Eintracht Norderstedt meldet seine erste Fußballmannschaft nicht für die Regionalliga Nord, hält sich für die Zukunft aber alle Optionen offen

Norderstedt. Aus kaufmännischer Sicht ist Eintracht Norderstedt fit für die Fußball-Regionalliga Nord. Doch unter sportlichen Gesichtspunkten genügt die Mannschaft im Frühjahr 2012 noch nicht höheren Ansprüchen. Aus diesem Grund haben Vorstand und Aufsichtsrat des Vereins beschlossen, das Fristende am 31. März verstreichen zu lassen und nicht für die vierthöchste deutsche Spielklasse zu melden.

"Wir haben aus den letzten sechs Spielen nur fünf Punkte geholt", sagte Präsident Reenald Koch und brachte damit die Problematik auf den Punkt. Denn hätte die Tabellenführung nach der Winterpause weiterhin Bestand gehabt, wäre eine Meldung erfolgt. Nun tragen die Verantwortlichen jedoch der veränderten Konstellation Rechnung.

"Zum einen treffen wir die Entscheidung aufgrund der derzeitigen Situation. Die Mannschaft besitzt mit ihrem Durchschnittsalter von 22,72 Jahren noch nicht die Reife, um in der Regionalliga bestehen zu können", so Koch. "Und zweitens werden der SC Victoria und Bergedorf 85 melden. Der Rückstand auf diese beiden Klubs ist in der Tabelle so immens, dass wir uns keine Illusionen machen müssen."

Victoria ist fünf Punkte entfernt und hat noch eine Nachholpartie in der Hinterhand, Spitzenreiter Bergedorf hat sieben Zähler Vorsprung. Auf das hypothetische Szenario, mit einer Siegesserie das Defizit doch noch aufholen zu können, möchten sich die Eintracht-Verantwortlichen nicht einlassen.

Die wirtschaftlichen sowie infrastrukturellen Voraussetzungen für die Regionalliga Nord hätten die Garstedter allerdings problemlos erfüllen können. Die Hoffnung geht nun also dahin, dass die Mannschaft in der Saison 2012/2013 konstant Leistungen auf hohem Niveau abrufen kann. Dann wäre die Diskussion über die sportliche Tauglichkeit für die 4. Liga hinfällig.

"Wir können uns ja nicht nur aufgrund der technisch-organisatorischen Voraussetzungen und weil wir ein schönes Stadion haben in die Verlosung bringen", sagte Reenald Koch. "Aber wir haben nach wie vor Ambitionen, in der Regionalliga Nord zu spielen. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben."

Die Eintracht-Mannschaft wäre im Falle eines Aufstiegs um mehrere Akteure mit höherklassiger Erfahrung verstärkt worden. Jetzt stehen eher noch sinnvolle Ergänzungen des bestehenden Kaders im Raum. Manager Jörg Franke wird somit "Plan B" initiieren. Unwahrscheinlich ist mittlerweile, dass Stefan Siedschlag dabei eine Rolle spielen wird. Die Position des Routiniers soll von jüngeren Akteuren übernommen werden. Steven Lindener will die Eintracht hingegen unbedingt halten, doch das Defensivtalent hat trotz guter Gespräche noch keinen neuen Kontrakt unterzeichnet.

Mit Andreas Prohn als Trainer wird es in der kommenden Serie einen neuen Anlauf geben. Hinsichtlich der Absage an den Aufstieg sagte der Coach, dessen Vertrag bis Sommer 2013 läuft: "Wir müssen selbstkritisch sein und sagen: Es hat nicht gereicht."

Im Nachhinein sei die erste Oberliga-Tabellenführung in der Vereinsgeschichte eventuell ein Knackpunkt gewesen. "Vielleicht war es für die Köpfe nicht optimal, dass wir in der Winterpause zwölf Wochen lang Spitzenreiter waren. Das könnte den einen oder anderen gehemmt haben. Wir haben schlechte Spiele gemacht und unsere Leistungen aus der Hinrunde nicht mehr gebracht."

Prohn geht nicht davon aus, dass die strategische Entscheidung Auswirkungen auf die verbleibenden neun Begegnungen haben wird. "Ich glaube, dass wir weiterhin gute bis sehr gute Spiele machen, weil die Jungs Bock haben, guten Fußball zu zeigen."

Bis zum Sommer kann die Eintracht aber weit mehr als nur Siegprämien verdienen. "Wir haben noch ein großes Ziel", betonte Reenald Koch und meinte damit den Oddset-Pokal. Als "absolute Priorität" bezeichnete Andreas Prohn den Wettbewerb, bei dem es nicht um die Teilnahme am DFB-Pokal, viel Renommee und um garantierte TV-Einnahmen von 75 000 Euro geht.

Im Viertelfinale trifft Norderstedt am Ostermontag entweder auf die SV Halstenbek-Rellingen oder den SC Poppenbüttel. Heute ist hingegen Alltag: Am 26. Spieltag der Oberliga gastiert der Meiendorfer SV um 19 Uhr im Edmund-Plambeck-Stadion.