Lara Schlüter lässt sich für die Drittliga-Handballerinnen der HF Henstedt-Ulzburg/Kisdorf auch durch häufige Verletzungen nicht aus der Bahn werfen.

Henstedt-Ulzburg. Abstiegskampf ist nie ein Vergnügen. Doch mit Spielerinnen wie Lara Schlüter verliert er seinen Schrecken. Die Rückraumschützin der Handballfrauen Henstedt-Ulzburg/Kisdorf hat in dieser Saison in 21 Partien 94 Treffer erzielt - Platz zwei in der teaminternen Torschützenliste hinter Tina Pejic (153/22). Noch viel wichtiger sind indes die Disziplin, der Biss und die Wettkampfhärte, die Schlüter im Training und in den Drittliga-Begegnungen ihres Teams vorlebt. Sie gibt stets alles - ob sie nun hundertprozentig fit ist oder nicht.

In bester körperlicher Verfassung war die Studentin der Wirtschaftspsychologie in dieser Saison leider nur selten. Hartnäckige Rücken- und Schulterbeschwerden machten Lara Schlüter in den vergangenen Monaten immer wieder zu schaffen; doch sie biss die Zähne zusammen und opferte sich für die Mannschaft auf. Nur zu gern wäre sie regelmäßig dabei gewesen, wenn ihre Teamkolleginnen im Training mit dem Ball arbeiteten, Angriffszüge automatisierten und das Deckungsverhalten übten. Stattdessen riss sie Extraschichten im Fitness-Studio des Fachbereichs Sportwissenschaft der Universität Hamburg ab, um die lädierte Muskulatur zu stärken.

Doch wenn es an den Wochenenden um Punkte geht, macht Lara Schlüter keine Kompromisse. Dann steht sie - notfalls auch mit Schmerzen - auf dem Parkett. Ihr Coach Sönke Radetzky weiß diese Einstellung zu schätzen: "Ich bin jedes Mal froh, dass sie für uns und nicht gegen uns spielt."

Die Begeisterung für den Handball hat die 22-Jährige von ihren Eltern in die Wiege gelegt bekommen. Mutter Doris war für den TSV Nord Harrislee in der 2. Bundesliga aktiv, Vater Joachim ging für IF Stjernen Flensborg ebenfalls überregional auf Torejagd. Und da Oma Uschi und Opa Peter direkt gegenüber der Sporthalle in Jarplund wohnten, war der sportliche Werdegang vorgezeichnet.

Im Jahr 1993 beginnt Lara Schlüter in Jarplund ihre Handballkarriere

1993 unternahm Lara Schlüter bei der SG Oeversee/Jarplund-Weding ihre ersten Spielversuche - dem Verein, dem sie bis zum Wechsel zu den HF Henstedt-Ulzburg/Kisdorf im Sommer 2011 immer treu geblieben ist. Die größten Erfolge mit ihrem Heimatklub: Deutscher A-Jugend-Meister (2009) und Nordostdeutscher B-Jugend-Meister (2007). Mit 15 Jahren gehörte sie zum erweiterten B-Jugend-Kader des Deutschen Handball-Bundes und absolvierte beim Eulencup in Tarp ihr erstes und einziges Länderspiel. "Zwar nur ein inoffizielles, aber vor dem Match wurde trotzdem die Nationalhymne gespielt", erinnert sie sich.

Doch so schön dieses Erlebnis auch war: Lara Schlüter entschied sich gegen den Spitzensport. "Handball bedeutet mir viel, aber nicht alles", sagt sie, "um weiter für den DHB interessant zu sein, hätte ich auf ein Internat nach Leipzig oder Magdeburg wechseln und siebenmal pro Woche trainieren müssen. Das wollte ich nicht, das ganze Prozedere war mir zu unpersönlich und mit zu viel Druck verbunden." Aus ähnlichen Gründen lehnte sie nach dem Abitur 2009 auch ein Angebot von Zweitliga-Verein TSV Nord Harrislee ab: "Das hat einfach nicht gepasst."

Jens Molkow holt die 1,86 Meter große Rechtshänderin nach Henstedt-Ulzburg

Wohl aber die Anfrage des damaligen HFHUK-Trainers Jens Molkow, der die 1,86 Meter große Rechtshänderin unbedingt nach Henstedt-Ulzburg holen wollte. Den Ausschlag zum Vereinswechsel gaben letztendlich die positiven Eindrücke bei den Probe-Übungseinheiten. "Ich muss mich wohl fühlen, sonst geht gar nichts", sagt Laura Schlüter, "doch die Mannschaft hat mich sofort gut aufgenommen. Außerdem kannte ich Sabrina Wrage, Ann-Kathrin Skubich, Laura Neu und Mirlinda Hani schon aus dem Jugendbereich, da hat die Chemie auf Anhieb gestimmt."

Ob Schlüter auch in der kommenden Saison in Henstedt-Ulzburg Handball spielen wird, ist noch nicht entschieden. "Ich muss noch mit den Vereinsverantwortlichen sprechen, würde aber gern bleiben, wenn die Rahmenbedingungen stimmen."

Doch zunächst einmal gilt ihre Konzentration der Drittliga-Heimpartie der HFHUK (9./18:28 Punkte) gegen den Tabellenzehnten VfL Bad Schwartau (17:27), die am Sonntag um 16 Uhr in der Halle des Schulzentrums Maurepasstraße angepfiffen wird. Mit einem Sieg könnten die Gastgeberinnen die letzten theoretischen Zweifel am Klassenerhalt zerstreuen. "Ich gehe davon aus, dass wir eine gute Leistung zeigen. Alle sind heiß, wir wollen das Schleswig-Holstein-Liga-Derby unbedingt gewinnen", sagt Lara Schlüter, die wie so oft in dieser Saison gehandicapt ins Match geht, sich davon aber wie üblich nicht beeindrucken lässt: "Ich habe mir eine dicke Erkältung eingefangen, doch es wird schon gehen..."