Steven Lindener wird Deutscher Futsal-Meister und feiert mit Oberligist Eintracht Norderstedt ein 5:2 gegen den FC Bergedorf 85.

Norderstedt. Das größte Erlebnis in der noch jungen Fußballer-Laufbahn von Steven Lindener lag gerade einmal einen halben Tag zurück. Es wäre verständlich gewesen, hätte der Linksverteidiger von Eintracht Norderstedt mit Verweis auf mangelnde körperliche sowie mentale Frische um eine Pause gebeten. Doch der 20-Jährige wollte weiterspielen.

"Der Tabellenführer kommt mir gerade recht", dieses Gefühl vermittelte er seinem Trainer Matthias Dieterich wenige Stunden vor dem Duell mit dem FC Bergedorf 85 am 29. Spieltag der Oberliga Hamburg. Und so leistete Lindener seinen Anteil daran, dass die Garstedter ihrerseits zumindest durch den 5:2 (2:0)-Heimerfolg ihr fraglos positivstes Erlebnis im bisher so turbulenten Jahr 2012 feiern durften.

Steven Lindener beackerte dabei 90 Minuten lang die Außenbahn wie eh und je. Dies tat er allerdings hochdekoriert. Nur selten - wenn überhaupt - bekommen Amateure die Chance auf etwas Ruhm. Für den Norderstedter war dieser Moment am Abend zuvor in der Lübecker Hansehalle um exakt 20.07 Uhr gekommen. Deutscher Futsal-Meister 2012 - diesen Titel kann er sich mit Stolz ans Revers heften.

Lindener gehört zum Team der Hamburg Panthers, einer vom Ex-Garstedter Onur Ulusoy angeführten Truppe technisch versierter Oberliga-Fußballer, die binnen eines Jahres nach ihrer Gründung 2011 die in Großstädten sehr angesagte Hallenvariante des Ballsports erobert hat. Der 4:2-Triumph gegen die gleichnamigen Panthers aus Köln war nicht zuletzt auch dank Steven Lindener möglich geworden.

Es stand bereits 0:2, als er mit seinem Tor die Wende einleitete. Er ist dankbar, dass er dabei sein durfte. Denn lange Zeit stand es in der Schwebe, ob die Eintracht ihrem Stammspieler die Teilnahme erlauben würde - Stichwort Verletzungsrisiko. Doch Matthias Dieterich setzte sich beim Vorstand für seinen Schützling ein. "Das finde ich super, dass er mich beim Futsal so sehr unterstützt hat", sagte Lindener.

Nun wird der Weg die verschworene Mannschaft über die Grenzen Deutschlands hinausführen. Der deutsche Champion qualifiziert sich für den UEFA-Cup, es winken unvergessliche Auswärtstouren nach Südeuropa, wo der Futsal einen komplett anderen Stellenwert hat als hierzulande. Lindener und seine Kollegen repräsentieren dann auch den Hamburger Fußball. Und er selbst natürlich automatisch Eintracht Norderstedt.

Denn seinen Klub hatte der Spieler nicht vergessen inmitten der Euphorie. Um Mitternacht war er bereits wieder daheim, und morgens bereitete er sich wie in jeder Woche konzentriert auf die Oberliga vor. "Wir hatten hier schließlich ein wichtiges Spiel. Das gehört sich so, dass ich das professionell angehe."

Dies lässt sich problemlos auf die gesamte Mannschaft übertragen. Denn Eintracht Norderstedt spielte wie von Coach Dieterich angekündigt mit viel Mut und Leidenschaft gegen den favorisierten Titelkandidaten. Die so oft bemängelte Effizienz war endlich einmal die Trumpfkarte der Gastgeber. Bergedorf ließ seinerseits den Ball zwar oft zirkulieren, manchmal wirkte es indes übertrieben, wenn sich manch ein Akteur an seiner eigenen technischen Fertigkeit ergötzte.

Norderstedt konnte dies egal sein. Schon zur Halbzeit hatte Linus Meyer mit zwei Treffern - seinen ersten in diesem Jahr - ein 2:0 vorgelegt. "Bergedorf 85 hat aber so viel individuelle Klasse, dass man es nie 90 Minuten lang ausschalten kann", so Dieterich. Und tatsächlich stand es nach einem Doppelschlag (67./69.) plötzlich 2:2. Was folgte, war eine kollektive Trotzreaktion. Von außen trieb der Trainer natürlich an, doch er lobte bewusst den Impuls, der in der Schlussphase aus dem Team kam. "Ich sehe mich als Teil der Mannschaft und muss es vorleben. Aber es gibt bei uns entscheidende Leute, die einen Führungsanspruch haben und diesen heute auch mustergültig umgesetzt haben."

Zu den Wortführern gehört Marco Schultz zwar noch nicht, aber dafür erlebte der ehemalige Oldenburger sein eigenes Märchen. Die monatelange Leidenszeit nach einer karrieregefährdenden Sprunggelenkverletzung ist vorbei - dies signalisierten seine ersten beiden Oberliga-Tore mit einem dicken Ausrufezeichen. Ob Schultz, Lindener oder die Eintracht - an diesem Wochenende gab es eben nichts auszusetzen.

Tore: 1:0, 2:0 Meyer (8./44.), 2:1 Sobczyk (67.), 2:2 Kunath (69.), 3:2 Schultz (73.), 4:2 Jurkschat (79.), 5:2 Schultz (86.). Eintracht Norderstedt: Kindler - Siedschlag (13. Schuhmann), Hengelbrock, Ribeau, Lindener - Browarczyk, Koch - Ljubisavljevic (59. Schultz), Meyer, Kummerfeld (59. Ulaga) - Jurkschat.