jugendabteilung des 1. SC Norderstedt über seine komplette Karriere hinweg. Der zwei Minuten jüngere Mario wechselte nach dem Landesliga-Aufstieg der dritten HSV-Mannschaft zum SV Friedrichsgabe, ging später zu Bezirksligist TuRa Harksheide. "Die Aussichten auf einen Stammplatz beim HSV waren damals nicht so gut, daher erschien mir der Wechsel sinnvoll", begründet Mario Krause diese Entscheidung.

Als sich gegen Ende der vergangenen Spielzeit umfangreiche personelle Veränderungen bei den Rothosen abzeichneten, war Mario leicht von Bruder Raphael und Coach Hans-Jürgen Meyer davon zu überzeugen, an die Ulzburger Straße zurückzukehren.

Doch nicht nur auf dem Fußballplatz agieren die Sportler eng zusammen. Auch im Privatleben weist das harmonische Brüderpaar deutliche Parallelen auf. Beide bewohnen dasselbe Haus im Hamburger Stadtteil Niendorf, beide arbeiten bei der Sparkasse Holstein. "Beides war eher Zufall. Die Wohnungen haben wir über die Genossenschaft bekommen. Die Ausbildung bei der Sparkasse habe ich nach der mittleren Reife begonnen. Als ein Jahr später ein weiterer Ausbildungsplatz angeboten wurde, hat Raphael sich beworben", erzählt Mario.

Und auch in ihren Hobbys unterscheiden sich die gebürtigen Norderstedter nur wenig. "Wir haben alle möglichen Ballsportarten wie Handball und Basketball ausprobiert. Fußball war aber unser Ding", so Raphael Krause. Zur Erholung steht inzwischen eher ein Tennismatch auf dem Programm - natürlich gemeinsam.

Der Versuch von Lehrern und Eltern, die beiden durch den Besuch verschiedener Gymnasien auf eigenständige Lebenswege zu bringen, funktionierte nur bedingt. "Wir haben dann trotzdem immer noch alles mögliche gemeinsam gemacht", so Raphael.

In der Schule verzichten die Zwillinge auf die üblichen Verwechslungsspiele

Auf die unter eineiigen Zwillingen so beliebten Vertausch-Spielchen haben die Krauses fast komplett verzichtet. "Das hätte auch nichts gebracht, wir waren in der Schule beide gleich schlecht", sagt Raphael lachend.

Und was sagen die beiden gegenseitig über ihre fußballerischen Stärken? "Er ist bärenstark", klingt es unisono von beiden. Während abseits des Fußballplatzes eine gewisse Gleichberechtigung herrscht, hat der erstgeborene Raphael auf dem Rasen allerdings das Sagen. "Er ist der Spielführer und ich bin neu im Team. Das ist absolut in Ordnung", so Mario.

Mit 33 Jahren sind die Brüder die erfahrensten Kicker in der stark verjüngten Elf und übernehmen so nicht nur fußballerisch eine gewisse Verantwortung. Über den weiteren Verlauf ihrer Karriere denken die inbrünstigen Fans von Bundesliga-Dino Hamburger SV nur noch von Jahr zu Jahr nach. "Wir wollen weiter zusammen spielen. Irgendwann wechseln wir dann halt gemeinsam in ein Altherren-Team", lautet die Ankündigung von Raphael Krause.