Festprogramm bis zum Sonntag. Am Freitag kommt Lotto King Karl nach Sievershütten

Das Jahr 1910: Der Norweger Roald Amundsen und der Engländer Robert Falcon Scott bereiten sich auf ihr Wettrennen zum Südpol vor. In China wird die Sklaverei offiziell abgeschafft, in New York die Manhattan-Brücke über den East River fertiggestellt, Italien beschließt die Schaffung einer Luftschiff-Flotte. Wilhelm II. ist seit 22 Jahren Kaiser - und in seinem Deutschen Reich treiben immer mehr Menschen Sport im Verein.

Die Arbeitsbedingungen verändern sich aufgrund des technischen Fortschritts, es gibt erstmals einen Hauch von Freizeit. Sport, bisher allenfalls ein Vergnügen für Adlige, wird nun auch für das Bürgertum und die Arbeiterschicht interessant.

Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts schwappt eine Art Fitnesswelle aus den Städten in die größeren Dörfer und in die ländlichen Bereiche, unter anderem auch nach Stuvenborn, Sievershütten und Hüttblek. Zu diesem Zeitpunkt gibt es im heutigen Gebiet des Kreises Segeberg bereits den Männerturnverein Segeberg von 1860, die Bramstedter Turnerschaft von 1861, die Kaltenkirchener Turnerschaft von 1894 und den Männerturnverein Henstedt von 1902.

Vorturner verbreiten in den Dörfern nach dem Schneeballprinzip die Ideen des Friedrich Ludwig Jahn und präsentieren dem staunenden Publikum außerdem atemberaubende Übungen. Ihr Wahlspruch lautet: "Frisch, fromm, fröhlich, frei". Aus dieser Saat gehen zunächst der Deutsch-Völkische Turnverein Stuvenborn und nur zwei Jahre später die Turnerschaft Sievershütten von 1912 hervor - die beiden Urahnen des TuS Stuvenborn-Sievershütten, der in dieser Woche sein 100- jähriges Bestehen feiert.

Das so genannte Gründungsfoto, aufgenommen vor einem im Hinterhof der Gastwirtschaft aufgebauten Reck, ist gewissermaßen die Geburtsurkunde des DVT Stuvenborn. Die inzwischen ein wenig vergilbte Aufnahme vermittelt einen Eindruck davon, wie streng und straff organisiert es während der Kaiserzeit in einem Sportverein zugeht. Aufgestellt in Reih und Glied, sorgfältig ausgerichtet mit vor der Brust verschränkten Armen, einheitlicher Kleidung bis hin zur Gürtelschnalle, blickt die 21 Mann starke Turnerriege selbstbewusst in die Kamera. Ein bisschen Preußen ist damals überall - auch in der Provinz. Nur der Vorsitzende Johannes Mohr fällt in seinem Sonntagsanzug komplett aus dem Rahmen.

Sportart Nummer eins ist nicht etwa Fußball, sondern das Turnen, zu dem auch die Leicht- und Schwerathletik gehören. Das erklärt die vor der Gruppe abgelegte Langhantel und die beiden Kugelgewichte.

"Zur Kaiserzeit herrschte in den Vereinen eine fast schon militärische Disziplin", sagt Ernst Steenbuck, "da gab es ganz rigorose Regeln. Wer beispielsweise das Turnerkreuz nicht auf der Kleidung hatte, der durfte auch nicht mitmachen."

Der 75 Jahre alte Sievershüttener Dorfchronist hat in einem dicken Album alles Wissenswerte rund um den TuS StuSie gesammelt. Historische Fotos und Farbaufnahmen, Zeitungsartikel und Statistiken dokumentieren die bewegte Historie des Klubs. Steenbuck, neben Willi Dahmke, Helmut Dreyer und Hans Gerth eines von vier Ehrenmitgliedern, hat die Geschichte "seines" Vereins maßgeblich mitgeprägt. Von 1981 bis 1991 als Vorsitzender, aber auch als Kassenwart, als Übungsleiter und als aktiver Sportler.

Ehefrau Elke leistete sogar Pionierarbeit: 1968 leitete sie die erste Mutter-Kind-Turngruppe im Kreis Segeberg. "Damals", erinnert sie sich, "kamen sogar Mütter aus Itzstedt und Sülfeld zu uns. Unsere Halle war so voll, dass wir auf die Bremse treten mussten."

2010 sind im TuS StuSie fast 700 Sportler organisiert. Der Klub besteht inzwischen aus sieben Sparten: Fußball, Turnen und Gymnastik, Tennis, Tischtennis, Handball, Badminton und Funrobic. Das große Manko: Es gibt in Stuvenborn, Sievershütten und Hüttblek nach wie vor keine Sporthalle, in der die Mannschaftssportarten Handball, Volleyball und Basketball ausgeübt werden können. Um dieses Handicap auszugleichen, hat die 1999 gegründete Handballsparte 2005 eine Spielgemeinschaft mit dem TuS Hartenholm gebildet.

Eine Besserung der Situation ist vorerst nicht in Sicht: Der im März 2000 gegründete Verein "Halle für alle" hat bisher zwar etwa 70 000 Euro erwirtschaftet. Angesichts der erforderlichen Investitionskosten von etwa einer Million Euro für einen Neubau hilft diese Summe indes kaum weiter. Das Projekt kann erst dann realisiert werden, wenn Land, Kreis und Gemeinde die erforderlichen Zuschüsse beisteuern.

Ungeachtet dieses Problems wird fünf Tage lang ausgiebig gefeiert. Höhepunkte der Aktivitäten: Das Konzert des kultigen Rock-Duos Lotto King Karl und Carsten Pape am Freitag um 22 Uhr. Bisher sind 780 Tickets verkauft, es gibt aber noch Karten zum Preis von 14 Euro an der Abendkasse.

Am Sonntag um 14.30 Uhr trifft ein Ü-32-Team des TuS Stusie unter dem Motto "Spielend helfen" auf die Nord-Ostsee-Auswahl, in der auch Ex-HSV-Trainer Frank Pagelsdorf auflaufen soll. Die Einnahmen der Partie kommen dem Mukoviszidose e.V. zugute.