Die frühere Schmalfelder Bundesliga-Spielerin Britta Carlson war für das Fußball-Großereignis in Deutschland auf Achse

Norderstedt. Als Britta Carlson 2008 antrat, gab es zunächst nur einen Traum. Eine Weltmeisterschaft im Frauenfußball, die den Sport in den Mittelpunkt des Interesses trägt, war das ferne Ziel. Als Botschafterin für Norddeutschland - persönlich engagiert von Steffi Jones, Chefin des Organisationskomitees - galt es, den Menschen auf zahllosen öffentlichen Veranstaltungen das Großereignis nahe zu bringen und die Vorfreude zu wecken.

Heute ist es Britta Carlson anzumerken, dass sie ihre Mission als geglückt empfindet. "Ich mache es seit drei Jahren. Erst wusste keiner, dass eine WM stattfindet. Jetzt ist es allgegenwärtig - das ist ein Riesenunterschied!"

Britta Carlson erwartet Frauen-Turnier mit anderem Charakter als 2006

Die 33-Jährige kam quasi eine Spielergeneration zu früh, um all dies auf dem Rasen zu erleben. Zwar hat sie selbst 31 Länderspiele in der Vita, als Krönung in England den Europameistertitel 2005 gewonnen und im Verein bei Turbine Potsdam national sowie international Titel gesammelt. Doch die ausführliche Medienberichterstattung und die Werbeauftritte genießt erst die heutige Auswahl von Bundestrainerin Silvia Neid.

Im Hintergrund hat Britta Carlson, die ihre aktive Karriere 2008 beim VfL Wolfsburg beendete, unermüdlich daran mitgewirkt, damit die Entwicklung an diesem Punkt ankommt. Nur das dieser Tage regelmäßig recycelte Wort "Sommermärchen" hört sie nicht gerne. "Das ist nicht vergleichbar mit der Herren-WM 2006 - es sind zwei komplett verschiedene Welten. Es ist vielleicht ähnlich wie die Handball-WM."

Dort stieg die Euphorie bundesweit sukzessive mit den Erfolgen der deutschen Mannschaft. Ähnliches setzt Carlson auch für das am kommenden Sonntag beginnende Turnier voraus. "Es ist wichtig, dass sie möglichst weit kommen", sagt sie und hofft ferner auf langfristige Auswirkungen.

"Es geht auch um Nachhaltigkeit. Jedes Mädchen soll Fußball spielen können, ohne dass es belächelt wird. Das war zu meiner Zeit noch anders."

Ein kritischer Blick zeichnet Britta Carlson seit jeher aus. Dass ihr ehemaliger Verein, der Hamburger SV, im Frühjahr sein Meisterteam aus der zweiten Liga abmeldete und somit wenig Zuversicht in das Wachstumspotenzial des Frauenfußballs signalisierte, kann sie nicht im Geringsten verstehen und hält ihre deutliche Meinung nicht zurück.

"Das ist eine lächerliche Sache, man hätte ganz andere Möglichkeiten gehabt. Aber beim HSV wusste ich seit Jahren, dass wir nur geduldet werden. Ich hatte nie das Gefühl, dass der Verein es gerne macht. Und mit dem Ende von Katja Kraus als Vorstand war auch die schützende Hand weg."

Es liegt ihr am Herzen, dass die Strukturen stetig verbessert werden. In Wolfsburg arbeitete Carlson nach dem Ende ihrer Laufbahn bis Mai diesen Jahres nicht nur als Assistenz-Trainerin der Bundesliga-Mannschaft, sondern auch in der Geschäftsstelle des VfL im Bereich Medien und Kommunikation. Ihr aktuelles Fernstudium in Sportökonomie passt in diesen Kontext. Seit kurzem sitzt die Bad Bramstedterin zudem in Hennef auf der Schulbank bei der Ausbildung zur Fußball-Lehrerin.

Britta Carlson lässt sich parallel zur WM als Fußball-Lehrerin ausbilden

Etwas zivilen Ungehorsam wird sich Britta Carlson allerdings erlauben, denn das Live-Erlebnis Weltmeisterschaft ist Pflicht. "Dann muss ich ein-, zweimal schwänzen in Hennef. Eigentlich wollte ich sogar in jeder Stadt Spiele sehen." Nun stehen wenigstens Trips nach Berlin, Frankfurt, Mönchengladbach, Dresden und natürlich Wolfsburg auf dem Programm.

Aber auch außerhalb der insgesamt neun WM-Arenen ist sie von einem großen öffentlichen Interesse fest überzeugt. "Das Bewusstsein ist da, es werden viele Public Viewings angeboten. Und auch die Wohnzimmer werden sicher voll sein - viele werden von der familiären Art der WM angesprochen."