Der ehemalige HSV-Profi Tobias Homp beendet mit 47 Jahren seine Karriere mit einem Abschiedsspiel gegen alte Weggefährten

Henstedt-Ulzburg. So hatte sich Tobias Homp seinen großen Tag in dem Moment nicht vorgestellt. Nach einer "Attacke" seines ehemaligen Torhüters Daniel Jeschke lag der 47 Jahre alte Fußballer bei seinem Abschiedsspiel auf dem Rasen des Beckersbergstadions in Henstedt-Ulzburg. Der Betreuer wurde herbei gewunken. Als Homp kurze Zeit später aber in die Augen seines aus HSV-Zeiten wohlbekannten Physiotherapeuten Hermann Rieger blickte, wusste er, dass auch das zu den Überraschungen dieses Tages gehörte.

Denn auf der offiziellen Gästeliste hatte der Kult-Masseur des Hamburger SV nicht gestanden. Genauso unerwartet, wie der Auftritt seines alten Weggefährten, war Homps eigener Abgang, den ihm vier seiner ehemaligen Trainer bereiteten: Auf einer Sänfte trugen sie Homp - vorbei an den rund 250 Zuschauern - vom Spielfeld.

Das Stelldichein von aktuellen Mannschaftskameraden vom SV Henstedt-Ulzburg, sowie weiteren Weggefährten aus seiner aktiven Zeit und einer Auswahl von ehemaligen HSV-Kickern bildete den würdigen Abschied eines großen Fußballers nach einer langen Karriere.

1985 schafft Tobias Homp den Sprung aus der fünften Klasse in die Bundesliga

1985 hatte der damals 22-Jährige Homp den Sprung vom fünftklassigen Kilia Kiel zum Bundesligisten HSV gewagt. "Ich hatte damals Glück, dass ein Linksfuß gesucht wurde. Allerdings war der Belastungsunterschied zwischen der fünften und der ersten Liga gewaltig", erzählt Homp.

Der fußballerische Mehraufwand sollte sich für den ehrgeizigen Kicker lohnen. Zwei Jahre gehörte Tobias Homp zum Stammkader der Rothosen und war somit auch Mitglied der Mannschaft, die 1987 mit dem DFB-Pokalsieg den bislang letzten bedeutenden Titelgewinn des Hamburger SV feierte.

"Für mich persönlich war das gar nicht die Sternstunde meiner Karriere, denn ich habe nicht wirklich gut gespielt", bekennt Homp heute. Viel lieber erinnert sich der zweifache Familienvater an das Gastspiel bei Borussia Mönchengladbach am ersten Spieltag jener Saison. In die Statistik dieser Begegnung trug sich Homp als zweifacher Torschütze ein und war sogar einen Spieltag lang ganz vorne in der Torschützenliste.

Als eine besondere Erfahrung bezeichnet Homp die Bekanntschaft von HSV-Coach Ernst Happel. "Er brauchte keine großen Worte. Seine Blicke strahlten so viel Selbstvertrauen aus", erinnert sich Homp an den großen Schweiger aus Österreich.

Aber neben den Sonnenseiten des Profigeschäfts lernte Tobias Homp auch die Schattenseiten kennen. Nach einem Wadenbeinbruch in der Vorbereitung der Saison 1987/88 fiel der Verteidiger in ein Leistungsloch und kam nur noch sporadisch zum Einsatz.

Jedoch kämpfte sich Homp aus dem Tief wieder heraus und präsentierte sich im darauffolgenden Jahr wieder topfit. "Ich dachte eigentlich, dass ich damit wieder im Kader stehe würde. Jedoch plante Trainer Willi Reimann nicht mehr mit mir."

Es folgte der Wechsel zum Aufsteiger FC Homburg. Für Homp die Möglichkeit, weiterhin in der Bundesliga zu kicken. Doch folgte schon nach einem Jahr der Abstieg in die Zweitklassigkeit. "Das Umfeld in Homburg konnte man gar nicht mit dem in Hamburg vergleichen. Dort ging es doch wesentlich beschaulicher zu als in der Hansestadt."

Nach sechs Jahren im Saarland kehrte Homp noch einmal zum HSV zurück, machte im Rahmen seines Engagements bei den Amateuren seine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann und bestritt noch einige Bundesliga-Partien unter Trainer Felix Magath. Gegen den hätte der passionierte Schachspieler gerne einmal die Rochade versucht. "Doch Felix wollte sich über das Zusehen hinaus nicht herausfordern lassen."

Nach 114 Spielen in der ersten Liga (drei Tore) und 156 Zweitligapartien (sieben Tore) wechselte Tobias Homp 1999 zum damaligen SV Henstedt-Rhen (heute SV Henstedt-Ulzburg), dem er bis zu seinem Karriereende treu blieb. "Damals befand sich das Team noch im Aufbau. Den Höhepunkt dieser Zeit bildeten die beiden Jahre in der Oberliga, die für unsere jüngeren Spieler eine Riesenerfahrung waren", so Homp.

Dem fiel es zu dieser Zeit schon schwerer, das Niveau und den Trainingsumfang für die vierthöchste deutsche Spielklasse zu halten. Seine trotzdem noch beeindruckende Fitness begründet Homp damit, von weiteren großen Verletzungen im Laufe seiner Karriere verschont geblieben zu sein.

Mit 47 Jahren hat sich Tobias Homp nun aber entschieden, die Buffer an den Nagel zu hängen. Die Persönlichkeit Homp wird nicht nur fußballerisch eine große Lücke ins Mittelfeld des SVHU reißen. "Um so einen wie Tobi zu ersetzen, braucht es mehr als nur einen Spieler", sagt SVHU-Coach Jens Martens, dem es eine Herzensangelegenheit war, das Abschiedsspiel für seinen Vorzeigespieler zu organisieren.

Und auch Tobias Homp selbst sieht charakterlichen Nachholbedarf in der neuen Spielergeneration: "Heute wird zu wenig geredet auf dem Platz. Ein richtiges Wort an der richtigen Stelle kann ein ganzes Spiel entscheiden, wenn zum Beispiel ein Stürmer frei aufs Tor zuläuft und er signalisiert bekommt, dass er sich Zeit lassen kann und dann nicht überhastet abschließt."

Mit seinem Fachwissen bleibt Tobias Homp dem SVHU jedoch erhalten. In der anstehenden Spielzeit wird der Linksfuß die Henstedt-Ulzburger A-Jugend trainieren, die frisch in die Schleswig-Holstein-Liga aufgestiegen ist. Der Inhaber der Trainer B-Lizenz will nach einem Jahr entscheiden, ob er sein Engagement verlängert und den Lehrgang zum A-Lizenz-Trainer absolviert.